Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fs
Hebelbund Müllheim [Hrsg.]
Die Markgrafschaft: Beiträge aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft des Markgräflerlandes
9. Jahrgang, Heft 11/12.November/Dezember 1957
Seite: 17
(PDF, 9 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-11-12/0019
deutsche Rössen), — die obere mit einer westdeutschen
Keramik, zu der auch eine früher
schon gefundene Schale mit Spinnwirtel gehören.

Auch die beiden, den verschiedenen Kulturen
zugehörenden Wohnformen waren klar zu unterscheiden
:

In der unteren Kulturschicht eine kleine
Terrasse (Podium) mit Pfostenwand,

in der oberen eine tiefe, große in den Fels
hineingearbeitete Grube."

Die Hauptgrabung erfolgte in der Zeit vom
3. bis 28. September des gleichen Jahres:

x „Der südwestliche Teil war in der jüngeren
Steinzeit nacheinander von zwei ansehnlichen
Siedlungen bedeckt. Infolge günstiger Umstände
lassen sich deren Wohnformen sowie Geräte
deutlich voneinander unterscheiden. Von diesen
wurden je eine in beinahe unversehrtem Zustand
aufgedeckt, weitere in Bruchstücken nachgewiesen
. Es handelt sich:

1. ) um eine Terrassenwohnung (Podium) mit
Pfostenwand von rund 4:5 Meter Fläche,

2. ) um eine Grubenwohnung von zwei Meter
Tiefe und fünf Meter oberem Durchmesser.

An der tiefsten Stelle der Siedlung waren
zwei starke Kulturschichten durch ein fast senkrechtes
Tuffband getrennt. Dieser Tuff bezeugt,
daß auf der heute trockenen Höhe seinerzeit
Wasser ausgetreten ist.

Die untere Kulturschicht gehört der stichverzierenden
Gruppe an, gekennzeichnet durch Stichverzierung
der Gefäße und kleinere Feuersteinbohrer
. Diese ist damit in ihrem südlichsten Vorkommen
in Baden festgelegt. Die obere Wohnung
gehört der Gruppe der Pfahlbauleute an.

Ziemlich viel Siedlungsfunde, besonders die
vielen Mahlsteine, beweisen einen intensiven
Ackerbau dieser Höhenbewohner.

Der Hagschutz ist die erste der zahlreichen
Höhensiedlungen, die sysematisch untersucht
worden ist. Sie hat völlig neue Festlegungen
ermöglicht. Weitere werden durch die wissenschaftliche
Auswertung des Fundmaterials erwartet
. Nach dieser wird eine Monographie über
den Hagschutz erscheinen."

Eine~ weitere „vorläufige Untersuchimg" erfolgte
im September 1935:

„Bei Anlage eines Fluchtgrabens für die Feldbereinigung
auf der Nordseite des Hagschutzes
wurde eine neolithische Kulturschicht angeschnitten
, u. a. mit Tupfenleiste und Tupfen auf
Randkante. Die neolithische Siedlung bedeckt
also den ganzen Rücken (W. Lindemann). Die
Söhne von Landwirt K. Kaiser fanden zwei
Steinbeile, Schneider Schultheiß eines im Abraum
der Herbstgrabung 1935."

„Im Zuge der Flurbereinigung wurde im
Sommer 1938 am Westhang des Hagschutz ein
neuer Weg durch die Reben angelegt. Es ergab
sich eine Wohngrube von rund drei Meter Breite
mit vielen aufgeschlagenen Tierknochen (darunter
Pferd) und wenigen neolithischen Scherben
. — Am Steinbruch wurde der Rest der
Terrassenwohnungen durch W. Lindemann ausgeräumt
und dabei ein Steinbeil, Scherben und
Knochen gefunden."

In der Zwischenzeit war Dr. Georg Kraft von
Freiburg aus mit weiteren Grabungen beschäftigt
(die Michelsberger Höhensiedlung bei Munzingen
, die Urnenfeldersiedlung bei Burkheim
am Kaiserstuhl, die Raurakersiedlung von Breisach
-Hochstetten, der Hunnenbuck bei Schlatt,
der Alemannenfriedhof von Mengen u. a. m.).
Zusammen mit der am Hagschutz haben sie in
der Forschungsgeschichte „jene Entwicklung eingeleitet
, die schon nach kurzer Zeit die Südwestecke
des Reiches zu einer der am besten durchforschten
deutschen Landesteilen werden ließ ...
und die aus einer terra incognita eine geschichtliche
Landschaft gemacht hat".

Um bis zu einer „zweiten Hauptgrabung"
den Hagschutz vor unbefugten Eingriffen zu
schützen, wurde der Antrag gestellt, die landschaftlich
wie frühgeschichlich wertvollsten Teile
als Naturschutzgebiet zu erklären. Die dafür
notwendigen Arbeiten wurden durch Dr. Ober-
dorger durchgeführt. Am politischen Himmel
zeichneten sich schon damals dunkle Wolken ab.
Für das Amt für Ur- und Frühgeschichte galt es
nun, in erster Linie die durch den Bau des
Westwalls und später durch die Kriegsmaßnahmen
gefährdeten Bodendenkmäler vor der Vernichtung
zu retten. Dazu kam der Mangel an
Arbeitskräften.

„Bei der Heranziehung aller freien Arbeitskräfte
für militärische Zwecke ist eine Grabung
so gut wie ausgeschlossen. Wir werden aber, sobald
es die Verhältnisse gestatten, an die weiteren
Untersuchungen gehen." Mit dieser, von
Dr. Kraft unterzeichneten Mitteilung an das
Landratsamt Müllheim vom September 1939
schließen dessen Berichte über den Hagschutz.

Bürgermeister Lindemann starb im Frühjahr
des letzten Kriegsjahres an den Folgen einer in
seiner Gemeinde erhaltenen Schußverletzung.
Wenige Wochen vorher fiel Professor Dr. Kraft
dem verhängnisvollen Fliegerangriff auf Freiburg
zum Opfer. Nach dem Weltkrieg brachten
die ersten Bände der „Badischen Fundberichte"

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Fritz Wolfsberger:

5wnfcf?e Statte un

Alemannische Gedichte

mit einem Vorwort von Hermann Burte und Federzeichnungen
von Fritz Fischer

Broschiert DM 2,80 . Halbleinenband DM 3,80

Zu beziehen bei der Geschäftsstelle der „Badischen
Zeitung" und beim Buchhandel

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