http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-07/0011
Gehen wir von den ur- und frühgeschichtlichen
Feststellungen über zu den geschichtlichen
Begebenheiten so begegnet uns die Sirnitz erstmalig
in dem „Waldbrief" von 1428, der sich mit
den Rechtsverhältnissen der Waldungen von der
Grüneck am Westhang des Blauen beginnend,
den Nordhang dieses Berges, des Stockberges und
der Brandeck entlang ziehend bis zum Köhlgarten
bzw. der Sirnitz und von da wieder bis zum
Weilertal herab befaßt Dieses Waldgebiet trägt
im Mittelalter den Namen „das Gemärke" und
befand sich im anteiligen Besitz der Vogteien
Badenweiler, Müllheim und Hügelheim. Unter
den vielen Einzelbestimmungen dieses Waldgräfin
Magdalene Wilhelmine und den Markgrafen
Carl August von Baden, daß Scheune und
Stall des herrschaftlichen Gutes durch die Länge
der Zeit ganz dachlos geworden seien, so daß bei
einem starken Wind nicht nur das Dach ganz
zerrissen, sondern auch der hintere Giebel und
Walmen niedergeworfen worden sei. Es muß sich
um mindestens zwei Höfe gehandelt haben, die
von sechs Familien bewohnt wurden, wie wir
weiter unten sehen werden. Denn es ist des öfteren
von einem oberen und einem unteren Haus
die Rede, und noch 1804 existieren die Gewannnamen
„Im unteren Höfle", „Im oberen Höfle"
und „Im Hirtengütle". 1729/30 wird uns die Er-
S i r n i t z
oder Gemärkerbriefes (vgl. Sievert, „Geschichte
der Stadt Müllheim", 1886, S. 184—193) berühren
das Sirnitzgebiet nur zwei. Die erste räumt
den Meierhöfen zu St. Ilgen und Laufen, die dem
Abt von St. Trudpert gehören, für jeweils vier
Wochen im Mai das Recht ein, ihre Rosse „in der
Hohen Sirnize zue waiden". Die andere Erwähnung
ist von größerer Bedeutung, denn aus ihr
erfahren wir, daß auf der Sirnitz selbst mehrere
Höfe bestanden haben, denn es heißt da:
„Item welche Mayer, die in der Sirnitzen
gesessen weren, die habendt das recht, das sy des
tages einest Ire vidi zue trinckhen habendt in
dem Rein bey Zienken".
1428 also hat auf der Sirnitz ein herrschaft-
liches Lehensgut bestanden. Die Erneuerungen
des Waldbriefes in den Jahren 1451 und 1578, die
bezüglich der Sirnitz keine Veränderungen bringen
, beweisen uns das Fortbestehen dieser Meierhöfe
. Ausführliche Bau- und Lehensakten aus
den Jahren 1729 bis 1807 erlauben uns mancherlei
Einblicke in das Geschehen, das sich dort abgespielt
hat. Es kann damals um dieses Lehensgut
nicht sonderlich gut bestellt gewesen sein,
denn da heißt es zum Beispiel 1742 in einem
Brief des Landvogts von Leutrum an die Mark-
Tichtung eines großen Pferdestalles berichtet.
Daß zur Errichtung des Gebäudes das Gutachten
eines herrschaftlichen Stallmeisters notwendig
ist, läßt uns vermuten, daß es sich nicht um eine
alltägliche Angelegenheit gehandelt haben kann.
Wir erfahren an anderer Stelle, daß die Lehensmeier
der Sirnitz zur Haltung von 24 bis 30
„Kohlpferden" verpflichtet waren, die benötigt
wurden, um die in den herrschaftlichen Eisenwerken
von Kandern und vor allem Oberweiler
verwendete Holzkohle herbeizuführen. Das Sirnitzgut
wird also gewissermaßen eine Relaisstation
für die Fuhrleute gewesen sein. „Kohlführer
" galt damals als Beruf, der seinen Mann
ernährte. „Der Kohl" — wie man früher sagte —
kam aus „inländischen und ausländischen Gebieten
" des Schwarzwaldes, das heißt zu einem Teil
aus den Vogteien der Herrschaft Sausenberg,
etwa Tegernau, Neuenweg, Marzell und Wies,
zum anderen aber aus dem Gebiet der Kloster
St. Trudpert oder gar St. Blasien. Im Münstertal
ist ein Kohlenmeiler ja heute noch in Betrieb.
Dieser Kohlentransport machte also den beachtlichen
Pferdebestand und damit auch den
großen Stallneubau auf der Sirnitz erforderlich.
Die Gewannamen „Fohlenweide" und „Rappen-
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