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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-03/0006
in Deutsch, Latein und Griechisch. Musikalisch
begabt und ein Freund der Geselligkeit, war er
von seinen Schülern wie von den Bewohnern
von Pforzheim in gleicher Weise geschätzt. Sein
Einkommen war aber so gering, daß er froh war,
als er 1789 die Pfarrei Unterwössingen bei Karlsruhe
erhielt.

Am 12. Oktober 1791 — wenige Wochen vor
Hebel — erhielt er einen Ruf an das Karlsruher
Gymnasium. Er unterrichtete in den alten Sprachen
und hatte jeden Monat einmal in der Hof-
kirche zu predigen. 1794 wurde er „Professor
der Beredsamkeit und Geschichte", 1798 Kirchenrat
, 1803 Mitglied des „Lutherischen Kirchenrats
".

In dieser Zeit setzte er sich mit Erfolg für die
Gründung eines Pädagogiums in Lahr ein. Nach
Lahr hatte er verwandtschaftliche Beziehungen.

Wilhelm Zentner schreibt in seiner Gesamtausgabe
von Hebels Brief en' (Karlsruhe 1939) in
einer Anmerkung Seite 729: „Auf Veranlassung
von Hebels Freund Kirchenrat Nikolaus Sander
wurde in dem 1803 an Baden gefallenen vorher
nassauischen Lahr im Jahre 1804 ein Pädagogium
gegründet". Aus diesem Pädagogium ging das
heutige Lahrer humanistische Scheffelgymnasium
hervor, das nun auf ein 150jähriges Bestehen
zurückblicken kann.

In einem in Gedichtform geschriebenen Brief
schreibt Hebel im September 1804 an seinen
Freund Hitzig:

„Mit Liebe und Freude (der Luftballon steige,
Lang schwankt' er gefährlich,
Und hob sich beschwerlich)

Hat Kirchenrat Sanders etwas Junges gezeuget.

In selige Schöpfergefühle verloren,

Hat er einen neuen Trabanten 'geboren,

Wenn's erlaubt zu sagen, daß nur die Lyzeen

Um die verkohlte Sonne am Neckar sich drehen,

Die Pädagogia auswärts hingegen,

Als Monde sich um die Lyzeen bewegen.

Mit reizender Jugend geziert,

Von freundlichen Hören geführt,

Tritt Lahr in die kreisenden Bahnen."

Neben dem Markgrafen Karl Friedrich ist
Hebels Freund Nikolaus Sander sozusagen der
Vater des Lahrer Gymnasiums.

1807 wurde Sander Mitglied des Oberkirchenrats
, 1810 Mitglied des Kirchendepartements. Er
erwarb sich auch Verdienste um das Werden des
Mannheimer Gymnasiums. Er hielt die Eröffnungsrede
bei der Weihe dieser Schule.

Große Verdienste erwarb er sich um den
Zusammenschluß der beiden protestantischen
Konfessionen. Seine Verdienste auf diesem Gebiet
wurden anerkannt durch die Verleihung des
theologischen Ehrendoktors der Heidelberger
Universität.

Selbst unverheiratet, hielt er für junge Leute,
die ihm empfohlen waren, in seinem Hause einen
Tisch. Zu den Tischgenossen zählte viele Jahre
auch Hebel.

Erstmals erwähnt Hebel den „Professor Sander
", seinen Kollegen, in einem Brief an Gustave
Fecht im Jahre 1792. Sie beide legten keinen
Wert darauf, so erfahren wir aus dem Brief, oft

in der Hofkirche zu predigen, „seit genug Geistliche
hier sind". In einem. weiteren Brief an
Gustave Fecht vom Oktober 1794 hören wir von
einer Reise, die Hebel gemeinsam mit Sander
nach Kreuznach, Bingen und St. Goar unternahm
.

Durch die Vermittlung Sanders erhielt Hebel
1799 ein Diplom aus Jena, das ihn zum Ehrenmitglied
der dortigen mineralogischen Gesellschaft
ernannte (der Dankbrief Hebels an die
Gesellschaft ist erhalten).

Im Jahre 1802 schreibt Hebel an Gyßer:
„Euer Proviserliedli het mi rechtschaffe z'lache
g'macht, und 's Sanders seliger Hans Niki vo
Chündringe het au e Freud dra g'ha!" Es war
Oberländer Landsmannschaft, welche Hebel und
Sander verband.

An Nüßlin schrieb Hebel 1813: „Künftige
Woche begleite ich Sander zu den Prüfungen
nach Freistett und Kork".

Im Alter von nicht ganz 64 Jahren starb Sander
: am 21. Januar 1824. Uber Sanders Heimgang
schrieb Hebel an Gustave Fecht am 7. Februar
1824:

„Sander, mit dem ich in 32 Jahren viel Lieb
und Leid durchgemacht habe, endete seine leidensvollen
Tage. Von einem solchen Menschen
lernt man Leben und Sterben. Er verkürzte
seinem Krankenwärter noch in der letzten Nacht
die Zeit mit Erzählungen aus seiner Jugendzeit,
rauchte alsdann in der letzten Stunde mit dem
Bewußtsein, es sei die letzte, noch ein Pfeiflein
Tabak. Beide gingen miteinander aus ... "

Ludwig Sander, der Sohn von Augüst Sander,
verheiratete sich mit der Tochter von Karl Ludwig
Freiherr von Lotzbeck. Er leitete die Lotz-
beck'schen Werke in Augsburg. Ein weiterer
Sohn von August Sander war der Hofgerichtsrat
und Landgerichtsabgeordnete Adolf Sander in
Karlsruhe (1801—1845). Sein Sohn Ferdinand
Sander (1840—1920), vermählt mit Sophie von
Boeckh, übernahm nach dem Tod des letzten
Lahrer Lotzbeck die Leitung des Lotzbeck'schen
Betriebes in Lahr. Nach seinem Tod leitete sein
Sohn Hubert Sander, Oberst a. D., die Lotzbeck-
sche Firma in Lahr, die 1927 aufhörte zu bestehen
. In Offenburg lebt noch ein Bruder von
Hubert Sander, Landrat a. D. Dr. Kurt Sander,
ein Urgroßneffe unseres Hebelfreundes Nikolaus
Sander.

„Die Markgrafschaft'

Monatszeitschrift des Hebelbundes

stellt die Verbindung zwischen den Hebelfreunden in der
Heimat und in der Ferne dar. Wer sie abonniert, hilft
dem Hebelbund bei der Erfüllung seiner vielen und
schönen Aufgaben.

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Hebelbund Müllheim (Baden)

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