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treu und fleißig gedienet, können wir nicht lassen
! Er ist in seiner Schule accurat, versäumet
keine, und thut auch keinem Kind zu wenig oder
zu viel, sondern sie lernen in der Schule zu der
Eltern Vergnügen: bey uns Bürgern wird er lieb
und werth gehalten, er gehet in kein Wirtshauß,
überläuft auch keinen Bürger wegen Trinkens
und befindet sich, wegen Schwachheit seiner
Glieder allezeit zu Hauß. Wir gehen dann also
E. H. D. als getreue unterthanen, unterthänigst
und fußfälligst an: Höchst dieselben geruheten,
uns unsern Schulmeister mildvätterlichst zu
lassen, damit nicht nur die ganze Gemeind
erfreuet, sondern vielmehr die Schüler wie die
Eltern mit weinenden Augen diese Hochfürstliche
Huld und erbarmende Gnade, mit Lob und
Dank Preisen und ausrufen können. Der Herr
hat alles wohl gemacht. Wir getrösten uns dero
hohen Gnad und Hülfe und sind E. H. D., wie
unterschrieben, also auch mit vielem respect
unterworfen
Unseres Gnädigsten Fürsten und Herrn
Unterthänigste Knechte
Hügelheim, den 11. Februar 1774."
Nun folgen 25 Unterschriften.
Auch Zilly greift zur Feder, um den wahren
Sachverhalt darzulegen und das drohende Unheil
abzuwenden. Es wird das köstlichste Schreiben,
das wir von ihm besitzen, und gewährt gleichzeitig
soviel Einblick in seine vielseitige Tätigkeit
, daß wir es hier unverkürzt wiedergeben:
„Ich zweifle nicht, daß Dero Hocherleuchter
Weißer Sinn, meinen kleinen Aufsatz, wegen
meinem Fehl übereilen werden, sondern gedenke
vielmehr, Höchst dieselben werden diesen meinen
unterthänigsten Vortrag gnädigst einsehen;
um was ich bin so schnell nach meines Pfarrers
fixen Bericht bey Hochf. Oberamt Müllheim angeklagt
worden (.) Er lautet? ich sollte bey einer
Leiche betrunken gewesen seyn; ich sage ja, ich
sage nein! Dann (Denn der) Pfarrer hat nicht
gewußt wo mirs fehlete, und gib ihme auch weiters
keine Schuld(.) Die Schuld liegt an mir(,)
weilen ich eben dazumalen mit einer solchen
Gliederkrankheit überfallen wurde(,) ehe ichs
gedachte, welcher Beweiß von denen Vorgesetzten
kan dermaßen bezeuget werden(,) daß ich
vor 12 Wochen 3—4 Sonntag keinen Klingelbeutel
in der Kirche habe herumtragen können,
und noch froh gewesen, daß ich auf allen 4en
zu meiner Orgel hinaufgiiechen konnte. Nun
aber von diesem unterthänigst und gehorsamst
Heden zu dörfen(,) wie es mir bey dieser Leiche
gegangen, will ich mit Gott und denen meinigen
Bezeugen, daß ich des morgends Frühe mit denselben
eine Suppe gegessen, wobey mir schon
meine Glieder Schmerzen anruckten(.) Ich faßte
mich je denoch(,) die Leiche vollbringen zu können
^) Meine Frau legte mir meinen Mantel an,
ich sagte zu ihr(:) O wehe, diese Leiche kan ich
nicht vollbringen, meine Glieder sind matt und
zerbrochen(.) Über dieses sagte meine Frau(:) Es
wäre noch ein Schöpl Wein vorhanden, ich sollte
es zu mir nehmen, vielleicht erweckte es eine
bessere Standhaftigkeit(.) Allein es half nichts(!)
Jüectjtgang
Wenn unsri Wälder träume
safthungrig untrem Schnee,
Yschruste d'Quelle säume,
un 's schafft kei Ode meh,
wird eim e warmi Stube
un z'Obe liebi Gäst,
die schwätze oder chlube,
zuem heimelige Fest.
Do dönt vo glöste Zunge
meng Liedli froh un frisch —
vo Alte wie vo Junge —,
wie's halt bim z'Liechtgoh isch;
un isch e Lied verklunge,
nujo, no lauft halt 's Muul,
e gueti Wyberzunge
isch z'Obe nonig fuul.
Es lüte mengem d'Ohre,
mengs wird do grupft un briecht,
au Geister werde b'schwore
un Hexegschichte gliecht.
Doch düen au d'Händ sich rege,
der Sester blibt nit leer;
wer sich nit mag bewege,
no dem isch kei Begehr.
Zletzt denkt me au an Guume,
schenkt Chriesewasser i;
de Schleck will kein versuume
un keis vergesse sy.
No heißt's: Guet Nacht mitnander!
Un: Mine, hesch au warm? —
Die Alte göhn selbander,
die Junge Arm in Arm.
Liechtgang, du schöni Sitte,
sie wänn di sterbe lo;
de darfsch wie d'„Anke"-schnitte
bal zuem Vergessne stoh.
Was us de alte Tage
no bscheide sich verrüehrt,
wird uf-em Narewage
furt uf der Wase gfüehrt!
Fritz Wolfsberger
So bald ich mit meinen Singern in die Luft gekommen
, waren meine Glieder schwebend, und
wolte mich kein Bein mehr tragen(.) Über dieses
alles zwingte mich, und glaubte alles zu vollbringen
, alleine, mich überhaufften meine
Schmerzen, und konnte kein Glied — wie ich
mich auch immer zwingen wollte — seinen rechten
Gang mehr vollbringen. Warum sollte mir
aber dieses so geschwinde vor eine Trunkenheit
beygemessen werden, indem niemand gewußt,
wo mir fehlet? Ich habe 3 Nächte hintereinander
mich nicht abgezogen und auch an kein Bett
gedacht, da ich die jährl. Gemeind Tabelle von
25 Bögen verfertiget und berechnet, könnte wohl
auch eine Schuld meines Übelstandes seyn. Doch
aber wird die Liebe einsieht E. H. D. mich herzlich
trösten, und nicht gestatten, daß ich als ein
gegen die 50jähriger Schulmann, mit Weib und
Kind sollte unglücklich gemacht werden; der ich
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