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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-09/0006
aufnähme des badischen Bergbaues durch Markgraf
Karl Wilhelm Anfang des 18. Jahrhunderts
auch diese Grube in die Untersuchungen mit
einbezog, fand man den Pingenzug und den
querschlägig angelegten Stollen bereits vor. Wie
weit die Alten mit dem Stollen gekommen
waren, ist nicht überliefert. Uber die Betriebszeit
in den Jahren 1721 bis 1722 sind Bergbauakten
im Generallandesarchiv Karlsruhe vorhan^
den, die uns ein ungefähres Bild von den damaligen
Untersuchungsarbeiten vermitteln. Bergverwalter
Hartmann leitete den Betrieb der
Grube, in der zeitweilig vier Bergleute beschäftigt
waren. Auch der Name des bergbaulich
interessierten Sulzburger Stadtpfarrers Wencke-
bach erscheint öfters in den Akten. Man trieb
den von den Alten angefangenen Stollen oben
am Berg an einer Stelle an, an der man den
Gang durch einen Schürf entblößt hatte. In beiden
Stollen zeigte der angefahrene Gang jedoch
keine Erzanbrüche, so daß die Arbeiten bald
wieder eingestellt wurden. Die Auffahrung im
tiefen Stollen betrug auf Grund der letzten Grubenberichte
24 Lachter (1 bad. Lachter = 2,25 m),
während der obere Stollen offenbar nur eine
Länge von etwa 2 Lachter erreichte.

Nach einer längeren Pause kam es Ende des
18. Jahrhunderts unter Markgraf Karl Friedrich
nochmals zu bergbaulicher Tätigkeit in der Grube.
1785 bis 1788 wurde die Grube von privater
Hand, 1789 bis 1790 auf herrschaftliche Rechnung
betrieben. In dieser Zeit leitete Bergverwalter
Salzer die Geschäfte der Grube. Im tiefen Stollen
wurde ein Gesenk auf dem Gang niedergebracht,
wobei man auf Bleiglanz von geringem Silbergehalt
und ein fahlerzähnliches Mineral stieß.
Außerdem wurde zur Gewinnung von Erz auf
besonderen Wunsch von Markgraf Karl Friedrich
oben auf dem Gang ein kleiner Tagschacht angelegt
, aus dem man auch tatsächlich etwas Erz
förderte. Die Mengen waren allerdings sehr
gering. Trotzdem erbaute man auf Veranlassung
von Bergrat Erhardt, dem man später dieses —
wie es in den Akten heißt — „willkürliche und
nicht hinlänglich überlegte Unternehmen" zum
Vorwurf machte, einen Schmelzofen, in dem man
einen Teil des gewonnenen Erzös zu Antimonium
crudum (Reinerz mit 90-97 °/o Sb2S 3) verschmolz.
Beyer (1794, S. 59) berichtet über den Schmelzvorgang
folgendes:

„Man hatte nämlich das Erz in Graupen von der Große
der Hasel- und Wallnüsse zerschlagen, unglassierte
Töpfe, in deren Böden sich Löcher befinden, die jedoch
kleiner sind als die Erzgraupen, damit angefüllet, jeden
dieser Töpfe auf einen andern passenden nicht löcherigen
unglassierten Topf, der oben weiter als unten ist,
gesetzt, dieselben in einen hierzu erbaueten und wie
die Brennöfen der Töpfer gestalteten Ofen gestellet,
und mit gespaltenem weichen Scheitholze sechs oder
acht Stunden lang zugefeuert. Nach dem Erkalten des
Ofens und der Töpfe konnte das aus den Erzgraupen
ausgeschmolzene und durch die in den Böden der
oberen Töpfe befindlichen Löcher in die darunterstehenden
Töpfe abgeflossene Spießglas, aus den letzteren
als kleine Scheiben herausgenommen werden."

Insgesamt gewann man auf diese Weise 130
Pfund Spießglas (Antimonium crudum) aus 372
Zentner Erz. Aus einer Abrechnung geht hervor,
daß nach Einstellung des Betriebes im Jahre 1790 (

unter den Aktiva der Grube sich auch 14 Pfund
Antimonium (wohl Antimonium crudum) und
4 Zentner 75 Pfund Erz befanden. Man kann daher
annehmen, daß insgesamt kaum mehr als
zehn Zentner Erz gefördert wurden. Offenbar
bestand damals keine besondere Nachfrage nach
Antimonerzen, wie aus einem Bericht von Bergverwalter
Salzer vom 7. März 1790 geschlossen
werden kann, worin er schreibt, daß er die vorrätigen
Antimoniumerze an verschiedenen Orten
zum Verkauf angetragen, bisher aber noch keinen
Liebhaber dazu gefunden habe. Ein Teil des
Erzes wurde dann aber doch verkauft, da in
einer späteren Abrechnung von 6 fl. 37V2 kr. die
Rede ist, die aus Erz erlöst wurden.

Uber den Betrieb der Grube wissen wir noch,
daß Anfang 1790 erhebliche Wasserzugänge das
Abteufen im Gesenk sehr schwierig gestalteten
und man deshalb gezwungen war, die Arbeit in
7 Meter Teufe einzustellen. Die markgräfliche
Herrschaft entschloß sich sodann, den Betrieb
der Grube auf eigene Rechnung aufzugeben und
beschränkte sich im Sulzburger Revier auf die
Fortführung der Koboldgrube, deren Betrieb
nach der damaligen Meinung mehr Aussicht auf
Erfolg versprach. Die von dem Bergamt angeregte
Bildung einer privaten Gewerkschaft kam
nicht zustande.

Zu erwähnen ist noch, daß am Ende dieser
Betriebsperiode die Anlegung eines noch tieferen
Stollens geplant war, und zwar an einer Stelle,
an der von einer „Gesellschaft baulustiger Personen
ein sich vorzüglich bauwürdig erzeigender
Schürf" durchgeführt wurde. Für den Vortrieb
des querschlägigen Stollens bis zum Gang wurden
zehn Jahre veranschlagt. Dieser Plan kam
jedoch auf Grund der Betriebseinstellung nicht
mehr zur Ausführung.

Nach dieser wenig erfolgreichen Betriebszeit
blieb die Grube bis in die jüngste Zeit liegen.
Im Jahre 1938 befaßte sich die mineralogische
Studiengesellschaft e. V. mit der Grube. Eine
Schürfkolonne unter Dr. Teike wältigte 1938 den
tiefen Stollen auf und sümpfte das Gesenk. Im
Gesenk wurde der Gang 0,6 m mächtig mit erzhaltigen
Zonen angetroffen. Später befaßte sich
noch Schürenberg (1949) in einer lagerstätten-
kundlichen Arbeit mit der Grube.

2. Der Bergbau im Gebiet des
Holderpfades

Nicht allzu weit von der Antimongrube befinden
sich im oberen Teil des Fliederbachtales
ebenfalls Spuren alten Bergbaues. Von den zahlreichen
Stollen in diesem Gebiet ist heute nur
noch einer befahrbar. Es ist der an der Mündung
eines Seitengrundes am Fuße des Königsberges
liegende Friedestollen, der auf einem schwach
vererzten Gangtrum rund 50 Meter ins Gebirge
vorgetrieben wurde. Alle anderen Stollen sind
verstürzt und treten zum Teil kaum mehr im
Gelände hervor. Der oben erwähnte Name
Königsberg für den im Westen des Fliederbachtales
aufsteigenden Höhenrücken ist heute unbekannt
. Die ebenfalls alte Bezeichnung Holder-

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