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BADEN W EILER
Het die Welt in ihre Breite
nomol sone Platz z'vergee?
Cha me soviel Herrlichkeite
naime wohl e zweitsmol seh?:
Milde Himmel, Tannewälder,
an de Halde edle Wii,
grüeni Matte, Ährifelder--
Augeweid so wit i sieh!
Hoch vom Blaue brusche d'Quelle,
wusle froh durah in's Tal,
spiegle in de Silberwelle
Sterneliecht un Sunnestrahl.
Überall in dine Grenze,
wo der Wald si Ode zieht,
isch e Tones un e Glänze,
singt d'Natur ihr lieblig Lied!
Wil der Himmel di so segnet,
git au d'Erde gern ihr Teil;
was nit us de Wolke regnet,
het die gueti Erde feil,
schenkt us ihrem warme Cherne
Heil im wundersame Quell,
hängt di Name hoch in d'Sterne,
loßt-en lüüchte groß un hell.
Badewiler, Gottesgarte,
trag di Name wie-ne Schild,
daß im Hoffe un Erwarte
allewil er ebis gilt!
Un solang am Blauen obe
un im Chlemm e Tanne stoht,
soll me hoch de Name lobe,
soll er lüüchte ohni Not!
Fritz Wolfsberger
auf meinen Reisen durch unser Römisches Reich
nur an wenigen Plätzen wiedergefunden habe:
alle Teile des Bauwerkes sind zweimal vorhanden
. Stellst du dich hier vor die breite Front und
könntest nun mit deinen Blicken die Mauern
durchdringen, so würdest du sehen, wie sich im
Innern sämtliche Räume aneinandergliedern wie
meine geöffneten Hände, die ich hier nebeneinander
halte". Und während Gajus die Hände ausbreitet
und aneinanderfügt, sinnt der Jüngere
eine Weile den Worten seines Begleiters nach.
Dann aber bricht es aus ihm hervor: „Fürwahr!
Schöner und prächtiger könnte ich mir die Thermen
in den großen Städten des Reiches nicht vorstellen
. Die Wandelhalle mit der Terrasse darüber
mag in früheren Zeiten dem Ganzen ein
noch großartigeres Aussehen verliehen haben, als
es heute die flachen Anbauten tun können. Doch
spürt man immer noch, daß hier Baumeister am
Werke waren, die mehr gesehen haben als ein
paar kümmerliche Landstädtchen in den Provinzen
. Komm, Gajus, führe mich nun noch zu dem
Altar der Göttin, den du vorhin erwähntest.
Laß uns dort in Andacht weilen, wo schon so
viele unserer Vorfahren ihre Bitte um Genesung
und ihren Dank für gewährte Heilung zum Ausdruck
gebracht haben". „Gern will ich deinem
Wunsch entsprechen, junger Freund; denn auch
mich zieht es immer wieder an jenen Ort, wo ich
stille Zwiesprache halten kann mit den Göttern.
Ein Hauch von Trauer erfüllt mich allerdings
jedesmal, wenn ich daran denke, daß der geheiligte
Raum im Mittelpunkt des Gebäudes, jene
Basilica thermarum, von der ich Dir vorhin berichtet
habe, aufgegeben wurde und unsere Götter
nur noch so am Rande, gleichsam im Vorbeigehen
gewürdigt werden. Stelle dir jene breitausladende
, lichtdurchflutete Wandelhalle vor,
aus der man einst in das dämmerige Heiligtum
hineintrat — vor der halbkreisförmigen Nische
der Altarstein und darauf das Bild der Göttin —
rechts und links davon jedoch die köstliche Gabe:
das heilende Quellwasser, das im munteren Sturz
aus den Brunnen in die willig sich öffnenden
Schalen fließt — Sinnbild der unaufhaltsam sich
schenkenden Natur. Und all das nun aufgegeben
— herausgerückt aus der Mitte — an den Rand
hingeschoben — geduldet! Doch was rede ich:
was uns Alten lieb und wert war, wird euch
Jüngeren gleichgültig erscheinen und denen, die
nach Euch kommen, gar ein Dorn im Auge sein.
Das ist der Welt Lauf, und wir können uns ihm
nicht entgegen stemmen. Komm nun, Lucius,
verzeih meine trüben Gedanken. Wir sind am
Ziel. Dort in der Eingangshalle steht das Götterbild
auf dem Altar".
Und nun nähern sich die beiden dem Heiligtum
. Sie beugen das Knie vor dem Stein mit
seinem Bild — demütig und selbstvergessen der
Ältere, doch auch der Jüngere erfüllt von der
Weihe des Augenblicks. Stumm verweilen sie
eine kurze Spanne Zeit, dann treten sie leise zurück
und suchen den Schatten einer alten Eiche
auf. Eine Steinbank lädt sie zum Ausruhen ein.
„Sahst du die Worte, die der Meißel des Künstlers
in den Stein gegraben hat?" nimmt Gajus
das Gespräch wieder auf. „Wohl sah ich sie", gibt
Lucius zurück, „doch muß ich beschämt gestehen,
daß ihr Sinn mir nicht ganz klar ist. DIANAE
ABNOBAE las ich — der Diana Abnoba geweiht
! Mich nimmt nicht wunder, daß die Göttin
der Jagd in dieser wald- und wildreichen Gegend
Verehrung findet. Was aber bedeutet Abnoba in
diesem Zusammenhang?" „Oh Lucius! Wie lange
weilst du schon hier im Lande und kennst Abnoba
nicht?! Hast du den Worten deiner Lehrer
in den Schulen so wenig Gehör geschenkt? Denn
ich kann mir nicht denken, daß sie die Schriften
der Alten nicht erwähnt hätten, die das Waldgebirge
zwischen Rhein und Donau als Silva
Abnoba bezeichnen. So erfahre denn von mir:
Abnoba ist eine Gottheit, die von der Bevölkerung
dieses Landstriches verehrt wird. Daß sie
zusammen mit Diana auftaucht, beruht auf alten
Gepflogenheiten, die du in allen Provinzen
unseres weiten Reiches wiederfindest. Möge es
Geheimnis der Priester bleiben, was auch immer
sie zu dieser Götterpaarung veranlaßt haben
mag. Daß es nicht falsch war, siehst du daran,
daß unser Hiersein bislang unter günstigen Zeichen
stand. Mögen die Götter ihre Gunst nicht
von uns nehmen und uns wohlgesinnt bleiben —
uns und den kommenden Generationen zum
Heile". „Dank, treuer Freund, für deine kundigen
Worte und verzeih meine Unkenntnis. Was
du mir heute sagtest, will ich wohl behalten und
weiterreichen all denen, die mich darum befragen
. Doch siehe — die Sonne steht im Zenit. Wir
wollen ins Haus zurückkehren und uns in seinem
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