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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-06/0005
schon langen Leben kennen gelernt habe, hat
mir einmal gesagt, eine Anekdote von Hebel
mute ihn an wie ein Stück Erzählung von Hero-
dot, oder umgekehrt: ein erzählendes Stück
Herodot mute ihn an wie eine Anekdote von
Hebel. Ich habe dieser großartigen Kennzeichnung
Hebels nichts hinzuzufügen".

Welch großer Wertschätzung sich Hausenstein
in der Welt erfreut, bezeugt die „Festgabe" —
Beiträgen von Männern wie Theodor Heuss,
Reinhold Schneider, Alfred Kubin, Emil Pree-

torius, Ernst Penzold u. a. — die anläßlich seines
70. Geburtstages erschien. Der nun in München
im „Ruhestand" lebende Sohn des Schwarzwalds
ist ein Deuter der Kunst und des Lebens: Forscher
und Künstler zugleich, ein Meister der
Sprache, eifi Vermittler zwischen den Völkern
Europas, ein „Minnesänger der Kunst, der Welt,
der Heimat". Wenn Hausenstein ein „Meister der
Sprache" wurde, so hat er es, nicht zum geringen
Teil — wie Wilhelm Schäfer und Emil Strauß —
Hebel zu danken.

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Der Anfang des vorigen Jahrhunderts brachte
die Entstehung des späteren Landes Baden. Der
Markgraf wurde erst Kurfürst und bald darauf
Großherzog. Die Zusammenfassung der bisher
selbständigen Gebiete erforderte eine Reihe organisatorischer
Maßnahmen. Im Verlauf dieser
Neuordnung der inneren Verwaltung wurden
1810 in unserer Gegend Kandern, Müllheim und
Schopfheim Amtsstädte. Trotzdem noch weiterhin
Söhne des Landes unter Napoleons Fahnen
kämpften, empfand man hier doch angenehm,
daß endlich im Lande Ruhe war. Lange genug
waren Truppen aller Art in unserer Heimat gewesen
. Das gesellige Leben fing überall an, sich
zu entfalten. Lesegesellschaften entstanden, die
bald über bedeutende Bücherbestände verfügten
und daneben auch Zeitungen hielten. Aber auch
Musik- und Gesangvereine entstanden, zuerst
wohl kleine Kreise, welche die Hausmusik pflegten
und zum Klavier oder zur Gitarre Arien aus
den neuen Opern vortrugen. Es wird wohl allenthalben
gelten, was Höchstetter in seiner Geschichte
der Stadt Lörrach von den Beweggründen
sagt, die dort den Gesangverein ins Leben
riefen: Hebung und Belebung des Kirchengesangs,
musikalische Bildung der Mitglieder unter sich,
Gesang und geselliges Vergnügen. Das älteste
Tagebuch des Gesangvereins Kandern bietet uns
eine Fülle von Einträgen, die zeigen, wie damals
geselliges Leben gepflegt wurde.

tSo gingen die „singenden Mitglieder nebst
einigen andern aus der Gesellschaft" am 29.
August 1835 nach Auggen, um dem Konzert des
dortigen Vereins beizuwohnen. Man sang gemeinsam
„O sanctissima"; die übrigen Lieder sind
nicht vermerkt. Aber der Herr Direktor Haug
und Präsident Kurz in Auggen gaben das Versprechen
, zur nächsten Abendunterhaltung nach
Kandern zu kommen. Diese Abendunterhaltungen
sind eine Sache für sich. Auf dem Programm
stehen im ersten Teil elf Nummern, im zweiten
Teil zehn Nummern. Am 21. Dezember 1834 wurden
vorgetragen: Ouvertüre aus Jery und Bädely,
Musik von Frey; vierstimmiger Gesang, Choral
aus Joseph und seine Brüder von Mehul; Duett
mit Klavierbegleitung aus der Stummen von
Portici von Auber; Potpourri aus Tancred von
Rossini, Klavier und Gitarre; vierstimmiger Gesang
mit Instrumentalbegleitung „Der Herbst am
Rhein" usw. Ein Baß-Solo „Der gefoppte Affe"

fehlte nicht. Den Schluß bildete „Variationen für
Klarinette, Flöte und Horn". Nach Beendigung
eines solchen „Konzerts" begann das Abendessen
, an dem jeweils über hundert Personen
teilnahmen. Und dann kam der Ball. Manchmal
hatte man auch Solisten von auswärts. Am 19.
November 1837 war der Besuch nicht so gut wie
sonst; doch waren über zweihundert Zuhörer
zugegen. Mademoiselle Zähringer von Sulzburg
hatte die Güte mitzuwirken. Man rühmt ihre
„gewandte, starke und schöne Stimme und die
Unerschrockenheit, mit der sie vorträgt". Gerühmt
wird ferner die schöne Stimme von Herrn
Pfarrer Meier von Bürgeln, der regelmäßig mitwirkte
, ebenso die Herren Pfarrer Schnaibel von
Vogelbach und Vikar Bürgelin von Kandern.

Hier muß ein Wort über die Bergwerksmusik
eingeschaltet werden. Diese Musik unterstand
dem Verwalter des Bergwerks, Leopold Hug, der
als Bergrat hier 1856 starb. Hier in Kandern
lebte um dieselbe Zeit sein Schwager Franz de
Paula Brenzinger als Arzt. Brenzinger war Vorstand
des Gesangvereins. So könnte man also
annehmen, daß die Zusammenarbeit von Gesangverein
und Bergmusik keine Schwierigkeiten gemacht
hätte. Man hatte einige Musiker als Ehrenmitglieder
in den Gesangverein aufgenommen,
weil sie keinen Beitrag zahlen sollten. Um sie
fester an den Verein zu binden, nahm man sie
später als ordentliche Mitglieder auf. Aber jetzt
war es Hug, der sie nicht zu allen Anlässen freigab
. Es kam zu lebhaften Auseinandersetzungen
und Hug erklärte, daß er die Musik auf den jetzigen
Stand gebracht habe und zwar mit großen
Opfern. Und besonders dadurch, daß er ihren
Willen dem seinigen unterordnete. Ein gedeihliches
Fortkommen sei nur zu erwarten bei
streng durchgeführtem monarchischem Prinzip;
er werde sich daher das Recht nie nehmen lassen
, nach seinem Gutdünken über die Musik zu
verfügen. Der Gesangverein mußte einsehen, daß
die Bergmusiker nicht ordentliche Mitglieder
sein konnten. Unter Hug erhielten sie die Musikstunden
bezahlt, wie wenn sie im Beruf gearbeitet
hätten, als Stundenlöhne. Im Sommer 1856
heißt es in einer Eingabe der Hüttenverwaltung
an das Finanzministerium u. a.: „Die Kanderner
Bergmusik muß erhalten werden, weil die
Knappschaft des Kanderner Erzreviers mit ihrem
Musikkorps mehrfach schon Veranlassung hatte,

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