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Heimatforschung treibender Männer allerdings manchmal
dankbar, wenn die Quellen in Form von Fußnoten
oder Anmerkungen am Schluß des Buches genauer angegeben
worden wären, wie das Hans Trenkle in seiner
„Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und
Sitzenkirch" tut; denn ein Heimatbuch soll ja nicht hur
eine unterhaltsame Lektüre für den Heimatfreund darstellen
, sondern dem Suchenden Handhabe und Grundlage
für weitere Forschung bieten. Nur bei Angaben, die
aus dem Lagerbuch des Vogts Kaltenbach gezogen sind,
ist die Seitenzahl dieser Quelle angegeben. Dieser kleine,
für die Allgemeinheit unwesentliche Nachteil wird jedoch
ausgeglichen durch eine Menge von Angaben verschiedenster
Art, die auch dem familienkundlich interessierten
Leser reiches Material bringen. So kommt der
Ortsfremde in gleicher Weise auf seine Rechnung wie
der in Britzingen Wohnende,
Das Britzinger Heimatbuch gliedert sich in zwei
Abschnitte. Die ersten zwei Drittel bringen den zeitlichen
Gesamtüberblick über das Geschehen im Dorf und um
das Dorf herum, wobei E. Scheffelt auf die 1841 erschienene
Chronik des Pfarrers Chr. Phil. Herbst aufbauen
kann. Auch das schon erwähnte Lagerbuch des Vogtes
Kaltenbach aus dem 16. und 17. Jahrhundert gibt für
einige Jahrzehnte sichere Grundlagen. Generallandesarchiv
und Gemeindearchiv, Kirchenbücher und Vereinsprotokolle
gestatten dann ein Fortführen der Ereignisse
über die Herbst'sche Chronik hinaus bis in die Gegenwart
, wobei auch Oberlehrer Friedrich Kummer mit
einem ausführlichen Bericht über das Schulleben der
letzten hundert Jahre zur Abrundung der Darstellung
beiträgt.
Das letzte Drittel des Buches ist dem Leben der
Gemeinde in Gegenwart und jüngster Vergangenheit
gewidmet, wodurch die Arbeit wiederum für spätere
Zeiten dokumentarischen Wert erhält.
Auch die neue Britzinger Chronik gewinnt durch die
in der Hauptsache von F. Kummer besorgten Illustrationen
in Federzeichnung, die durch einige Photos ergänzt
sind, einen ansprechenden Charakter.
Daß auch dem Verfasser dieses Buches Dank und
Anerkennung für die geleistete Arbeit zu zollen sind,
bedarf wohl keines besonderen Hinweises. Unserer
Generation müssen solche Werke Stützpunkte und Ankerplätze
in dem immer rascher werdenden Tempo der Zeit
sein; denn die Treue im Kleinen, die hier zutage tritt,
hat nichts mit historischer Pedanterie zu tun, sondern
ist als Zeichen tiefster Verbundenheit des Menschen mit
seiner Heimaterde zu werten, die nur zu oft zu kurz
kommt.
Beide Bücher gefallen auch äußerlich durch die von
Friedrich Kaiser, Hügelheim, geschaffenen Einbände, die
in ihrer symbolhaften Gestaltung wesentlich dazu beitragen
, die von der Markgräfler Druckerei, Müllheim
(Baden), besorgte drucktechnische Gestaltung in einen
stilvollen Rahmen zu kleiden. J. Helm
Albert Eisele: „Kandern, Bilder aus der Geschichte der
Stadt Kandern", 1956. Selbstverlag des Verfassers.
90 Seiten. Broschiert 2,50 DM, gebunden 3,20 DM.
Dr. Ernst Scheffelt: „Geschichte der Gemeinde Britzingen
mit Dattingen, Muggardt und Güttigheim", 1957. Im
Selbstverlag der Gemeinde Britzingen. 260 Seiten.
Im Markgraflerland vor hundert Jahren (14)
j&zt Sarrenmatft in Ranbern vom ©cptembec 1857
Auf der vierten Seite der Nr. 108 (v. 11. Sept.
1857)* des „Amtlichen Verkündigungsblattes für
die Großh. Bezirksämter und Amtsgerichte Lörrach
, Müllheim, Schopfheim und Schönau" waren
wie üblich die verschiedensten Anzeigen zusammengestellt
: Die Freiherrl. v. Rotbergsche Verwaltung
in Rheinweiler gab den Verlust eines
„Wachtel- oder Königshundes" bekannt, — die
Gartenwirtschaft zu Obertüllingen zeigte für den
nächsten Sonntag eine „Harmoniemusik" an, —
der Löwen in Zell „zur Nachfeier des Geburtsfestes
Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs
" eine „Tanzbelustigung" und der „Hirsch-
wirth Geitlinger in Egerten" gemeinsam mit dem
„Löwenwirth Karl* Becker in Gündenhausen" auf
den gleichen Sonntag eine „Tanz-Musik" ohne
Begründung. Nebenan pries die Buchhandlung
C. R. Gutsch in Lörrach und Waldshut mit hochtönenden
Worten, die den versiertesten Prospekteverfasser
von heute beschämen würden,
ein Buch über ein neues medizinisches oder
besser pseudomedizinisches Verfahren an: „Der
Baunscheidtismus. Vom Erfinder dieser neuen
Heillehre Carl Baunscheidt", das schon in der
fünften Auflage erschien. Unter diesen Anzeigen
gab der Landwirtschaftliche Bezirksverein der
Lahrer Gegend bekannt, daß am 29. und 30.
September zu Lahr ein landwirtschaftliches Fest
abgehalten würde, mit Ausstellung und Verlosung
. Unter dieser Anzeige wieder erschien
endlich bescheiden und in lakonischer Kürze, die
offenbar voraussetzen durfte, daß das Publikum
mit der angezeigten Einrichtung bereits bekannt
sei, die folgende:
Farrenmarkt in Kandern am 14. September 1857.
Wir bringen hiermit zur Kenntnis eines verehrlichen
Publikums, daß die an diesem Markt stattfindende
Prämienverteilung im Gasthaus „Zum Ochsen" vorgenommen
und daselbst auch etwa um 1 Uhr ein
Mittagessen stattfinden wird.
Zur Theilnahme an diesem Mittagessen ladet ein
Kandern, den 6. September 1857
Die landwirtschaftliche Bezirksstelle.
Ist man nach der unauffälligen Art der Bekanntmachung
geneigt, in .der Veranstaltung eine
lokale Angelegenheit ohne große Resonanz im
weiteren Markgräflerland zu vermuten, so wird
man eines Besseren belehrt, wenn man Nr. 112
des „Oberländer Boten" vom 21. September 1857
zur Hand nimmt und dort den Kanderner Farrenmarkt
mit einer Ausführlichkeit besprochen
findet, die der Veranstaltung eine beachtliche
Bedeutung verleiht und ihr gewiß auch heute
noch einiges Interesse zu sichern vermag. Der
Bericht soll deshalb ungekürzt hier folgen:
Bericht über den Farrenmarkt in Kandern.
(:) Am 14. ds. Mts. wurde dahier der zweite von der
Großh/ Centralstelle für die Landwirthschaft genehmigte
Farrenmarkt abgehalten. Derselbe hat, sowohl
hinsichtlich der Zahl als der Schönheit der aufgestellten
Thiere, allen Anspruch auf allseitige Anerkennung
.
Bei dem am 14. April vor. Js. dahier stattgehabten
1. Farrenmarkt waren aufgestellt im ganzen 56 Stück,
wovon 22 Stück Brand erhalten haben; diesmal
waren aufgestellt im ganzen 69 Stück, demnach
mehr 13 Stück.
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