Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fs
Hebelbund Müllheim [Hrsg.]
Die Markgrafschaft: Beiträge aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft des Markgräflerlandes
9. Jahrgang, Heft 11/12.November/Dezember 1957
Seite: 13
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-11-12/0015
25. August 1838 stellte er den Antrag auf Gründung
einer Sparkasse, am 8. September legte
eine Kommission den Statuten-Entwurf vor und
am 15, September wurde der erste Verwaltungsrat
gewählt. Es erhielten: Bürgermeister Ambühl
13 Stimmen, Kaufmann Kohlermann 27, Kaufmann
Spohn 23, Stadtrat Kammüller 27, Joh.
Gg. Schanzlin 27, Accisor Fr. Berner 16, Dr.
Brenzinger 27, Pfarrer Irion 28 und Schullehrer
Kiefer auch 28 Stimmen. Da Pfarrer Irion die
Wahl zum Vorstand ablehnte, wurde Lehrer
Kiefer als 1. Vorstand gewählt, Johann Jakob
Schanzlin als Sekretär und Kaufmann Kohlermann
als Kassier. Die Bezeichnung lautete „Er-
sparnißgesellschaft Kandern". Der § 1 der Satzungen
bezeichnete als Zweck: es sollen Ersparnisse
gesammelt, sicher angelegt und durch Zins
und Zinseszins vermehrt dem Einleger wieder
zurückbezahlt werden. Jedes Mitglied soll nach
§ 4 monatlich wenigstens 4 kr einlegen; ist dies
nicht möglich," dann vierteljährlich 30 kr. In den
Monaten Oktober bis Dezember werden Einlagen
über 10 fl nur angenommen, wenn das Geld alsbald
wieder verzinslich ausgeliehen werden kann.
Wer nicht wenigstens 2 fl jährlich einlegte,
konnte ausgeschlossen werden. Ebenso „diejenigen
, welche durch unsittlichen Lebenswandel sich
der Teilnahme unwürdig machen".

Die ersten Einträge im Kassenbuch tragen das
Datum vom 17. Januar 1839; bis 27. Januar 1839
waren 52 Einzahlungen mit 384 fl 30 kr verzeichnet
. Wie vorsichtig man vorging, zeigt ein Beschluß
vom 3. Nov. 1839: „Da anzunehmen ist,
daß bis nächste Weihnachten Dienstboten, welche
in die Sparkasse Einlagen machten, von hier fortziehen
, so sollen vor dem Monat Januar keine
Gelder ausgeliehen werden, damit die Rückforderungen
prompt ausgezahlt werden können".
Schon am 13. Nov. 1840 erhielt die Gemeinde
Kandern ein Darlehen von 500 fl. Am 15. Juli
1849 werden für Kandern 180 fl, für Feuerbach
126 fl und für Mappach 450 fl bewilligt zum Ankauf
von Hafer für Militärpferde. Und Kandern
erhält noch 190 fl zum Ankauf von Waffen für
die Bürgerwehr „da die Finanzen wie gewöhnlich
äußerst schlecht stehen". Wie vorsichtig man
vorging, wenn es sich um Baudarlehen handelte,
geht daraus hervor, daß ein Mitglied des Verwaltungsrates
das Kapital beim Kassierer der
Sparkasse abheben und den am Bau beschäftigten
Handwerksleuten auszahlen mußte.

Die Gründung der Kasse war von Seiten des
Gewerbes angeregt worden; hier zeigt das Beispiel
, wie auf die Belange von Handwerk und
Gewerbe Rücksicht genommen wird. Es wird
also angebracht sein, einmal auf die Vielzahl und
die Vielfalt der Handwerksbetriebe in Kandern
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinzuweisen
, Da werden als bestehend aufgezählt: an
Behörden die Bezirksforstei, die Hüttenverwaltung
, das Notariat, die Postexpedition und die
Gendarmeriestation. Weiter sind hier zwei praktische
Ärzte, ein Tierarzt, zwei Wundarzneidiener
und die Apotheke von F. Duvernoy. An Gasthäusern
: Roter Löwe (Stadthaus), Krone, Ochsen,
Sonne, Blume, Schwan, Hirsch, Maienwirtschaft

(städtisch), Bergwerkswirtschaft zur Weserei,
BergwerksWirtschaft auf dem Platzhof, zwei
Bierbrauereien. Nun folgen: Hüttenwerk, Großh.:
Hochofen, Hammerschmiede, zwei Frischfeuer,
Zain oder Kleinschmiede, Schlackenpoche, Steinhammer
. Gerber Jakob, Mechanische Wollenspinnerei
, gegründet 1858. Grether Joh. Ernst,
Essig- und Branntwein-Brennerei, Liqueurfabri-
kation, gegründet 1840. Mühlgey, Zeugschmied,
Mechanische Werkstätte. Müller Ernst, Kunstmühle
. Ruch, Ziegler. Fabrikation von Drainröhren
, feuerfesten Backsteinen, hydraulischem
Kalk und Zement. Sänger u. Born, Papierfabrik.
Schanzlin J. G., Natur - Rasenbleiche, Halbleinwalke
. Spohn A. J., Kunstmühle. Zürcher Aug.,
Mechanische Wollenspinnerei, Weberei, Fabrik
von Halblein, gegründet 1838. Und nun werden
aufgezählt: Ambühl Joh. Fr., Spezerei, Ellenwaren
, Eisen; Ambühl Joh. Heinr. Ww., Spezerei,
Ellenwaren; Berner Hutmacher, Hutlager; Joh.
Ernst Grether, Spezerei, Ellenwaren; Kohlermann
Carl, Spezerei, Ellenwaren; Kramer Ludwig
, Rotgerber, Lederhandlung; Kramer J. Gg.
Wwe., Rotgerber, Lederhandlung; Kramer, Handelsgärtner
, Sämereien, Pflanzen, veredelte Obstbäume
; Lacoste Chr. Wwe., Conditor, Zuckerladen
, Nürnberger Spielwaren; Läuger Chr.
Seiler, Seiler waren; Läuger Carl, Sattler, Sattlerwaren
aller Art; Läuger, Schlosser, Fabrikation
von Füllöfen; L^chtenberger W. L., Spezerei,
Ellenwaren; Mühlgey, Zeugschmied, Eisenladen;
Roth Säckler und Xappenmacher, Säcklerwaren,
Kappenlager; Schöpf lin Dreher und Schirmmacher
, Lager von Sonnen- und Regenschirmen;
Schuhmacher Anton Sattler, Sattlerwaren aller
Art; Spohn J. J., Spezerei, Ellenwaren; Weber
Wilh., Conditor, Zucker laden, Nürnberger Spielwaren
; Zahn jung, Spezerei, Ellenwaren, Pulver.
Dann * kommen fünf Mühlen, zwei Sägmühlen,
zwei Ölmühlen, eine Gipsmühle, drei Hanfreiben,
drei Färbereien, zwei Rotgerbereien, zwei Weißgerbereien
, eine Ziegelbrennerei. Sonstige Geschäfte
: acht Bäcker („drei davon liefern die
sog. Kanderer Bretzeln, welche weit versendet
werden und sehr beliebt sind"), zwei Buchbinder,
ein Büchsenmacher, zwei Bergwerkszimmerleute,
zwei Dreher, ein Feilenhauer, drei Glaser, sieben
Hafner, vier Hufschmiede, ein Kaminfeger, zwei
Maler und Tapezierer, drei Maurer, ein Messerschmied
, drei Metzger, ein Mühlemacher, zwei
Nagelschmiede, drei Sattler, drei Schlosser, fünf
Schneider, drei Schreiner, elf Schuhmacher, zwei
Seiler, ein Siebmacher, ein Uhrmacher, drei Wagner
, vier Weber, zwei Weißblechner, zwei Zimmermeister
. (Diese Zusammenstellung findet sich
bei C. G. Fecht „Der Südwestliche Schwarzwald
und das anstoßende Rheingebiet", Lörrach 1858).

Eine Statistik aus dem Jahre 1842 berichtet,
daß der Ort 1251 evang. und 100 kath. und fünf
mennonitische Einwohner hat, die in 195 Häusern
wohnen. Der Wochenmarkt am Samstag ist
ziemlich bedeutend, namentlich werden viele
Früchte verkauft; am zweiten Donnerstag eines
jeden Monats findet ein Viehmarkt statt, auf
welchen, besonders im Frühjahr, oft an tausend
Stück Ochsen gebracht werden.

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