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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-07/0007
Römische Badruine in Badenweiler

Aus: J. N. Müller, Badenweiler

ausruhen! Ist der Raum mit seinem hohen, halbrunden
Gewölbe nicht eine großartige Idee unseres
Baumeisters? Hier fühlt man nichts von
der bedrückenden Enge unserer Villen und ist
doch geborgen. Mächtig spannt sich der Bogen
über uns, und ungehindert kann das Licht hereinfluten
durch die breiten Fenster. Doch wir wollen
auch der zweiten Halle einen Besuch abstatten
. Sie ist nicht weniger imposant als die,
die du gerade bewundert hast". „Oh!" ruft der
Jüngere aus, als sie den zweiten Badesaal betreten
, „du versprichst in der Tat nicht zuviel. Auch
hier paaren sich Kühnheit des Architekten und
Talent des Baumeisters zu einem herrlichen
Triumph. Doch sage mir, was jene Nischen dort
bergen, deren Öffnungen durch Vorhänge verdeckt
sind?" „Gern will ich dir Rede und Antwort
stehen, wisse jedoch vorerst, daß ich hier
ein trauriges Thema berühren muß. Siegreich
sind unsere Legionen vorgedrungen in all den
Jahrzehnten bis hierher ins Land der Germanen,
andernorts bis vor die Tore des Perserreiches.
Doch nicht ohne Opfer war dieser Weg zu beschreiten
, und mancher Soldat mußte Fuß oder
Hand, Arm oder Bein auf dem Schlachtfeld lassen
. Jenen Tapferen sind diese Nischen vorbehalten
, da sie im großen Gemeinschaftsbecken
nicht mittun können. Abgießungen und Abreibungen
mit dem heilkräftigen Naß lassen die
Wirkungen der Therme auch ihnen zuteil werden
". „Und wohin führen die beiden Türen auf
der Gegenseite?" hören wir Lucius fragen. Unermüdlich
gibt der andere Auskunft. „Diese Türen
führen zum Sudatorium 7) und zum Frigidarium8).
Die Quelle, die uns hier die Becken füllt, ist nur
mäßig warm, und ungern missen die Gäste die
den Blutkreislauf belebende Wirkung eines
Wechsels zwischen heißem und kaltem Wasser.
So wurde vor nicht allzu vielen Jahren diese
Änderung des ursprünglichen Baues vorgenommen
. Und nun kannst du vom Badesaal aus diesen
Raum durch jene Pforte erreichen, durch eine

Querverbindung zum kreisrunden Frigidarium
hinüberwechseln und anschließend wiederum im
lauen Quellwasser von diesem heilsamen Rundgang
ausruhen. Doch warte bis morgen, und du
wirst die belebende Kraft eines derartigen Bades
am eigenen Körper kennen lernen". „Du sprachst
davon, daß diese Einrichtungen noch nicht allzu
lange bestehen. Hast du die Anlagen auch bereits
vor dem Umbau gekannt?" „Ich selbst kenne sie
nur in ihrer heutigen Gestalt, doch berichteten
mir ältere Freunde, die längst im Orkus weilen,
daß diese Neuerungen in einen langgestreckten
Raum eingebaut wurden, der als Basilica Ther-
marum9) diente. Nur ungenaue Kunde habe ich
aus jenen Zeiten erhalten, doch sollst du das
wenige erfahren. Jene Basilica thermarum barg
einst den Altar mit dem Bilde der Quellgottheit,
der heute in der Eingangshalle gegen Sonnenuntergang
seinen Platz gefunden hat. Dort
konnten unsere Vorfahren ihre Weihe- und Dankopfer
niederlegen, konnten aber auch an zwei
Laufbrunnen ihren Becher mit heilsamem Wasser
füllen, konnten in der Wandelhalle oder auf
der darüberliegenden Terrasse lustwandeln und
den Blick ins Tal schweifen lassen. All das ist
verschwunden. Doch wollen wir dem Altar unseren
Besuch nicht versagen".

Gemächlichen Schrittes gehen unsere beiden
Freunde durch die hohen, lichten Hallen zurück.
Draußen wenden sie sich talwärts, um auf gepflegten
Wegen unterhalb des Badegebäudes die
andere Seite zu gewinnen. „Warum dieser Umweg
?" forscht Lucius seinen Begleiter aus. „Hätten
wir unseren Rundgang im Inneren nicht fortsetzen
können?" „Nein, Lucius, hast du nicht
bemerkt, daß keine Pforte hinüberführt in die
andere Hälfte der Anlage? Hier hat der Architekt
einen Plan zugrunde gelegt, wie ich ihn

7) Schwitzbad.

8) Kaltwasserbecken.

9) Quellheiligtum.


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