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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-09/0011
Dagegen gibt es aber auch sehr höfliche Verkehrsteilnehmer
, zum Beispiel solche, die mit der
Autokarte nicht gut zurecht kommen, dann Jene,
die der Landessprache nicht ganz mächtig sind,
und wieder andere, die sich an Land und Leuten
interessiert zeigen.

Hielt also da hinter dem Löfflerbrunnen auch
ein noch sehr neuer Straßenkreuzer an, über
seine Herkunft war ich mir etwas im Unklaren,
da ich als Laie mit den neuen Kennzeichen nicht
recht vertraut bin, kam aber trotzdem bald „der-
hinter". Jedenfalls wollten die Insassen sich etwas
umsehen und die Füße vertreten; denn während
der Herr sich am Brunnen gütlich tat, trat die
Dame, übrigens mit einem hervorragenden Make-
Up versehen, auf mich zu und fragte: „Ist dat
Müllheim?" „Ja, Müllheim in Baden", gab ich
zurück, worauf sie halb herablassend, halb anerkennend
meinte: „Nett, dat Dörfchen macht sich!"
Ganz gegen meine Gefühle schluckte ich dieses
Lob hinunter und berichtigte, daß Müllheim,
trotz seines hier herum ländlichen Charakters
eine Kreisstadt sei und daß wir sogar einen Ku-
Damm (die Werderstraße) hätten.

„Hast Du dat jehört, Papa, dat is sogar eene
Kreisstadt", rief die Dame in Richtung Brunnen,
worauf der nunmehr etwas abgekühlte Herr sich
uns zuwandte.

„Haha, wat Kreisstadt?, und eene Sprache
habt Ihr, die vasteht über Freiburch hinaus keen
Mensch mehr".

„Wir sind eben Alemannen und keine Preußen
", versuchte ich aufzutrumpfen, „und wo
unsere Sprache nicht mehr ausreicht, da helfen
wir uns mit Englisch oder Französisch weiter".

Mein Trumpf war schlecht ausgespielt, er
hatte keinerlei Wirkung auf mein Gegenüber,
denn mit ausgestrecktem Zeigefinger auf seine
eigene Brust deutend, rief er voller Überzeugung
: „Wat mir betrifft, ick sprecke hogdeutsch,
mir vasteht jeder!"

Völlig verwirrt und beinahe gedemütigt, leide
ich seither an einem Minderwertigkeitskomplex,
von welchem ich mir (oder mich?) kaum mehr
erholen kann.

Sollte das Volks- und Jugendbildungswerk
nicht auch einmal bereit sein, außer seinen
Fremdsprachenkursen Lehrgänge für hochdeutsch
einzurichten?

jöie Hagebutten (Inb reif

Das Rot der Hagebutte und das Rot der Vogelbeere
gehören zum Bild des Herbstes. Nun ist
sie wieder da: die Hagebutten- und die Vogelbeerzeit
. Wir greifen zum Wanderstecken und
ziehen hinaus in die Berge der Heimat. Wir füllen
das Säcklein mit Hagebutten, wie wir es in
unserer Jugendzeit taten.

Im Mai standen die Hecken in Blüten. Ist nicht
die wilde Heckenrose ein Wunder? Längst sind
die Heckenrosen verwelkt. Aber sind die roten
roten Hagebutten minder schon als die Heckenrosen
? Was gibt es Schöneres, als einen Hage-

Zmifche Heiterfche un Chanöer

Wenn mit achtzig Johre eine

sich no junge Trubel sait,

un si Denke un si Meine

mit de Junge sich vertrait,

au e Schoppe mag verlüde

— lieber sechs as numme fünf —,

isch nit us Papier un Siide,

stoht no guet in Schueh un Strumpf!

's lauft no menge umenander
do bi uns im Rebebiet
zwische Heitersche un Chander,
de no gern si Schöppli zieht,
de no trotz sym hochen Alter
niene sich am Lebtig stört,
de no wie-ne Summerfalter
froh un ganz der Sunne ghört.

's chöm vom Wii, so hört me sage,
urig Rebbluet sei der Grund,
aß si alte fast wie d'Gage
un so chnusprig sin un gsund,
un es wurd landuf, landabe
mengi Jumpfre fürigrot,
wenn vo dene alte Chnabe
naime ein dur d'Gasse gohtl

Doch vor ebe vierzeh Tage

chlagt mer so-ne alte Heer,

's gieng-em schlecht, er haigys im Mage

un vertrag der Wii so schwer. —

„'s laufe halt", so mümpft er witer,

„au no andri Bächli dri,

un es lof e menge Liter

vomeselber gern in Rhy!

Sider d'Rebe so falliere,
denkt e menge: Wii mit Most —
chönnt me au emol probiere,
billig isch, was wenig chost;
duet dem Trank no ebis fehle,
längt me halt in Zuckersack,
duet-en mit Tablette strehle —
un das Wiili glänzt wie Lack!"

„Numme gmach! Was lebt will schnufe!"

sag-i zue dem alte Heer,

„ein ellai im große Hufe

duet sich do am Urteil schwer;

's git no menge guete Tropfe,

menge echte, chosfbre Wii--

an die rechte Türe chlopfe,
seil will au verstände sy!

's hange prächtigi Tafäre

do un dort in unsrem Land;

Leue, Hirze, Ochse, Bare,

un sin Schild für Bruef un Stand.

Un die Wirt hän au e Gwisse,

guete Heer, göhn, froge no!

's het miseel no keiner bschisse,

si löhn Most un Wasser stoh!

Wenn Ihr wänn, do sin Adresse,

un i wett, was z'wetten isch,

d o wird guet un sufer gmesse,

's chunnt kei Schlechten uf der Tisch!

's best isch wohl, mer göhn selbander,

denn i wär au gern derbi:--

zwische Heitersche un Chander
wachst jo numme guete Wii!"

Fritz Wolfsberger

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