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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-05/0005
Emil Baader:

^afcl an müm W, ,? Wüllen an M Voft"

Zwei H e b e 1 g e d i c h t e wurden zu Volksliedern

Es gibt zwei Hebelgedichte, die den gleichen
Rhythmus und den gleichen Strophenbau haben,
und die beide durch die Vertonung von Franz
Abt (der auch als erster Ludwig Auerbachs Gedicht
„O Schwarzawld, o Heimat" vertont hat)
zum Volks- und Heimatlied geworden sind: das
eine im „Basler Biet", das andere im Mark-
gräflerland. Das erste Gedicht beginnt ,,Z' Basel
an miim Rhi", das andere ,,Z' Müllen an der
Post".

Da wir, aus Anlaß der Einrichtung einer
„Hebelstube" in der wiedererstandenen „Alten
Post" nach der Urschrift Hebels „Z' Müllen an
der Post" fahndeten und wir diese weder im
Badischen Dichtermuseum, noch in der Badischen
Landesbibliothek (die manche Urschriften von
Hebel besitzen) fanden, wandten wir uns an den
Basler Hebelpreisträger und Hebelforscher Prof.
Dr. Wilhelm Altwegg. Von ihm durften wir
erfahren, daß er selbst im Jahre 1926 das Faksimile
von „Z' Müllen an der Post" in der im Verlag
Helbing & Lichtenhahn (Basel) erschienenen
Schrift „Johann Peter Hebel. Erinnerungsgabe
zum 100. Todestag" veröffentlicht hat. Die Druckhandschrift
des Verlags Sauerländer sei nicht
mehr vorhanden, wohl aber habe Karl Grupp-
Hagenbach in Basel eine später als 1807 geschriebene
Einzelabschrift besessen: mit der Überschrift
„Der Schwarzwälder im Breisgau". Nach
diesem Manuskript konnte Altwegg ein Faksimile
herstellen lassen, das nun einen Platz findet
in der Hebelstube der „Alten Post". Die
ursprüngliche Überschrift des Gedichtes lautete
„Der verliebte Schwarzwälder". Mit dieser Überschrift
erschien das Gedicht erstmals am 11. Juli
1807 im „Wochenblatt für das Land Breisgau".

Über Umstände und Zeitpunkt der Entstehung
der beiden Gedichte gab Altwegg in der
genannten Schrift interessante Mitteilungen.
Beide Gedichte dürften etwa im Frühjahr 1806
entstanden sein. Das Gedicht ,,Z' Basel an miim
Rhi" — mit der Überschrift „Erinnerung an
Basel", ein Lobgesang auf des Dichters Geburtsstadt
— ist „Frau Meville" gewidmet. Hebel erwähnt
sie als „e bravi Frau wohnt dort ussen
au". Sie wohnte in der St. Johannis - Vorstadt.
Hebel erwähnt die „Münsterschuel", die er einst
besuchte, die „Pfalz" und die „breiti Bruck", den
„Petersplatz" und „Sante Hans" (die Johanniskirche
), auch ,/s Scholers Nas": die auffallend
lange Nase des Buchbinders Scholer, welche die
Spottlust der Kinder erregte, wie Wilhelm Zentner
in seinen Anmerkungen zu diesem Gedicht
bemerkt. Susanne Meville geb. Kolb war die
Schwester jenes Obersten Kolb aus Basel, der im
Jahre 1791, in Hebels Lörracher Zeit, die schweizerischen
Vorposten kommandierte. Mit diesem
Obersten teilte Hebel damals den Mittagstisch.
Hebel nennt ihn in einem Brief an Gustave Fecht
einen „mir gar lieben Mann", mit dem er sich
„wie oft" über Basel, über die alte und neue
Zeit, auch über Weil und das Wiesental unterhalten
habe. So entstand, in Erinnerung an das
alte Basel, das Gedicht ,,Z' Basel an miim Rhi".

Im Frühjahr 1806 finden wir in einem Brief
Hebels an Hitzig den ersten Hinweis auf das
Gedicht „Der verliebte Hauensteiner". Hebel
schreibt: „Hier noch ein Carnevalsstücklein. Der
Akt war im Hause des kayserlichen Gesandten,
wo unter anderem eine Bauernhochzeit vorgestellt
wurde. Die Braut war Präsidentin von
Marschall, der Bräutigam Rittmeister von Andersen
..." Altwegg nimmt an, daß das Gedicht
bereits vorgetragen wurde bei der Hochzeit
Stephanies mit dem badischen Erbgroßherzog:
am 8. April 1806 und wiederum bei dem Maskenball
am 27. Dezember 1814 zu Ehren der Großherzogin
Stephanie.

Das Gedicht ist entstanden als kleines Theaterspiel
, aber auch aus Sehnsucht nach dem
Oberland und nach Gustave Fecht.

Jedem Hebelfreund ist bekannt, daß die von
Hebel hochverehrte Schauspielerin Hendel-Schütz
im Herbst 1809 in Karlsruhe statt der Szene aus
dem „Macbeth" Hebels „Verliebten Hauensteiner
" vortrug, freilich mit einer bedeutsamen
Veränderung. Auf den verliebten Kirchenrat
deutend, sagte sie, unter dem Beifall des Großherzogs
und 600 Gästen, „Es isch kei Sie, es
isch en Er", statt „'s isch e Sie, es isch kei
Er". In seiner Verwirrung fiel Hebel beinahe
zur Balkontür hinaus, die er für ein Fenster
gehalten hatte. Wilhelm Schäfer hat diese lustigwehmütige
Geschichte eindrucksvoll erzählt in
seiner Meister-Anekdote „Das goldene Vließ des
Kirchenrats".

Die Umstände der Entstehung dieser beiden
Gedichte sind uns freilich nicht so wichtig wie
die Gedichte selbst: Wir lieben sie als unvergängliche
, herzenswarme Lobgesänge auf Basel
und Müllheim, auf Staufen und Freiburg, auf
unser schönes alemannisches Land und seine
Menschen.

So wurden diese Gedichte zu Volksliedern.

Adel der Heimat

Sag mer, Heimet, isch dy Bode
all no putzt un sufer gstruucht?
Heimet, sag mer, isch dy Ode
über Lebige un Tote
all no rein un unverbruucht?

Sag — sin dyni Berg un Matte
no voll Glanz un Morgetau?
Fülle d'Beeri no der Chratte,
tuet e Saihjete no batte,
Obst un Wii bym Herbsten au?

Oh, i mein, 's seig no bym alte,
's Rad seig ordlig no im Schwung.
Was de gisch, mer wänn's verwalte,
was de fordrisch wytergstalte —
Heimet — so blibsch schön un jung!

Hedwig Salm

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