Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fs
Hebelbund Müllheim [Hrsg.]
Die Markgrafschaft: Beiträge aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft des Markgräflerlandes
9. Jahrgang, Heft 11/12.November/Dezember 1957
Seite: 22
(PDF, 9 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1957-11-12/0024
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Die zweibändige Gesamtausgabe von Hebels Briefen ist erschienen

Ist es nicht ein frohes Ereignis: für das Markgräfler-
land, für das Badnerland und für alle Hebelfreunde in
Deutschland und in der Welt, daß uns der Hebelpreisträger
und Hebelforscher Dr. Wilhelm Zentner,
nachdem die einbändige Ausgabe der Hebelbriefe vom
Jahre 1939 vergriffen ist, eine neu bearbeitete, um neu
aufgefundene Briefe vermehrte zweibändige Gesamtausgabe
der Briefe unseres „Rheinländischen Hausfreundes
" schenkte?

Sie erschien mit einer Zeittafel, mit ausführlichen
Erläuterungen; mit Quellenangaben, einem Verzeichnis
der Briefempfänger, einem Personenverzeichnis und
einem Ortsverzeichnis in vorbildlicher Ausstattung in
dem bewährten Hebelverlag von C. F. Müller, Karlsruhe
(1957, XLIV / 952 Seiten, 14 Kunstbeilagen, drei Brieffaksimiles
, in Honauseide geb. 19.— DM, in Geschenkkassette
21— DM).

Um vierzehn bisher unbekannte Briefe konnte die
Sammlung vermehrt werden.

Der verhältnismäßig niedere Preis dieser Ausgabe,
die in jedem Haus im Hebelland einen Ehrenplatz finden
sollte, ist dadurch zu erklären, daß ein Werbekomitee
, dem Prof. Wilhelm Altwegg (Basel), Ministerialrat
Prof. Dr. Asal (Freiburg), Präsident Dr. Eichelberger
(Karlsruhe), Dr. O. Großmann (Kleinkems), Prof. Dr. Heß
(Heidelberg) "und Direktor F. Reitter (Lörrach) angehörten
, sich für die Neuausgabe einsetzten. Von Handwerkern
und Gelehrten, Buchhändlern und Beamten, Geschäftsleuten
, Fabrikanten und Banken, von privaten
und Industrieunternehmen, so berichtet der Verleger im
Vorwort, kamen Spenden, zumal auch vom Südwestfunk
und vom Kultusministerium in Stuttgart.

Die Bedeutung von Hebels Briefen hat der beste
Kenner Hebels, Prof. Altwegg, mit folgenden Worten
umrissen:

„Wie Alemannische Gedichte und Hausfreundgeschichten
zum Krongut deutscher Dichtung und Erzählkunst
gehören, so steht mit seinen Briefen Hebel als ein Ebenbürtiger
in der stolzen Reihe der großen, echten Briefschreiber
, der Lessing und Goethe etwa vor ihm, der
Mörike, Gottfried Keller, Jakob Burckhardt, Rainer
Maria Rilke, die ihm folgten."

Greifen wir einen aus den 583 Briefen heraus, einen
Brief an seinen alten Oberländer Freund Friedrich Wilhelm
Hitzig, den er „Zenoides" oder auch „Beichenvater"
nannte. Der am 1. Juni, in der Zeit des Frühsommers,
geschriebene Brief lautet:

„O wie schön muß es jetzt sein, Zenoides,... in dem
schönen einzigen Tal voll Schmelen und Chettenen-
blumen, lustigen Bächlein und Sommervögel, wo es
immer duftet, wie aus einem unsichtbaren Tempel herausgeweht
, und immer tönt wie letzte Klänge ausge-
lüttener Festtagsglocken, mit beginnenden Präludien
mengeliert und verschmolzen, und wo jeder Vogel oberländisch
pfeifet, und jeder, selbst der schlechteste Spatz
ein Pfarrer und heiliger Evangelist ist und jeder Sommervogel
ein gemutztes Chorbüblein, und das Weihwasser
träufelt unaufhörlich und glitzert an jedem
Halm!"

Ist solch ein Brief nicht ein Gedicht? Und solchen
Kostbarkeiten begegnet man in diesen Briefbänden auf
Schritt und Tritt.

Wie schön deutet Zentner in der Einleitung Hebels
Art, Briefe zu schreiben: „So warmherzig er den Empfänger
anspricht, so feinfühlig versteht er zugleich eine
wohldosierte Mischung von Vertrautheit und Distanz zu
treffen; nie kommt es, selbst im Uberschwang der guten
Laune, zu einer plumpen Vertraulichkeit. So zählt es zu
den gewinnendsten Reizen Hebeischen Briefstils, daß in
jeder Zeile, jedem Wort Takt und Höflichkeit des Herzens
, die Achtung vor der Menschenwürde des anderen
spürbar sind."

Aufschlußreich sind die in der Einleitung gegebenen
Biographien der Briefempfänger. Besonders waren es
u. a.: Johann Friedrich Cotta, Gustave Fecht, Gottfried
und Sophie Haufe, Friedrich Wilhelm Hitzig, Friedrich

August Nüßlin, Daniel Schneegans, Ehrenfried Stöber
und Wessenberg, die das Glück hatten, zahlreiche Briefe
Hebels zu erhalten.

Gut ausgewählt sind die Bildbeigaben: Wir sehen
Hebels Bildnis nach dem Kupferstich von Friedr. Weber
(1814), das Jugendbild von Gustave Fecht, das Bildnis
von Carl Christian Gmelin, die Burgruine Rötteln nach
einer Zeichnung von H. Meichelt, Basel mit Hebels Geburtshaus
, Faksimiles von Briefen an den Müllheimer
Rechnungsrat Karl August Gysser, an den Müllheimer
Hofrat Michael Friedrich Wild, an Wessenberg, wir finden
das Elternhaus zu Hausen (nach dem Stich von
Friesegger), das Ohnmachtsche Relief von Sophie Haufe,
eine alte Ansicht von Karlsruhe (nach einem Gemälde
von K. Kuntz 1804). Hebels Bild von Jwanow, jenes von
Henriette Hendel-Schütz, von F. W. Hitzig, Kirche und
Pfarrhaus von Weil, eine neue Aufnahme der Grabstätte
in Schwetzingen u. a.

Nicht so sehr die philologische „Andacht zum Unbedeutenden
", sondern eine innige „nimmersatte" Liebe zu
Hebel war es, die Wilhelm Zentner leitete bei der Schaffung
dieser vorbildlichen Gesamtausgabe der Hebelbriefe
.

„Wer auf ein paar Batzen nicht zu sehen braucht" —
dies ist ein Wort von- Hebel — sollte sich, neben Hebels
Gedichten und seinem Schatzkästlein, seine Briefe zum
Hausfreund und Lebensbegleiter wählen.

Emil Baader

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