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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-10/0008
Voll Schrecken rannte sie ihnen entgegen — und
wirklich, der an Händen und Füßen Hergeschleppte
war ihr Matthias. Stotternd nur und
sich gegenseitig ablösend erzählten die beiden
Männer, sie hätten den Flachsland am Haagener
Wuhr in der Wiese ertrunken gefunden, ihn
herausgezogen und nach einigen vergeblichen
Wiederbelebungsversuchen hierher getragen, er
müsse wohl in der Dunkelheit vom Wege abgekommen
und ins Wasser gestürzt sein. Mit
einem Schrei der Verzweiflung warf sich Chät-
terli über den toten Mann, und der Bub kam

aus dem Stall geeilt und sah mit Augen des
Entsetzens das trostlose Bild. Gemeinsam bahrten
sie den Ertrunkenen in aller Eile in der
Stube auf, dann ging der Matthisli zu seinem
Götti Scherbaum nach Brombach, ihm den traurigen
Vorfall zu berichten und ihn zu bitten,
die Beerdigung des Vaters zu übernehmen. Erschüttert
nahm der Pfarrer den stockenden
Bericht entgegen und gab dem Matthisli die
Hand: „Jetzt bin ich ganz dein Vater, Matthias,
und sorge fernerhin für dich und dein Fortkommen
." (Fortsetzung folgt.)

Albert Eisele:

J)lafct)of unb <$la6t)ütte auf Oemattfung Tanten

Die ersten Akten über den Platzhof beginnen
zu einer Zeit, als die Nachprüfung der Bergwerksrechnungen
von Kandern einen Posten von
9 fl. 36 kr. aufzeigten, von deren Herkunft nur
soviel bekannt war, daß auf dem sog. Erzplatz
eine Wirtschaft war. Damals war das Werk von
Samuel Burckhardt in Basel gepachtet. Auch das
Hausener Werk betrieb er. Auf die Anfrage der
Karlsruher Rentkammer gab Landvogt von
Leutrum folgende Aufklärung: auf dem Waldplatz
befindet sich kein herrschaftliches Gebäude.
Nur ein einziges Haus sei da, worin sich die beiden
Kanderner Pächter mit Namen Hans Siegrist
und Christian Oswald „schlecht logiert befinden
und beisammen wohnen." Siegrist war Erz-
messer gewesen, bis Herr Burckhardt ein klein
Häuslein von einem Stüblein und Kämmerlein
auf seine Kosten hat bauen lassen. Der Kanderner
Pächter Oswald erhielt dem Fuhrwesen zulieb
die Erlaubnis, Wein auszuschenken. Für
diese Erlaubnis zahlt er die 9 fl. 36 kr. Oder vielmehr
so, er soll sie zahlen. Als er aber zwei
Jahreszinsen schuldig war, bekam der andere die
Erlaubnis zum Ausschank. Aber aus Armut hatten
diese Leute die meiste Zeit keinen Wein. Die
Erzfuhrleute, welche das Erz auf diese Niederlage
führen, und diejenigen, die es hier abholen
und nach Hause führen, sind meist Kinder und
Dienstbuben, die selten einen Schoppen Wein
trinken. „Wann aber mit Wagen zu fahren erlaubt
ist, so geht der Vertrieb desto stärker". So
weit der Bericht Leutrums 1745.

Im Jahre 1760 mußte sich die Oberbergwerksinspektion
wieder mit der Frage befassen. Die
Herren von Stetten und Kümmich legten nochmals
die ganze Entwicklung dar. Früher sei der
Masseln-Transport dort durch gegangen und
wahrscheinlich sei dem Bergwerk in Hausen zulieb
die Wirtschaft errichtet worden. Trotzdem
hätte der Gemeindepächter in seinem Lehenbrief
das Recht erhalten, in dem Haus Wirtschaft zu
treiben, wie seine Vorfahren es getan. Damals
stand das Häuslein noch allein. Seit 1758 hat der
Platzmeier dem Erzmesser Simon Fäschen die
Wirtschaft freiwillig überlassen.

Es waren also zwei auf dem Platzhof. Der
eine war der Erzmesser für Kandern und Hausen
. Das Hausener Werk war erst errichtet worden
, * als in Gersbach der Schmelzofen zersprang.
Seit 1682 ruhte der Betrieb in Gersbach. Das

neue Werk in Hausen wurde an Löwel aus Emmendingen
verpachtet, der bald auch Einfluß auf
die anderen Werke erhielt. Die Pächter wechselten
häufig, nicht zum Vorteil der Herrschaft und
des Werkes. Daneben war der Pächter des
gemeindeeigenen Platzhofes, den 1699 Christian
Oswald von Sallneck übernommen hatte. Seine
Rechte waren im Pachtvertrag genau umschrieben
. Er durfte im Sommer nicht mehr Vieh halten
, als er im Winter mit dem Heu von seinen
Matten ernähren konnte, „damit hierdurch der
Gemeinde kein klagbarer Schaden zuwachsen
möge." Er mußte die Wege instand halten und
„die Briefe, so von Kandern kommen, bis ins
Schlechtenhaus fortliefern." Dafür war er frei
von Schätzungen, Fronen und Wachdienst. Die
Pacht betrug 40 Pfund Basler Währung.

1760 war ein neuer Pächter auf dem Platzhof.
Es war Johann Winter aus Vogelbach. Als die
Gemeinde den Vertrag mit ihm abschließen
wollte, war sie — mit Recht — besorgt, der Eitransport
werde aufhören, die Wirtschaft eingehen
und die Abgabe von 9 fl. 36 kr. werde an
der Gemeindekasse hängen bleiben. Darüber
beruhigte die Regierung die Gemeinde, erhob
aber gleichzeitig Einspruch dagegen, daß dem
Pächter Befreiung von Schätzung zugesichert
worden war. Das sei ausschließlich Sache der
Herrschaft. Aber der Herr von Stetten trat für
die Gemeinde ein und schrieb u. a. nach Karlsruhe
: „Wenn der Pächter zusammen mit dem
Glashüttenmeier die Straße von der Glashütte
bis vor den Platz hinaus in Stand halten und die
Briefe bis ins Schlechtenhaus bestellen muß, so
ist er nach unserem untertänigsten. Ersuchen hart
genug angelegt und kann die Gemeinde Kandern
die andernfalls dem Meier zukommenden herrschaftlichen
Frondienste dagegen gar wohl übernehmen
." Es ging immerhin noch bis 1834, bis
Johann Jakob Schöpflin, der Erzmesser, mit seiner
Familie nach Binzen zog. Weil angeblich das
Eisenwerk nichts für die Erhaltung des Weges
von Kandern bis zum Platz tun wollte, errichtete
man in Binzen einen neuen Erzmesserplatz. Die
Mutter Schöpflins war eine geborene Adolf von
Kandern; deren Mutter war eine geborene Fäsch.
Der alte Fäsch war Erzmesser auf dem Platz
gewesen.

Erst 1854 ließ die Gemeinde Kandern einen
Teil der Straße von der Scheideck bis an den

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