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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-03/0015
steilten, deren Existenz den Fortbestand der
Stadt verbürgte; nach Zünften gliederte sich in
Gefahrenzeiten das bewaffnete Aufgebot einer
Stadt, den Zünften als militärischen Einheiten
waren einzelne Tore oder bestimmte Strecken
der Stadtmauer zur Verteidigung anvertraut. Das
blieb so selbst nach dem Aufkommen der Feuerwaffen
und der besoldeten Landsknechttruppen.
In der Schilderung der Urkunde ist noch ein
Hauch von der Freiwilligkeit, dem freiwilligen
Verpflichtetsein innerhalb eines Gemeinwesens
zu spüren, die in jenen Zeiten die Waffenübungen
des Bürgers umgab: Er übte sich angesichts
seiner Gemeindegenossen, zeichnete sich vor
ihnen aus oder versagte vor ihnen, und wußte,
wen und welche Werte er auf seinem Platze auf
der Mauer oder innerhalb des Zunftfähnleins
verteidigte — alles Antriebe und Gesichtspunkte,
die uns im Zeitalter der Massenheere Mitteleuropas
Lebenden verloren gegangen sind — mit
Ausnahme der Schweiz, wo sich in traditionsgebundenem
und vom Wellenschlag der Völkergeschichte
weniger berührten, gleichsam im toten
Winkel europäischer Geschichte, dieses eigentlich
beneidenswerte Bürgergefühl der Verantwortlichkeit
des Einzelnen noch erhalten und auch in
Hinsicht auf die Waffenübung bewahren konnte,
während bei den meisten anderen Völkern Mitteleuropas
der Zwang des allmächtigen Staates
vielfach töricht unterdrückte und leider auch
mißbrauchte, was an Einsatzbereitschaft und
Waffenfreude in den Männern der jüngeren Jahrgänge
von Natur aus leben würde. — Aber
genug der Überlegungen, und zurück zu den nun
waffentechnisch und historisch werdenden Äußerungen
der Lörracher Urkunde:

„Die ersten Büchsen waren mit Luntenschlössern
versehen, dann kamen Schlösser mit Räder, später
die Feuersteinschlösser, welche aber längst wieder
den Percussionsschlössern weichen mußten. Die Anwendung
eines Zuges im Laufe, um der Kugel eine
sichere Richtung zu geben, wurde bald eingeführt.
Das Auflegen der damaligen schweren und langen
Büchsen erhielt sich außerordentlich lange Zeit, und
ist selbst heute noch in vielen Städten Deutschlands
üblich.

Auf die Geschichte unserer eigenen Gesellschaft
übergehend, zeigt sich, daß schon im Jahre 1564
Scheibenschießen dahier abgehalten wurden, und
zwar mit Unterstützung der Regierung unter Markgraf
Karl II. Im Jahre 1642 hielten die vier Fähnlein
Schopfheim, Rötteln, Weil und Sausenhard Schießübungen
in dem hiesigen Schützenhaus, welches sich
damals noch auf der Haagener Staße, auf dem jetzigen
Grundstück des Zimmermanns Reichert, befand.

Bei Erhebung Lörrachs zur Stadt im Jahre 1682 durch
Markgraf Friedrich Magnus erhielt das Schützenwesen
neuen Aufschwung, indem dabei erstmals eine
Schützenzunft konstituiert wurde.

Dieses geschah unter Landvogt R. von Gemmingen
zu Rötteln. Statuten wurden gegeben und der
Schützenzunft ein jährlicher Staatszuschuß von zwölf
Gulden, nach damaliger Währung fünfzehn Pfund,
bewilligt, welcher fortan erhoben wurde und erst im
Jahre 1838 zu fließen aufhörte.

Infolge des spanischen Erbfolgekrieges trat Stillstand
ein, und das Schützenhaus wurde sogar zerstört.

Im Jahre 1717 wurde ein neues Schützenhaus an der
Brombacher Straße gebaut, wozu die Regierung
240 Gulden beitrug. Durch Markgraf Karl Wilhelm
wurden 1718 neue Statuten gegeben. In den Jahren
1725 und 1759 machte die Geistlichkeit Versuche, das
Schießen an den Sonntagen zu verhindern, allein
beide Male ohne Erfolg. Von 1759 an trat wiederholt

Brunnen in Britzingen Federzeichnung von Fritz Kummer

Stillstand ein, und die Stadt bezog zum ersten Male
die Nutznießung des Schützenplatzes unter Bürgermeister
Bögner.

Neuer Aufschwung zeigte sich wieder im Jahre 1770
unter Burgvogt und Schützenhauptmann Sonntag
und Lieutenant Küp.fer. Eine Fahne, eine Trommel,
drei Stücklein auf Lafetten und ein Schützenstammbuch
wurden gestiftet.

Von Markgraf Karl Friedrich erging 1794 eine Aufforderung
an die Stadt zur Rüstung gegen die Franzosen
. Außer der schon 1756 gebildeten Stadt-Kompagnie
von 25 Mann, welche von dem Fürsten mit
Stutzern, den sogenannten Karl - Friedrich - Stutzern,
nebst Zubehör beschenkt wurden. Ein Exerzier-
Reglement wurde gegeben, und bald darauf erfolgte
von Seiten des Fürsten eine Dankes - Anerkennung
für den an den Tag gelegten Eifer. Um jene Zeit
begann auch die jährliche Begehung eines heiteren
Stadtfestes, am 24. August, dem Bartholomäustag,
Namensfest des Schützenpatrons von Lörrach. Die
Mannschaft zog auf den Schießplatz, übte sich im
Feuer, und der Tag verging in heiteren Belustigungen
für jung und alt.

Im Jahre 1796 wurde ein Zeiger durch seine eigene
Unachtsamkeit erschossen, dem unglücklichen Schützen
, Zuckerbäcker Schmerler, aber eine Strafe von
dem Fürsten gnädigst erlassen.

Nach jener Zeit wurde das Schützenhaus von den
hier durchziehenden deutschen und französischen
Truppen als Wachlokal benutzt, wobei es übel zugerichtet
wurde. Dieses wiederholte sich 1799, und das
Haus mußte infolgedessen wegen Baufälligkeit abgebrochen
werden. Wegen dem Neubau desselben
kam es zu einem Prozeß zwischen der Gesellschaft
und der Gemeinde, der mit einem Vergleich unter
Bürgermeister Weidenbach endete. Leider wurde jedoch
dieser Vergleich von der Regierung nicht genehmigt
und die Gesellschaft begnügte sich nun mit
der Erstellung eines einfachen Bretterhauses.

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