Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fs
Hebelbund Müllheim [Hrsg.]
Die Markgrafschaft: Beiträge aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft des Markgräflerlandes
9. Jahrgang, Heft 11/12.November/Dezember 1957
Seite: 9
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-11-12/0011
Emil Baader:

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Erinnerungen an Hofrat Wild und Rechnungsrat Gysser

Nachdem die durch Hebel berühmt gewordene
„Alte Post" — als modernes „Motel" — wieder
erstanden ist, hat Müllheim (das, nebenbei bemerkt
, 1958 sein 1200jähriges urkundlich bezeugtes
Bestehen wird feiern können) Anlaß sich zu
besinnen auf seine Beziehungen zu Hebel.

Da wir dem Hebelpreisträger und Hebelforscher
Dr. Wilhelm Zentner (München), dessen
erweiterte Neuausgabe von Hebels Briefen in
diesen Tagen zweibändig bei C. F. Müller (Karlsruhe
) erscheint, vom Plan einer Hebelstube in
der „Alten Post" berichteten, schrieb er uns am
10. Oktober 1957: „Die Müllheimer Hebelstube
ist nicht nur ein guter Gedanke, sondern
auch eine Notwendigkeit. In dieser
Stube müßten sich u. a. Erinnerungen finden an
den Müllheimer Hof rat Michael Friedrich Wild
— unter allen Umständen seine Komposition des
„Morgenstern" —, an den Rechnungsrat Karl
August Gysser, sowie an den Stadtpfarrer Gg.
Friedr. Dreuttel, den „Vetter Oswald" der Briefe.
Auch Dreuttels Nachfolger, Gustav Friedrich
Sonntag, kommt noch, wenn auch mehr nur am
Rande, in Betracht. Er war, bevor er Dreuttels
Nachfolger wurde, lange Zeit tätig an der Müllheimer
Lateinschule und später Hebels Nachfolger
in der evangelischen Kirchensektion. Wo
sich die Urschrift von Hebels Gedicht ,,Z' Müllen
an der Post" befindet, muß erst festgestellt werden
. In Karlsruhe ist sie nicht zu finden. Hebels
-Briefe an Gysser befinden sich im Badischen
Dichtermusem. Eine Photokopie eines Gysser-
briefes erscheint in der Hebelbrief-Ausgabe.

Fünf Briefe Hebels an Wild sind uns erhalten
. Wild wurde, wie Zentner berichtet, als Sohn
des Bürgermeisters Adam Wild und seiner Ehefrau
Maria Dorothea geb. Uhland 1747 in Durlach
geboren. Seine Mutter war eine Großtante
des Dichters Ludwig Uhland. Wild wurde Kame-
ralbeamter in Müllheim und 1808 mit der Untersuchung
der Maße und Gewichte in Baden betraut
. 1809 erschien in Freiburg sein Buch „Über
allgemeines Maß und Gewicht". 1812 wurde ihm
eine jährliche Pension' von 1000 Gulden unter
Versicherung „des höchsten Wohlgefallens" bewilligt
. Tulla, der mit Wild in persönlichem und
brieflichen Verkehr stand, hatte sich für ihn eingesetzt
. Wild stand in keinem Beamtenverhältnis
mit festem Gehalt. 1809 wurde er Hof rat,
1818 Geheimer Hofrat. Unvermählt starb er 1832
in Müllheim im Alter von 85 Jahren. Hebel
kannte den Komponisten des Gedichtes „Der
Morgenstern" zunächst nicht. Daß Hebel den
Komponisten „in Kolmar" wähnte, mag sich
daraus erklären, daß Wild die Anonymität zu
wahren sich bemühte. Erst nach dem Erscheinen
der „Alemannischen Gedichte" bekannte er sich
als der Vertoner des „Morgenstern".

Der älteste Brief Hebels an Wild stammt
vom Jahr 1803. Hebel schreibt u. a.: „Die gütige
Aufnahme, welche meine Gedichte bei Ihnen
gefunden haben, ist mir ausnehmend schätzbar.

Faksimile von J. P. Hebels Gedicht: „Der Schwarzwälder im Breisgau"

Ich freue mich, vielleicht auch noch die ,Marktweiber
' durch eine Melodie' vertont zu sehen,
aber für schwer halte ich es auch, durch Musik
den Wechsel der Rede auszudrücken." In einem
Brief vom Jahre 1809 bedankt sich Hebel für das
Buch über „Maß und Gewicht".

Der 1759 geborene Karl August Gysser war
bis 1794 Bergsekretär in Müllheim, dann „Reno-
vator" bei der Müllheimer Schätzungskommission
mit dem Titel Rechnungsrat. 1807 wurde er
(wie Zentner in den Anmerkungen zu Hebels
Briefen an Gysser bemerkt) nach Karlsruhe berufen
. Zwei Jahre später wurde er als Kammerrat
an das Kammerpräsidium in Freiburg versetzt
. 1811 wurde er Kreisrat in Offenburg. Dort
starb er 1820. Hebels Briefe an Gysser (teils in
Gedichtform) sind deshalb besonders reizvoll,
weil sie in alemannischer Mundart geschrieben
sind. So lesen wir im Brief vom 5. November
1802 u. a.:

„Ihr trinket urig Poesie

in lange Züge, z' Müllen an der Post,

Tausig Sappermost,

isch seil nit e chospere Wii!"

Im Dezember 1802 schreibt Hebel an Gysser u.a.:

„Vetter Gysser, hent der Buebe, soll ein e Pfarrer
werde, hani nüt derwider. Rüeihig verlebt er sini
Stunden uffem Land. Ne freudige Wechsel zwischen
Arbet un Rueih un zwische Studiere un Martsche...

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