Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fs
Hebelbund Müllheim [Hrsg.]
Die Markgrafschaft: Beiträge aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft des Markgräflerlandes
9. Jahrgang, Heft 11/12.November/Dezember 1957
Seite: 16
(PDF, 9 MB)
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apfelküchlin oder zum meisten jeder ein halb
wißbrot, damit sie dennoch etwas dafür haben",

Dazu bemerkt sie: „Dies ist wirklich also und
wirds keine können Widerreden, vileicht daß es
besser ist. Wenn es in der zyt ist, daß man zins-
hüner hat, gibt man vilmal hüner, etwa wenn
fründ kommen und man etwas zu letze (Erfrischung
) geben will, so gibt man mehr über ein
gut mal, und was sie begehren".

Nun aber stellt die Hausfrau abschließend
fest: „Daraus ist zu ermessen, ob jemand not
h#be zu klagen oder mit Wohrheit zu sprechen,
das man hungers sterben müß bei so gutem win
und brot."

Und anklagend fährt sie fort: „Aber es gebricht
an dankbarkeit und manchen treibt nicht

F.Feßenbecker:

Zu den wenigen Teilen unseres Markgräfler-
landes, die über den Wandel der Zeiten hinweg
ihre landschaftliche Unberührtheit in weitgehendem
Maße bewahrt haben, zählt das Eggener Tal.
Ein Blick von einer der ihm benachbarten Höhen
auf das „Land im Blaue zue" mit seinem Reichtum
an Farben und seiner Vielgestalt an Formen
, besonders zur Zeit der Kirschblüte oder
Obsternte, entzückt stets aufs neue unser dankbares
Auge. Zuweilen will es scheinen, als ob die
Schöpferhand in immer größerer Fülle den fleißigen
Bewohnern der beiden Dörfer die für sie
wie für uns so notwendigen Lebensgüter darreiche
. Kein Wunder, wenn schon der Mensch
der Vorzeit diese Vorzüge zu schätzen und zu
nützen verstand.

Quer zur Richtung des vom Blauen dem
Rhein zueilenden Hohlebaches zieht sich ein
schmaler, etwa 200 Meter langer und gegen
100 Meter hoher Bergrücken, der Hagschutz.
Nach drei Seiten steil abfallend, hinterläßt er
bereits bei einer ersten Begehung den Eindruck
einer für eine Verteidigungsanlage bestens geeignete
Anhöhe. Bei näherer Untersuchung gibt
er sich darüber hinaus als ein zwischen zwei
Verwerfungslinien in die Tiefe gesunkener Horst
zu erkennen. Infolge der Härte seines Gesteins
(Dogger) hat er, im Gegensaz zu seiner Umgebung
, im Laufe der Jahrmillionen den Kräften
der Verwitterung getrotzt. Land- und forstwirtschaftlich
ungenutzt, gewährt er mit seinem kargen
Baumwuchs, seinen schützenden Hecken der
Vogel- und Kleintierwelt gutes Obdach und hat
somit manche Vorzüge eines Landschaftschutzgebietes
.

Uber lange Zeiten hinweg diente er den Einwohnern
des nahen Dorfes als Steinbruch. Immer
wieder stießen diese bei Räum- und Sprengarbeiten
auf Knochen und Tonscherben. Doch
blieben sie zunächst völlig unbeachtet. In den
„Kunstdenkmälern des Kreises Lörrach" ist der
Hagschutz als Fundplatz für Bodendenkmäler
noch mit keinem Wort erwähnt. Die zehn Jahre

die notdurft zur klage, sunder der schleck. Das
mag unser gut und zins nit ertragen".

Fast will einen der letzte Satz an unsere
jetzige Zeit erinnern. Manchmal vergißt man
„dankbar" zu sein auch für ein einfaches Mahl.
Wer erinnert sich noch an die Notzeit vor zehn
Jahren? Bescheidener sind wir nicht geworden
und manchen treibt der „Schleck" über die Verhältnisse
zu leben, wenn es auch „Gut und Einkommen
nit zu ertragen mag".

Wenn auch fünfhundert Jahre dazwischen liegen
, hat uns die Gutsfrau von damals nicht etwas
zu sagen? Genügsamkeit verlängert das Leben,
sagten die Alten, die noch mit dem Pfennig
rechnen mußten, um zu echtem Wohlstand zu
kommen.

später zu Beginn des ersten Weltkrieges erschienene
„Chronik von Niedereggenen" von Pfarrer
Wielandt verzeichnet neben einigen von Schwa-
nenwirt Hunziger erkannten steinzeitlichen Werkzeugen
auch sechs Steinbeile vom Hagschutz.
Nach dem ersten Weltkrieg war es dann Bürgermeister
Lindemann, eine auch für die kulturellen
Belange seiner Gemeinde aufgeschlossene Persönlichkeit
, der nun die schon in größerer Anzahl
entdeckten Spitzen, Werkzeuge und Geräte vor
allem aus Feuerstein, die geschliffenen und zum
Teil durchbohrten Steinbeile sowie die zahlreichen
Scherben aus grauem und dunkelbraunem,
meist mit Sand gemergeltem Lehm und Ton dem
Amt für Denkmalspflege meldete. Nicht zuletzt
waren es Schüler, welche, vom Lehrer aufmerksam
gemacht, die ihnen als ihren Scheibenbuck
gut bekannte Erhebung absuchten, so daß sich
bald das Fundinventar zu zwei beachtlichen
Museen anhäufte und die Gemeinde zusammen
mit dem Bezirkspfleger, Herrn Dr. Scheffelt in
Badenweiler, auf eine wissenschaftliche Untersuchung
ihres Hagschutz drängte. Die hierzu notwendigen
Vorbereitungen wurden dann auch
recht bald durch Dr. G. Kraft, Professor für Ur-
und Frühgeschichte an der Universität Freiburg,
in Angriff genommen. Es war gerade in den
Jahren, in denen die Frühgeschichtsforschung in
ganz Mitteleuropa mit neuem Schwung anlief.
Recht groß war daher das Interesse, welches die
Fachwelt den Grabungen in Niedereggenen entgegenbrachte
.

Die Berichte über deren Ergebnisse wurden
fortlaufend in den Jahrgängen der „Bad. Fundberichte
" veröffentlicht:

„Die erste systematische Untersuchung der
typischen Höhensiedlung am Hagschutz konnte
schon 1928 anläßlich einer Notgrabung vorgenommen
werden. Uberraschenderweise ergaben
sich zwei stratigraphisch wohl unterschiedene
Siedlungen: die unterste mit stichverzierender
Keramik, Breithacke, Bruchstück einer Pflugschar
, Hirschhornfassung, Feuersteinbohrern (Süd-

jözv ffagfetjufe bei TTiebeceggenen

Ein vergessener Abschnitt aus der F r ü h g e s c h i c h t s f o r s c h u n g

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