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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-03/0012
Markgrafen von Baden. Die Burg ging noch
durch viele Hände — solange sie noch stand und
nachdem sie im Bauernkrieg 1525 zerstört worden
war. Im Jahre 1815 kam sie durch Tausch
an das Haus Baden, das um 1830 den Turm wieder
instandsetzen ließ.

Auf Umwegen nun wieder — Bertholds II.
ältester Sohn Hermann, mit dem Titel eines
Markgrafen von Verona, war der Begründer des
badischen Fürstenhauses — in den Besitz von
Abkömmlingen der Zähringerherzöge gekommen,
bildete die Burg einen wesentlichen Bestandteil
in der Ideologie der Dynastie: Nachdem schon
1763 Schöpflin in seine Historia Zaringo-Badensis
auf einem Kupferstich das Residenzschloß von
Karlsruhe zusammen mit der Turmruine von
Zähringen und den Bildern des Markgrafen Karl
Friedrich und seinen zwei Söhnen in symbolkräftiger
Darstellung und mit entsprechender
Devise hatte vereinigen lassen, um den zähringi-
schen Ursprung der badischen Fürsten zu betonen
, stiftete im Jahre 1812 Großherzog Karl den
Orden vom Zähringer Löwen, auf dessen Kreuz
der Löwe von Zähringen und die Ruine der
Zähringer Burg zu sehen sind.

Hans Bachroth:

Des Hursten - Ambrose Hof lag' am Eingang
des Dorfes Ebenweiler, — dort, wo sich der ver-
krautete Bach in mühsamen Windungen aus den
Tabak- und Dickrübenfeldern löst und entlang
der Dorfstraße einen eiligeren Lauf zu nehmen
beginnt, weil er jetzt ein gemauertes Bett vorfindet
, nicht jedoch — wie die Leute aus den
Nachbardörfern sagen — um das sandtrockene,
armselige Ebenweiler möglichst bald hinter sich
zu lasren.

Nun, jedem gefällt der Ort, wo er geboren
ist. Der Bach war nicht in Ebenweiler geboren,
sondern in den Bergen weit hinten im Osten.
Und da er nicht dahin zurück konnte, meinte er,
er müsse über die Ebene hinüber zu den Voge-
sen laufen. Nur deshalb eilte er sich so, Ebenweiler
hinter sich zu lassen.

Der Hursten - Ambrosi aber war in Ebenweiler
zur Welt gekommen und ebenso sein
Vater und sein Großvater auch. Und er wollte
gar nicht weg von seinem alten Haus mit dem
schwarzgebeizten Fachwerk, von seiner Scheuer
und dem Stall, den er selber dazugebaut hatte.
Wenn er des Abends für eine Weile am Gartenzaun
lehnte, wunderte er sich, wie hurtig der
Bach über Schüsselscherben, rostende Faßreifen
und löcherige Kaserollen sprang, und konnte sich
nicht erklären, wie es jemand so eilig haben
konnte, in eine ungewisse Ferne zu laufen.

Dabei hatte der Ambrosi selbst eine gewisse
Ähnlichkeit mit dem Bach. Denn, wie gesagt,
immer nur für eine Weile sah er dem Bach zu,
dann fiel ihm wieder etwas ein, das zu tun war:
am Scheunengiebel mußte ein Brett gerichtet
werden, die Angeln des Hoftors schrien nach
Schmierfett und sicher war auch der Ablauf-

Das alles mag überdenken, wer an einem
schönen Tage vom Dorfe Zähringen aus durch
die Pochgasse — der Name erinnert an die mittelalterliche
Erzverarbeitung und damit an die
dort betriebenen Bergwerke — zur Burgruine
hinaufsteigt. Von dem buchenumstandenen Rasenplatz
aus, darauf der Turm steht, bietet sich
ein schöner Anblick: dem Schwarzwald zu, über
das Wildtal hinüber, die mannigfachsten Berglinien
, gegen Süden und Südwesten die westlichen
Teile der sich immer mehr ausbreitenden
Stadt Freiburg, dahinter der Schönberg, im
Westen über die Freiburger Bucht hinweg der
Kaiserstuhl und Teile der Vogesen. Immer spielt
der Wind über dem Platz, und die Jahreszeiten
ändern den Hagbuchen das Laubkleid. Unerschüttert
steht seit fast 700 Jahren der Turm,
wenn auch nun grau und mürbe vor Alter, und
scheint an eine Lebensregel des gleichmütigen
Berthold IL, seines Erbauers, mahnen zu wollen:
Wenn dieser merkte, daß Boten mit schlechten
Nachrichten in ihrem Berichte zögerten, soll er
sie gern mit folgenden Worten aufgemuntert
haben: Sagt's nur heraus, denn ich weiß ja, daß
auf traurige Botschaften am Ende doch wieder
fröhliche kommen!

dohlen verstopft. Und der Ambrosi ging noch
einmal ans Werk, so spät der Abend auch war.

Tagsüber ließ es ihm erst recht keine Ruhe.
Gab es keine Arbeit auf Feld und Matte, so
krauterte er in Haus und Hof herum — auch am
Sonntag. Und stets im blaukarierten Hemd und
alten Riebelesamthosen und Holzschuhen. Wenige
Leute in Ebenweiler konnten sich erinnern,
den Hurst je im Feiertagsgewand gesehen zu
haben.

Natürlich hatte er eines und hatte es auch
schon angehabt. Denn irgendwann hatte er ja
auch Hochzeit gehabt und irgendwann auch seine
Tochter zur Taufe gebracht. Es ist sogar möglich,
daß er bei diesen beiden Gelegenheiten sogar in
einem Wirtshaus gewesen war. Sonst sah man
ihn nämlich nie in einem Wirtshaus. Niemals.
Obwohl er die Versuchung zum Wirtshausgehen
täglich sozusagen vor der Nase hatte. Denn über
dem Bach drüben stand der „Pflug" und lockte
mit verschnörkeltem Schild und kühlem Biergeruch
. Manchen Abend und ah allen Sonntagen
sah der Hurst die Nachbarn einen um den andern
in die Wirtsstube treten. Er sah durch die
offene Tür, wie sie um den Stammtisch saßen, —
sah ihre Hüte in ordentlicher Reihe hinter ihnen
an den Rehgehörnen hängen und sah das Bier in
den Gläsern schäumen. Er hörte die Männer mit
lauten, hohen Stimmen diskutieren, über das
Wetter, das Vieh und die Politik. Zuzeiten hatte
er sich bei dem Wunsch ertappt, auch einmal
dabei zu sein und auch einmal von dem kühlen
Bier zu versuchen. Aber viel lag ihm eigentlich
nicht daran. Und so schlenkerte er in solchen
Augenblicken abweisend und mit einem verächtlichen
„Äh, so ebbs!" die Hand zur Seite und
suchte sich eine Arbeit und war zufrieden, wenn

Dm fpäte 2Mec

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