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buttenstrauch über und über behangen mit
feuerroten und ziegelroten Früchten. Ist in diesem
Rot nicht die Fülle des Jahres, alle Sonne
des Sommers gesammelt, wie in den Trauben, in
den Äpfeln, wie im jungen Wein. Und ist das
Hagebuttensammeln nicht ein Anlaß, wieder einmal
die Schönheit der Heimatlandschaft zu erleben
. Die fernen Alpenketten sehen wir von
den Höhen der Baar und des Schwarzwaldes.
Man kommt in entlegene Fluren und Gewanne:
in die „Kalberwaid" und zum „Totenbaum", wo
die alemannischen Ahnen ihre Gräber hatten, „in
die Schelmenhalde" und ans „Friedhag", die alte
K. Schäfer:
„In der Anlage übergebe ich gehorsamst das
Protokoll, und respective das Diarium, die mir
in Neüenburg übertragene Untersuchung betreffend
... Es ist dabey die Frage von Gebrechen
bey dieser Stadt, und Vorschlägen zu deren Verbesserung
, die ein sicherer sich so nennender
Abbe de Wert bey Seiner Majestät angezeigt und
gemacht hat".
Dies ist die „Zueignung" zu einer Komödie
besonderer Art. Ihr Prolog spielt nicht im Himmel
. Sein Ort ist Neuenburg im Jahre 1788, ein
Jahr vor der großen französischen Revolution.
Es ist mehr als fraglich, ob man den „sich so
nennenden" Abbe de Wert als Mephisto gebrauchen
könnte. Es gebricht ihm dazu an Geist. Er
ist nur ein Hochstabier im Taschenformat, eine
schillernde Schmeißfliege, die das Aas umschwirrt
. Den löblichen v. ö. Regierungssekretär
Hinterfad, der diese einleitenden Sätze schrieb,
als Herrn der himmlischen Heerscharen auftreten
zu lassen, wäre ohne Zweifel abzuweisen. Wodurch
die Redlichkeit dieses Mannes in nichts in
Frage gestellt wird, sondern nur ein sauberer
Trennungsstrich gezogen sein soll zwischen
obrigkeitlicher und himmlischer Gerechtigkeit,
zwischen dem „Geist" der Neuenburger Heerscharen
jener Zeit und diesem ehrlichen Manne,
dem alles Außergewöhnliche nach oben oder nach
unten zuwider war.
Regierungssekretär Hinderfad war von der
v. ö. Regierung im Namen Kaiser Josephs II. beauftragt
worden, die Lage in Neuenburg zu überprüfen
. Er sollte feststellen, inwieweit sich die
Vorschläge sich verwirklichen ließen, die Abbe
de Wert in Wien vorgelegt hatte.
Dies aber ist des Prologes erster Teil; er
zeichnet ein Bild der Stadt um jene Zeit, gesehen
mit den Augen eifernder Gerechtigkeit:
„Die Stadt Neuenburg, so bevölkert, vermöglich
und blühend sie auch ehemals gewesen seyn
mag, ist dermal wo nicht der elendeste, doch
gewiß einer der elendesten Orte im Breysgau,
nicht nur seiner natürlichen Lage halber, sondern
auch aus anderen Umständen.
Sie liegt bekanntermaßen an der äußersten
Gränze des Landes am Rhein, von allen Seiten
durch fremde Herrschaften eingeschlossen und
abgeschnitten, nemlich vom Elsaß, Markgraf-
Gemarkungsgrenze gegen das Nachbardorf, ins
„Lumpental", ins „Oberholz", wo man die Bonndorf
er Kirche sieht, und den „Lindenbuck".
Und am Abend kehrt man heim mit dem
Stumpen roter Früchte, die nun entkernt werden
. Uns fällt ein, wie man beim Entkernen in
der Jugendzeit Schabernack trieb. Die Hagebutten
, sie geben uns ein köstliches Mus und
einen nicht minder köstlichen Wein. Man darf
ihn aber erst trinken, wenn die Heckenrosen
wieder blühen. Richtig bereitet ist er süßer als
Malaga, der Hagebuttenwein, und auch stärker.
schaft Baden, und Bisthum Basel. Zumaldurch
IV2 Stundt seitwerts von der Landstraße entfernt
; nur auf dem Rhein und durch einige
Rheininseln hängt sie noch etwas mit der österreichischen
Gemeinde Grißheim zusammen. Ihr
Bann ist zwar weitläufig, aber meistens Sand,
Wasser und Rheininseln.
Das eigentliche Feld zum Anbauen ist nicht
so beträchtlich, zwar soweit selbes unter den
sogenannten Hochgestaden liegt, guter Boden;
aber von Zeit zu Zeit den Überschwemmungen
ausgesetzt; ober den Gestaden hingegen ist der
Boden würklich schlecht, fast durchaus Sand und
Kieß. Auf diesem besitzen die Neuenburger nach
dem Kataster nur 37 Jauchert Matten, zumal
auch von der Art, daß sie theils nur schuhtief
guten Boden haben, theils daß sie solche nicht
genugsam wässern können, indem der Gebrauch
des Bachs, der von Badenweiler her durch den
Neuenburger Ban fließt, von dem Amt Müllheim
sehr beschränkt wird, so daß sie davon Schaden
leiden, öfters durch Mangel, und öfters durch
Überfluß am Wasser.
Eine Jauchert Matten gilt in Neuenburg von
5 bis höchstens 7 oder 800 fl., hier in Freyburg
aber von 1000 bis 1500 fl. und noch mehr. Der
Unterschied giebt sich von selbst.
Johann Thoman, einer der vermöglichsten
Bürger, und der beste Ackermann in Neuenburg
nach einstimmiger Aussage, läßt jährlich mehrere
Jauchert ungebaut, weil, wie er betheuert, der
Anbau die Kosten nicht lohne. Selbst die Mark-
gräfler möchten ihre Güter in Neuenburger Ban,
wie mir Hofrath Gros versichert, verkaufen,
wenn die Neuenburger solche bezahlen könnten.
Aus diesem ist leicht begreiflich, daß-Viehzucht
und Ackerbau nicht sehr ergiebig seyn können.
Überhaupt ist nur weiches Wellenholz selbst
in der sogenannten harten Waldung, die ebenfalls
am Rhein liegt, an Eichen und Ruschen kein
Überfluß, eine andere gute Holzgattung aber gar
nicht vorhanden.
Nebst diesem ist die Stadt mit der Nachbarschaft
in Prozesse verwickelt, besonders mit
Baden.
Nur seit 1766 haben selbe der Stadt 5000 fl.
weggefressen und werden immer bedenklicher,,
2lbbe bz Wtut
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