Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fs
Hebelbund Müllheim [Hrsg.]
Die Markgrafschaft: Beiträge aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft des Markgräflerlandes
9. Jahrgang, Heft 11/12.November/Dezember 1957
Seite: 2
(PDF, 9 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-11-12/0004
Richard Nutzinger:

Vom redjten ©djenFen

Schenken will verstanden und darum gelernt
sein, vor allem das weihnachtliche Schenken.
Denn gerade die Christfestgabe soll und will ja
Gleichnis und Sinnbild des großen Gottesgeschenkes
an uns Menschen in der Geburt seines
Sohnes sein. Diese Sendung Jesu Christi in
diese Welt enthüllt und enthält für uns ein Dreifaches
: Die Schlichheit in der Größe und im nie
zu erschöpfenden Reichtum der Gabe, ihre „Notwendigkeit
" für uns und die darin verborgene
ganz persönliche Liebe * des himmlischen Spenders
zu uns. Und diese drei Merkmale sollen
auch unsere Weihnachtsgaben an sich tragen. Die
Schlichtheit eines freundlichen Geschenks beglückt
uns doch immer am meisten, während
teuere Gaben uns beschämen und uns die Freude
wieder wegnehmen.

Es ist heute geradezu ein Sichüberbieten mit
Kostbarkeiten, und unsere weihnachtlichen Gabentische
sind überladen. Wie dürftig erscheint
dagegen, was Hebel die Mutter ihrem Kind an
den Christbaum hängt: einen Lebkuchenmann,
einen rotwangigen Apfel, ein Fazenetli, ein
Büchlein mit frommen Helge drin und eine Rute.
Wäre in unserer Zeit noch ein Kind, selbst das
ärmste, mit solchen bescheidenen Geschenklein
zufrieden?

Es ist ein Zuviel geworden an Geschenken,
eine rührige Geschäftlichkeit, und dadurch wurde
eine Anspruchsfülle großgezogen, die das Gegenteil
alles weihnachtlichen Geschehens ist. Und
dabei sagen wir noch, wir hätten das alles „zuem
Christchindli" bekommen! —

Und wie steht es denn mit der Notwendigkeit
und dem nützlichen Bedarf unserer Geschenke?
Ich meine gewiß nicht die allzu nüchterne

Gabe alltäglicher Gebrauchsgegenstände wie das
Fazenetli. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit
, daß da jedes Jahr auf Weihnachten ein
Paket meines Onkels eintraf, der Bürstenfabrikant
war, und dies Paket enthielt nichts als
Bürsten: von der Zahnbürste über die Schuhputzbürste
bis zur Kleiderbürste. Wir Kinder
haßten geradezu diese Weihnachtssendung voll
gemütsarmer Eigenfabrikate. Wieviel Schöneres
könnte die Brauchbarkeit und Nützlichkeit einer
Gabe enthalten, wenn wir den zu Beschenkenden
in seinen Liebhabereien und Sonderaufgaben
beobachten und ihm hierin eine Freude bereiten,
die er sich sonst nicht leisten kann. Da spürt der
Beschenkte auch das Dritte darin, das der Gabe
erst den wahren Wert gibt: die Liebe des
Schenkenden. Sie kann ja ihren besonderen Ausdruck
noch darin finden, daß der Schenkende
irgendwie durch eigene Tätigkeit mitbeteiligt ist,
sei's bei den Frauen durch eine Handarbeit, oder
bei Buben und Männern durch Selbstgebasteltes.
Jedenfalls darf gerade diese Note des Persönlichen
nicht fehlen.

Und ist nicht, genau besehen, dies die einzigartige
Anziehungskraft, die Hebel immer wieder
auf uns ausübt, daß alles, was er uns an Gedichten
und Erzählungen gegeben hat, diese drei
Eigentümlichkeiten an sich trägt: die große
Schlichtheit im verborgenen Reichtum, die
Brauchbarkeit für das Leben und den Stempel
des ganz Persönlichen.

So wenig Hebel von Weihnachten selbst
schreibt, so sehr hat doch sein ganzes Werk den
Charakter einer weihnachtlichen Gabe. Und von
ihm könnten wir Hebelleute immer wieder lernen
, recht zu schenken.

3ift tüMFornmen

Aus dem 16. Jahrhundert (Dichter unbekannt)

©el mir ttriUFommen, ebler d&aft,
5en ©ün&er nld)t uerfrfjmätjet tjaft
unb Fommft Ina (Jlenb tjer mir,
Wxt foll let) immer banden blr?

Ifterr, bu ©djöpfer aller Ztfng',
tote b'tft bu toorben fo gering,
bafj Du ba llegft auf bürrem (Braö,
bavon ein Klnb unb (Jfel a£.

Unb toär ble Welt olelmal fo toelt,
von Gbelfteln unb <$oib bereit,
fo toär' pe bod) bin tnel %u Hein,
2u fein ein rechtes Wlegeleln.

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