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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-03/0016
Die Kriegsjahre 1812 bis 1815 brachten einen neuen
Stillstand, dagegen das Jahr 1819 neues Leben unter
Fridolin Rupp.

Endlich wurde im Jahre 1823 an der Stelle der Bretterhütte
ein neues steinernes Schützenhaus durch
freiwillige Beiträge der Mitglieder und Bürgerschaft
aufgebaut und die Gemeinde lieferte unentgeltlich
das nötige Bauholz. Herr Fabrikant Peter Köchlin
dahier leitete den Bau und brachte persönlich große
Opfer, um das Unternehmen durchzuführen. Er schoß
der Gesellschaft die ungedeckt gebliebene Summe
vor, welche nach und nach von der Gesellschaft wieder
heimbezahlt wurde. Die Gemeinde, welche schon
längst gewohnt war, den Schützenplatz als ihr
Eigentum zu betrachten, übernahm nun auch das
Schützenhaus als Eigentum, mit der Verpflichtung,
dasselbe aber stets der Schützengesellschaft zur Benützung
zu überlassen.

Damals wurde auch hier noch aufgelegt geschossen.
Die Scheiben waren frei und der Zeiger kam nach
jedem Schuß hervor, um denselben zu zeigen. An
der Stichscheibe waren Böller und Hanswurst angebracht
, um gute Schüsse zu kennzeichnen.

Im Jahre 1828 wurde hier vereinzelt angefangen, von
freier Hand zu schießen, wobei der Freihandschütze
auf der Stichscheibe den andern gegenüber drei
Schüsse mehr erhielt.

Bald wurde es aber allgemein, und weil dabei viel
rascher wie sonst geschossen wurde, so mußten auch
infolgedessen die Scheiben so eingerichtet werden,
daß der Zeiger unmittelbar bei der Scheibe seinen
sicheren Platz fand, von wo aus er ohne alle Gefahr
stets den Schuß rasch zeigen konnte.

Eine neue Umgestaltung der Stutzer fand nach dem
Jahre 1844 statt, indem hier zum erstenmale Spitzkugeln
von ganz kleinem Kaliber, 60—70 aufs Pfund,
in Anwendung kamen, welche sich weit sicherer als
die bisherigen Rundkugeln erwiesen.

Nach dem Revolutionsjahr 1848 fand neuer Stillstand
statt und das Schützenhaus wurde von dem hier
befindlichen Militär abermals nicht unbedeutend
mitgenommen, so daß bei der Kriegskostenausgleichung
von der Gesellschaft eine Entschädigung beansprucht
und erzielt wurde.

Im Jahre 1854 begannen die Schießübungen von
neuem. Schon einige Jahre vorher waren Pläne aufgetaucht
, das bisherige Schützenhaus, weil es zu
wenig Sicherheit bot und dem Zugwind des Tales
allzusehr ausgesetzt war, auf den jetzigen Platz,
Läuselhard genannt, zu verlegen, indem dieser die
gewünschte Sicherheit und zugleich eine prachtvolle
Aussicht auf die Stadt, das Tal und die benachbarte
Schweiz gewährt.

Als endlich die Gemeinde sich herbeiließ, der Gesellschaft
eine Ablösung des bisherigen Schützenplatzes
im Betrage von 700 Gulden anzubieten und derselben
das Schützenhaus zum Abbruch zu überlassen,
so beschloß die Gesellschaft 1856, jenen Verlegungsplan
ungesäumt zur Ausführung zu bringen. Es
wurden Schuldscheine zu 25 Gulden zu 4 % per Jahr
verzinslich ausgegeben, unter lebenslänglicher Garantie
jedes einzelnen Mitgliedes für den ihn treffenden
Zinsanteil, und in kurzer Zeit war ein Kapital
von ungefähr 7000 Gulden gezeichnet. Auf diese
Weise konnte in demselben Jahr der nötige Platz,
zirka 1000 Gulden kostend, erworben, und selbst
noch mit den Erdarbeiten begonnen werden.

Das alte Schützenhaus wurde an Kaufmann C. R.
Gebhard zum Abbruch für 450 fl. verkauft, wobei
noch Fenster, Kreuzstöcke und Türengestelle zur
Verwendung beim neuen Schützenhaus vorbehalten
wurden.

Für die Leitung des Neubaues wurden die Schützenmitglieder
Paul Feldkirchner, Reinhard Vogelbach
und Friedrich Enderlin ernannt.

Der Plan wurde von Zimmermeister Friedrich Staub
entworfen, das ganze im Submissionsweg vergeben,
wobei sich Zimmermeister Fr. Staub und Maurermeister
Josef Adler, Schlossermeister Jak. Wiedmer,
Glaser Joh. Fr. Rupp und Zimmermeister Moritz
Weiß beteiligten. Der Kostenüberschlag beträgt
zirka 6500 fl.

Damit das Gesellschäftsvermögen niemals, weder
von den einzelnen Mitgliedern der Gesellschaft, noch
von der Gemeindebehörde in Anspruch genommen
werden kann, so soll noch mit der letzteren folgendes
Abkommen getroffen werden: Für den Fall, daß die
Gesellschaft sich auflösen sollte, hat die Gemeinde
das Eigentum der Gesellschaft so lange zu verwalten,
bis sich eine neue Gesellschaft gebildet haben wird".

Nachdem so alles Wissenswerte über das Lörracher
Schützenwesen in alter Zeit wie in der
Gegenwart vorgebracht ist, kommt die Urkunde
auch auf die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse
im Lörrach des Jahres 1857 zu sprechen:

Zur Bezeichnung unserer weiteren gegenwärtigen
Verhältnisse wird in Kürze noch das Folgende angeführt
: Die Gemeinde Lörrach zählt jetzt zirka 3400
Einwohner, welche Zahl sich hauptsächlich durch die
blühenden Etablissements der Herren P. Köchlin und
Söhne, Druckerei von Calicos und Wollentüchern, der
Herren vom Hove und Comp., Cassinet- und Halblein
-Fabrikanten, der Herren Gebrüder Großmann,
Spinnerei und Weberei, in letzter Zeit so gehoben
hat. Es bestehen drei Volksschulen, eine Knaben-,
eine Mädchen- und eine Fabrikschule, ein Pädagogium
, verbunden mit einer höheren Bürgerschule.

Die gegenwärtigen Preise der Lebensmittel sind ungefähr
folgende: das Malter Weizen 18 fl., Mischlet
14 fl., Gerste 12 fl., Roggen 12 fl., Haber 6 fl., der
vierpfündige Laib Schwarzbrot 17 kr., die Ohm Wein
hiesiges Gewächs 1856er 24—30 fl., das Klafter vier-
schühiges buchenes Brennholz 22 fl., das Pfund Butter
27 kr., das Pfund Mastochsenfleisch 14 kr.

Dann aber kommt die Urkunde mit vielen* Segenswünschen
für das neue Schützenhaus und seine
Benutzer zu ihrem Ende:

So möge denn unter Gottes Allmächtigem Schutze
das neue Unternehmen gedeihen, den Bewohnern
Lörrachs und der Umgebung stets die Stätte eines
edlen Vergnügens im Vereine mit Eintracht und
Frohsinn bieten. Mögen sie dieses Institut, welches
unsere Vorfahren mit soviel Vorliebe und Beharrlichkeit
gepflegt und uns aufbewahrt, welches wir
ebenfalls mit treuer Liebe und Aufopferung großgezogen
, mögen sie es ebenso treu bebauen und
pflegen, um es unseren Nachkommen als ein heiliges
Vermächtnis unangetastet zu erhalten.

Lörrach, den 21. März 1857

(Folgen die Unterschriften.)
(„Oberländer Bote" Nr. 37 vom 25. 3.1857.)

Schade, daß der Berichterstatter von damals die
Unterschriften der Schützenbrüder nicht mit hat
abdrucken lassen; mancher Lörracher könnte
heute den einen oder andern seiner Vorfahren
unter den Namen der Unterzeichner finden.

Daß sich die Rede des Bürgermeisters Kalame
wie auch die Urkunde mit Recht auch an die
Schützen der Umgebung wandte und der Schützenhausneubau
in Lörrach auch andernorts in
der Markgrafschaft begrüßt wurde, hatte schon
vor der Grundsteinlegung ein Brief aus Müllheim
gezeigt, den der ,,Oberländer Bote" sicher gern
abdruckte (Nr. 36 vom 23.. März 1857). Der Briefschreiber
spricht seine Genugtuung über den
begonnenen Neubau in Lörrach aus und fährt
dann fort:

„. . . auch die Schützen Müllheims freuen sich, in
dessen geweihten Hallen recht bald als Müllheimer
Schützenverein, mit flatternder Fahne Lörrachs
Schützengruß zu empfangen. — Denn wißt, seit
einem Jahr hat sich hier ein recht munterer und
lebensfähiger Schützenverein organisiert, der im
verflossenen Oktober sein erstes „Endschießet" hielt.


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