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gen. Die gepulverte Pflanze streuten die Ärzte in
die Augen gegen den Star.
Thymian. Der Feldthymian oder Quendel
(der Name Thymian stammt aus dem Griechischen
: „thyo" bedeutet „ich räuchere, opfere",
weil die Pflanze wegen ihres Wohlgeruchs beim
Verbrennen der Opfer gebraucht wurde) überzieht
im Hochsommer mit seinen würzhaft duftenden
Blättern und rosaroten Blütchen die sonnigen
Hänge der Berge. Die Blüten werden von
den Bienen gern besucht. Der Wohlgeruch verlieh
nach dem Glauben unserer Vorfahren jedermann
Kraft und Stärke. Im Mittelalter stickten die
Frauen den Rittern einen von Bienen umschwärmten
Thymianzweig in die Schärpe. Nach
Tiroler Volksglauben bricht der Thymian bösen
Zauber. Im Thüringer Wald pflücken die Landleute
, wenn sie nach dem Markt gehen, ein Büschel
Quendel, schwingen ihn dreimal ums Haupt
und sprechen dabei: „Quandel, mach mir guten
Wandel!" Vielen Bauern ersetzt er die Hausapotheke
. Er muß freilich am Kräutersonntag
(Trinitatis) mittags um 12 Uhr geholt werden.
Man windet Thymiankränze, die man im Hausflur
oder im Stalle aufhängt.
Wir glauben nimmer an die Zauber- und Heilkraft
dieser Sommerkräuter, so wie es die Alten
taten, obgleich man wieder begonnen hat, die
Heilkunde naturgemäß zu gestalten, wobei auch
unsere Pflanzen eine gewichtige Rolle spielen.
Aber voller Inbrunst freuen wir uns der Schönheit
und des Wohlgeruchs des Blümleins Thymian.
Theodor Storm, der Dichter aus Husum, hat
unserem Thymian das lieblichste Denkmal gesetzt
in jenem Gedicht, das in die Erzählung
„Immensee" eingeflochten ist; es lautet:
Hier an der Bergeshalde / Verstummet ganz der Wind;
Die Zweige hängen nieder, / Darunter sitzt das Kind.
Sie sitzt im Thymiane, / Sie sitzt in lauter Duft;
Die blauen Fliegen summen / Und blitzen durch die Luft.
Franz Philipp: »De Profundis«
Symphonische Kantate in fünf Sätzen nach Worten
des Alten Testamentes für zwei Gemischte Chöre,
Kinderchor, Orchester und Orgel, Opus 83.
„Grenz-Echo", Tageszeitung der belgischen Ostgebiete
, Eupen, 17.6.1957:
Zu den markantesten Veranstaltungen des 111. Niederrheinischen
Musikfestes gehört zweifelsohne das Chorkonzert
am Samstag abend im neuen Kurhaus ...
Das „De Profundis" von Professor Franz Philipp reiht
sich den verschiedenen Werken dieses Meisters würdig
an. In einer rhythmisch harten und herben Klangsprache
hat Franz Philipp in breitem Wurf fünf Psalmen nach
dem Alten Testament vertont. Die wuchtige Einleitung
möchte man als den zu Klang gewordenen kämpferischen
Aufruf an den Frieden bezeichnen. Aus dem rhythmischen
und melodischen Getümmel des Orchesters
wächst in eindruckerweckender Größe und Ruhe der
Chor heraus, dessen farbenprächtige Melodien von unvergleichlicher
Schönheit sind. Sehr bezeichnend ist der
Beginn des einstimmig in markantem Tutti gebrachten
Schlußchorals: „Ihr Völker alle, lobsinget dem Herrn
und jubelt ihm, alle Nationen!"
Auch hier ein voller Erfolg für den anwesenden Komponisten
und alle Ausführenden. Es war ein herrlicher
Abend, dessen nachdrücklicher Wirkung sich keiner entziehen
konnte. J. Ge.
mühle hauste. „Hüt un Morn — mahl i Chorn; hüt un
geschtert — mahl i e Seschter. Mueß i denn nonemol
rum, mueß i denn nonemol rum? Hüt un Morn..."
lautet der Spottvers. Hermann Albrecht, der von 1873
bis 1885 Pfarrer in Kleinkems war, und dem wir einige
schöne Erzählungen verdanken, läßt in seinem „Präzep-
toratsvikari" Hebel sich in diese Gegend verirren. Auch
sein Nachfolger im Pfarramt nach einem Jahrhundert,
Dr. Albert Ludwig, hat bei seinen ortsgeschichtlichen
Studien mancherlei von der Felsenmühle aufgeschrieben
. Dazu tritt Emil Hügin, der Vater des heutigen Ratschreibers
, der mit Pfarrer Ludwig zusammen an der
Dorfgeschichte arbeitete. Was diese drei Männer sammelten
, hat jetzt der heutige Pfarrherr von Kleinkems,
Dr. Walter Sick, in einem schmucken Bändchen herausgegeben
(„Die Felsenmühle von Kleinkems" im Selbstverlag
des Herausgebers zu DM 2,50). Das Büchlein
bietet auf seinen 74 Seiten neun Erzählungen, die jeden
Markgräfler angehen. Es sind Muster volkstümlicher
Erzählung und deshalb bestens empfohlen. Gefreut
hätte es den Verfasser dieser Zeilen, wenn der Herausgeber
an den Anfang noch jene schönen Worte gesetzt
hätte, die Hermann Albrecht zu Beginn von „Die Häfnet-
jungfer" geschrieben hat. Es sind nach seiner Meinung
die schönsten Worte über das Markgräfler Hügelland
„Du stehst hier zwischen Kander- und Rheintal in einem
der heimeligsten und gesegnetsten Winkel unseres schönen
Badnerlandes", lautet ein Satz daraus. Möge das
Büchlein in diesem Winkel weite Verbreitung finden.
r
A. Eisele:
Die Felsenmühle von Kleinkems
Bei Fecht lesen wir in seiner Beschreibung unserer
Gegend über Kleinkems u.a. folgende Sätze: „Die Bahnlinie
von Kleinkems bis zum sog. Gaisenloch, dem Eingang
in den Tunnel durch den Klotz, ist eine der schönsten
Partien unserer badischen Eisenbahn. In einem
Bogen längs der gesprengten Felsenwand und mächtigen
Kalksteinbrüchen läuft sie in beträchtlicher Höhe
über dem Rheine hin, an der Felsenmühle vorbei, über
die Felsenmühlbrücke, welche den Bachgraben überwölbt
".
Diese Felsenmühle ist schon sehr früh nachweisbar.
Aber es war immer ein armer Mann, der auf der Felsen-
r
Haben Sie Ihren Verwandten und Bekannten unser
Blatt schon gezeigt? — Wenn nicht, holen Sie es
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Fritz Wolfsberger:
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Alemannische Gedichte
mit einem Vorwort von Hermann Burte und Federzeichnungen
von Fritz Fischer
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