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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-03/0017
zu vernehmen, wie er dazu gekommen, bei der
Krankheit der Holderriederin einen auswärtigen
katholischen Geistlichen zu ihr zu berufen, ohne
es beim Pfarramt oder bei der Obrigkeit anzuzeigen
, welches doch hätte geschehen sollen, um
von dem Geistlichen einen Revers laut Fürstl.
Verordnung zu erheben, daß er diese Handlung
nicht aus einem ansprechenden Parochial-Recht,
sondern blos aus dankbar angenommener Erlaubnis
und Dispensation verrichten wolle. Da nun
durch die Unterlassung der Anzeige von Seiten
des Böhlers von der Pfarrei Neuenburg ein
Grund des Besuches des catholischen Pfarrers
hergenommen werden könnte, der den diesseitig
gnädigster Landesherrschaft zustehenden Kirchenstaatsrechtlichen
Befugnissen leicht nachtheilig
werden könnte, so stellen wir Einem
Hochfürstlich Hochlöblichen Bergamt anheim,
entweder den Böhler ermeldten Tag vor Oberamt
zu stellen oder zu gewärtigen, daß wir diesen
Vorgang an höchste Behörde beschwerend
gelangen lassen".

Wird das Spiel zur Tragödie? Nein, es verleugnet
in seiner Bitternis und Schwäche nicht
den Charakter der Komödie.

In einem letzten Schreiben weist das Bergamt
Pfarrer Gmelin nach, daß ihm die Verhältnisse
Böhlers wohl bekannt gewesen waren. Das Berg-

Emil Baader:

Der Vorlenz ist da: mit dem fröhlichen „Zit
isch do!" der Kohlmeise, mit dem Stäuben der
Haselkätzchen.

Starr und steif standen die Kätzchen während
des Winters von den Zweigen ab. Da sie aber
den Lenz verspürten, streckten sie sich in die
Länge, weich und biegsam werdend. Die Schuppen
rückten auseinander.

Durch den leisesten Windhauch — die Hasel
ist ein „Windblütler" — wird der Blütenstaub
aus den Beuteln geschüttet.

Wie schön sind die Goldwolken der Haselkätzchen
im Vorlenz!

Wenn auch viel des goldenen Staubes unnütz
verweht wird, manches Körnchen findet doch
den Weg zur unscheinbaren purpurroten Narbe
der weiblichen Blüte, so daß sich die Befruchtung
vollziehen kann, damit im Sommer und
Herbst die Haselnüsse reifen. Das frühe Blühen
der Hasel mag die Ursache sein, daß dieser
Strauch seit altersher im Glauben des Volkes
eine so große Rolle spielt. Bei unseren Vorfahren
war die Hasel das Sinnbild des Frühlings,
des Lebens, der Unsterblichkeit. Die Hasel galt
als heiliger Strauch. Sie schützte den Menschen
vor dem „wilden Heer", vor Blitzschlag und
Schlangen, das Vieh vor Krankheit und bösen
Geistern.

Als Maria übers Gebirge zu ihrer Base Elisabeth
wanderte, so erzählt die Legende, wurde sie
unterwegs von einem Gewitter überrascht. Ein
Haselstrauch war es, der ihr Schutz gewährte.

amt zeigte sich aber nur daran interessiert, daß
Pfarrer Gmelin den unseligen Johannes zur
Desertion hatte verführen wollen.

Und wie endete die Komödie?

Für Johannes Böhler war es der Tod, der den
Knoten löste; der Tod, vor dessen Unwiderruflichkeit
alles andere belanglos wurde.

Für uns schließt sich der Kreis: es waren
einmal zwei Menschen, die hatten das Glück, in
einer Zeit zu leben, die wir die goldene alte
Zeit nennen.

MÄRZ

Über den Schwarzwaldhöh'n
Glänzt noch der Firn.
Aber die Wälderstirn
Blaut schon im Föhn.

Rebhügel, hingeweht

Unter den Wald:

Kommt das Weingeigerlein bald?

Schau, es wird Zeit!

Schon streicht der Märzenwind
Auf seinem Wanderschuh
Über die grüngrüne Fluh:
Herz, blüh auch du!

Walter Franke

Seitdem ist die Hasel selbst, so erzählt die
Legende weiter, gegen Blitz gefeit.

Einmal ging Maria, so berichten die Brüder
Grimm, zum Erdbeersuchen in den Wald, die-
weil ihr Kindlein in der Wiege schlief. Maria
fand einen Platz voll herrlicher süßer Beeren.
Da sie sich bückte, Beeren zu brechen, sprang
eine Natter in die Höhe. Erschrocken floh Maria,
verfolgt von der Natter. Doch Maria wußte
guten Rat: sie suchte Zuflucht bei einem Haselbusch
. Da war die Natter gebannt. Nun konnte
Maria ungestört Beeren sammeln. Seither gewährt
, auf Marias Fürbitte, die Hasel allen
Menschen Zuflucht.

Einst wurde die Hasel auch gern als Wünschelrute
verwendet. Sie zeigte den Menschen
unterirdische Schätze an, Erzadern und Quellen;
auch Hexen bannte der Haselzweig.

Zuweilen stäubt die Hasel bereits, ehe Eis
und Schnee geschwunden sind: „Mit Eis bedeckt
ist noch der See, / noch herrscht im Walde Winters
Schweigen, / sieh, da fällt Goldstaub auf den
Schnee / von den blühenden Haselzweigen!"

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Jb\t Rafelr'ätsctjen blühen...

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