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Der Platzhof
Federzeichnung von F. Fischer
Roten Rain herstellen. Und erst am 9. September
1861 (Großherzogs Geburtstag) wurde die neue
Scheideckstraße dem Verkehr übergeben. Sie
hatte 17 000 fl. gekostet und wurde entsprechend
eingeweiht. Die Kanderner zogen mit der Musik
auf die Scheideck, die Schulkinder wurden
hinaufgeführt auf Wagen. Dort oben hatten sich
die umliegenden Gemeinden versammelt, und
nun zog man die Straße hinab bis zum Anfang
derselben. Dort war der Festplatz, der an diesem
Tage den Namen „Waldeck" erhielt.
Fecht berichtet uns noch als Merkwürdigkeit:
„Auf dem" jenseits der Scheideck liegenden städtischen
Gute „Platzhof" wurden im Jahre 1857
auf IV2 Morgen zwanzig Zentner Tabak zu 14 fl.
gebaut. Der Tabaksertrag auf diesem Pachtgute
stellte sich im Jahre 1858 ebenso günstig." Er
weiß ferner, daß auf dem Platzhof zehn evangelische
und vier Wiedertäufer wohnen. Diese
Wiedertäufer (Mennoniten) begegnen uns als
Schweizer Auswanderer mehrfach in den Kirchenbüchern
. Auf der Glashütte wohnten damals
sechs Personen.
Die älteste Nachricht über die Glashütte gibt
das Kirchenbuch mit einem Eintrag von 1595,
wonach am 5. April dem Caspar auf der alten
Glashütten ein Kind auf den Namen Verena
getauft wurde. Demnach muß damals die Glashütte
schon nicht mehr in Betrieb gewesen sein.
1593, also zwei Jahre vorher, hält Michel Reb
(oder Ref), ein Glaser, auf dem Roßboden Hochzeit
mit Anna Spohn. (Der „Roßboden" ist nordwestlich
vom Wambach am Gleichen.) Ob diese
Glasmacher wohl einen größeren Betrieb hatten?
1557 haben zu Lörrach dem Markgrafen eigen
geschworen u. a. der Glaser Wolff Haderbeck zu
Kandern und der Glaser Hans Schmidt aus
Schlesien (Kopialbuch der Landvogtei Rott ein).
Dann finden wir keine Nachrichten mehr bis
1715. Damals hatte die Gemeinde den Hof um
20—30 fl. und 30 Zentner Heu verpachtet. 1770
erfahren wir, daß „die Bebauung noch wie auf
dem Land geschieht zu drei Zeigen, so daß jedesmal
eine brach liegt. Außerdem hat es auch auf
der sog. Glashütte und auf dem Platz noch besondere
Kanderner Gemeindegüter, die nach der
Art wie zu Malsburg ohne gewisse Zeige allein
durch die Bestandsmeier abwechselnd nach Gutfinden
gebaut werden und zwischen Wald liegen
." 1751 hatte die Gemeinde den Hof herrichten
lassen. Seither war Jakob Trefzer als Pächter
auf dem Hof. 1773 bat er den Markgrafen um
Erlaubnis, zu seinen Gütern ein Häuslein setzen
zu dürfen. Es sei früher schon eine Wohnung
dort gewesen, die sei aber in Rauch aufgegangen*
Die Gemeinde hat allerlei dagegen einzuwenden
: es bestehe eine fürstliche Verordnimg, daß
niemand nebenaus bauen dürfe. Man habe Trefzer
vor einigen Jahren als Bürger angenommen,
weil er und sein Vater seit langen Jahren das
Lehen in Bestand gehabt hätten. Er könne also
im Flecken bauen. Außerdem sei zu befürchten,
daß noch mehr in den Wald bauen wollten, wenn
er es erlaubt bekomme. In solchen Häusern
könnte das liederlich herumstreichende Gesindel
Unterschlupf suchen. Und als letzten Grund gibt
sie an, „Auf dem sog. Platz nicht weit davon, wo
nur zwei Häuser stehen, hätten sich schon so viel
Streitigkeiten ergeben, daß bald Mord und Totschlag
darauf entstanden, und sowohl geist- als
auch weltliche Vorgesetzte ohnaufhörlich damit
geplagt worden." 1780 konnte Trefzer den Hof
samt Scheuer, Ackerfeld, Matten und Wald um
2000 fl. kaufen. Damit ging er in Privateigentum
über. Der Platzhof aber blieb im Besitz der Stadt
Kandern, bis ihn 1935 der Jugendherbergsverband
erwarb und zu einer gut besuchten Jugendherberge
ausbaute. Die Familie Kober ist seit
1947 dort oben als mustergültige Herbergseltern
und vorbildliche Landwirte tätig.
Zeitlofe Nacht
Kei Uhre schlacht im Huus, das chunnt mer z'pass,
no gits kei Zyt, wo eim an öbbis mahnet!
's isch tiefi Nacht, un still ischs uf der Gass,
so still, so still, me isch's bal nümmi gwahnet.
Jetz aber loos — was singlet mer im Ohr?
Wer sait mym Puls, as er so lut soll schlage?
's isch eitue, un derhinter, was dervor,
sy eige Wese mueß me halt vertrage.
Do gspür i's zmols — i bi ne Chlumpe Laim,
doch öbbis in mer isch no änderst gyartet:
Das möchti heim, das möchti näume heim —
's cha sy, as d'Ebigkeit scho uf mi wartet!
Hedwig Salm
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