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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-09/0013
da die Marggräfler, als die Mächtigeren
, gegen Neuenburg immer weiter
greifen.

Nur ein Beyspiel anzuführen, so ist
vor mehreren Jahren die sogenannte
Wolpachsau, ein Bezirk von 80 Jau-
chert bey dem sogenannten harten
Wald gegen Steinenstadt, von der Bürgerschaft
mit vieler Mühe und Kosten
urbar gemacht und angepflanzt worden
. Allein die Marggräfler haben
selben, unter Vorschützung des Weidrechts
, gewaltthätig mit Vieh und
Instrumenten wieder verheeret und
seitdem liegt er nun öde und unbe-
nützt, aller Unterstützung von Hoher
Landesstelle ungeachtet.

Da diese Prozesse auf die Confe-
renz mit Baden ausgesetzt sind, so
kann die Stadt sich dabey nicht helfen.

Hundert und etliche Häuser machen
zu Neuenburg alle Gebäude, und
unter diesen sind kaum acht bis zehn,
die man noch Häuser nennen kann,
alle übrigen sind baufällige, dunkle,
schmutzige Hütten, die zum Teil kaum
aus der Erde hervorragen. Man kauft
um 100 bis 1200 fl. ein ganzes Dutzend.
Zwischen diesen Häusern liegen überall
noch der Schutt und die Löcher von
vormaligen Gebäuden, samt Morast
und Misthäufen, daß man fast nicht
durchkommen kann.

Diesen Gebäuden sind die Inwohner
gar nicht unähnlich, an der Zahl
etwa 500, sind die meisten übel gebildet
, großen theils übel gewachsen
und an der Kleidung verlumpt und
schmutzig.

Die Besten, aber wenigsten Inwohner
sind Bauren, die übrigen sind Fischer, Schiffer
und Taglöhner, mit einigen wenigen Handwerkern
und elenden Krämeren.

2, 3 bis 5, höchstens 7 bis 8000 fl. ist der
größte Reichthum einiger weniger, die übrigen
haben kaum, und viele nicht zu leben.

Überhaupt sind die Neuenburger verschuldete
und vergantete Leute, mithin notwendiger Weise
auch ohne Credit.

Sie sind roh und ungezogen, besonders aber
mit einem Hange zum Trüncken, zur Unruhe und
zum Ungehorsam angesteckt".

Regierungssekretär Hinderfad schildert sodann
in großen Zügen die Vorkommnisse innerhalb
der Gemeinde, die wir in den Kapiteln „der
große Streit" und „die Neuenburger Revolution"
darstellten. Nach soviel Düsternis wirkt die
Charakterisierung des Magistrats und des Bürgermeisters
fast wie ein greller Lichtstrahl des
Rampenlichts und kommt doch nur von einer
bescheidenen Unschlittflamme.

„Dieser Magistrat ist nun zwar so gut, als
man ihn aus der Bürgerschaft zu Neuenburg
haben kann; aber gleichwohl theils aus sich,

Blick auf Müllheim und Blauen

Foto Glaubrecht, Müllheim

theils aus anderen Umständen nicht vermögend,
seiner Verwaltung zu entsprechen.

Der Bürgermeister ist zwar ein Mann von
einem guten Begriffe und gutem Mundstücke,
besitzt viele Kenntnisse von gemeinen Weesen
und scheint von Natur thätig zu seyn; allein nur
50 fl. Besoldung, mit welcher er gleich anfangs
das Amt nicht annehmen wollte, machen ihm
wenig Muth.

Nebst dem ist er ein Chyrurgus, der seinem
Gewerbe nachgehen muß, und versieht auch noch
den Landesfürstlichen Zoll.

Mit den übrigen hat es ohngefähr die nem-
liehe Beschaffenheit, alle haben noch weniger
Besoldung und müssen ihren Gewerben abwarten
, keiner aber reicht an die Fähigkeit des
Burgermeisters".

Als hätte Hinderfad dieser kurze Lichtblick
gereut, läßt er sofort ein Porträt des Kanzleiverwalters
Klein folgen, der psychologisch ein
äußerst interessanter Fall ist und der uns als
eine markante Neuenburger Persönlichkeit schon
viel beschäftigt hat, der aber einem Manne wie
Hinderfad unerträglich sein mußte.

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