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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-08/0009
So kommt es erst im Jahre 1808 auf das
Gesuch des Erblehenbeständers Chr. Kiefer jg.
hin zur Aufhebung der Wechselwirtschaft. Der
Landesherr ordnet an, „die bisher auf der Sirnitz
bestandene Wechselwirtschaft aufzuheben und
dem Kristian Kiefer eine fortdauernde Schild-
wirthsgerechtigkeit ad dies vita (auf Lebensdauer
) unter den Bedingungen zu verleihen, daß
er den Wucherstier auf gedachter Sirnitz halten,
auch jährlich 20 fl Ohmgeld entrichten solle."
Hans Georg Schick hat die Wirtschaft auf Georgi
(23. April) 1808 einzustellen.

Die anderen Lehensmeier scheinen sich
längere Zeit nicht mit dieser Entscheidung haben
abfinden können. 1833 reichen sie zu wiederholten
Malen ein Gesuch um Wiedereinführung
der Wechselwirtschaft ein, werden aber abgewiesen
. Der damalige Wirt namens Christian
Lais darf auf Lebenszeit, jedoch auf Wohl verhalten
, die Wirtschaft weiter betreiben. Als
weitere Wirte begegnen uns um 1860 bis gegen
1880 ein Frick von Müllheim, seines Zeichens
Bäckermeister, dann 1883 dessen Schwiegersohn
Gustav Weber aus Wies, 1885 Maurus Zimmermann
aus Untermünstertal, unter dem zum
erstenmal die Bezeichnung „Gasthaus zum Auerhahn
" auftaucht, 1897 Fritz Schreck aus Oberweiler
, 1932—1938 Bauerf von Badenweiler, und
seit 1938 Max Sauter.

Ein anderer Erwerbszweig scheint im Sirnitzgebiet
keine sonderlich guten Voraussetzungen
gehabt zu haben: der Bergbau. Von „denen Bergwerken
zu Sirnitz und Wies" berichtet ein Be-
lehnungsgesuch des Christoph Heinrich Förster,
Bergmann von Markirch im Elsaß. Beide Minen
seien von den Bassompierrischen und Brandmüllerischen
zu Sulzburg und Badenweiler ganz
unterschieden und entfernt. In zwanzig Punkten
macht der Bittsteller einen Vorschlag betr. der
Erbbelehnung. Aber von Amtmann Saltzer
(Müllheim) und Forstverweser Storck (Kandern)
werden dagegen Bedenken geäußert. Vor allem
sei die Grube auf der Sirnitz in den Brandmüllerischen
Erblehen - Bestand einbegriffen.
Außerdem hätten schon viele Bergleute bei der
Ausbeutung all ihr Gut verloren und mit leerer
Hand abziehen müssen. Schließlich stehe der
Verbrauch an Holz, den ein neuer Bergbaubetrieb
mit sich brächte, bei dem notorischen
Holzmangel in keinem Vergleich zu dem zu
erwartenden Erzanfall. Man müsse daher von
einer neuen Verpachtung abraten. — Wo diese
Grube auf der Sirnitz sich befunden hat und
worauf sie betrieben worden ist, läßt sich aus
den vorliegenden Akten nicht ersehen. „Quecksilber
und alle anderen Mineralien" werden im
Belehnungsvorschlag genannt, doch kann das
ebensogut eine bei solchen Urkunden übliche
allgemeingültige Formulierung sein.

Schließlich soll ein letzter Abschnitt schildern,
wie für das geistige und geistliche Wohl der
Bewohner auf der Sirnitz gesorgt wurde. 1745
bitten Stabhalter und Bürger zu Schweighof um
Genehmigung, den Unterricht für die Schweig-
höfler und Sirnitzer Kinder (zusammen 26 an
der Zahl) durch einen eigens angestellten Mann

(er war 74 Jahre alt!) abhalten lassen zu dürfen,
um den weiten und beschwerlichen Weg nach
Badenweiler zu vermeiden. Welche Qualifikationen
dieser Lehrer hatte, geht aus einem Prüfungsprotokoll
hervor, in dem er „zum Unterricht
kleiner und gemeiner Kinder noch ziemlich
gut befunden" wird. „Er kann deutlich und
ordentlich buchstabieren und lesen und seine
Handschrift ist zwar leserlich, aber nicht orthographisch
. Er weiß auch unterschiedliche schöne
Schulgebete und ist sowohl in den Sprüchen
Heiliger Schrift als auch in den Hauptstücken
christlicher Lehr wohl gegründet. Er kann aber
nicht rechnen und auch nicht mehr singen wegen
Schwachheit seines Alters. Soviel uns bekannt
ist, führt er einen feinen guten Wandel und hat
schon eine geraume Zeit an verschiedenen Orten
bei den Schulmeistern auf dem Lande vicariert,
daß wir keinen Zweifel tragen, er werde bey
denen kleinen Schulkindern nützliche Dienste
leisten". Das scheint — an den heutigen Verhältnissen
gemessen — reichlich wenig zu sein,
dürfte aber in jener Zeit doch schon einen großen
Fortschritt dargestellt haben. Den Unterricht
der Sirnitzer Kinder muß der Lehrer wohl
an Ort und Stelle gehalten haben, denn es heißt
in einem Bericht aus dem Jahre 1785: „ ... und
müßte dabei noch die Schule auf der Sirnitz versehen
, wohin er bei einer Stunde, fast dachgäh,
zum Nachteil der Kleider und Gesundheit zu
steigen hat". 1796 äußert der damals in Schweighof
amtierende Schulmeister Pflüger Rücktrittsabsichten
. Er war von Beruf zwar Strumpfwirker
und übernahm die Schule in seinem
Heimatdorf deshalb, weil er sich „vorteilhaft
verheurathete", sich darum „in gutem Nahrungszustand
" befand und in dem Schulhaus, das
eigentlich als Hirtenhaus erbaut worden sei, ein
verheirateter Schulmeister nicht wohnen könne,
ein lediger aber wegen des Umessens zu einem
lockeren Lebenswandel verleitet werden könnte.
Pflüger erbot sich sogar, die Schule in seinem
eigenen Haus abzuhalten. Als Grund für den
Rücktritt gibt er an, daß er für eine Zusatzbesoldung
von nur 12 fl pro Jahr den Unterricht
auf der Sirnitz nicht mehr mit erledigen könne.
Der Rücktritt wird angenommen, aber der Amtsnachfolger
beschwert sich noch im gleichen Jahr
in ebendemselben Sinne. Man tröstet ihn damit,
er habe den Dienst nicht als feste Obliegenheit
übernommen, sondern auf Zuspruch, befürworte
aber eine Besoldungszulage. „Wöchentlich zweimal
, als Mittwoch und Samstag nachmittag, muß
der Lehrer hinauf und jedesmal Betstund und
Schul halten", heißt die Verpflichtung noch 1798,
aber man sieht ein, daß „wegen der Entfernung
der Sirnitz und dem besonders zur Winterszeit
sehr beschwerlichen Weg . . . der hiesige Dienst
einen gesunden und rüstigen Mann" braucht.
Lehrer Gunzenhauser aber kann wegen eines
Brustleidens diese Strapazen nicht mehr aushalten
. Man bittet seitens des Spezialats Badenwei-

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