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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-05/0009
konnte, die in dem herrschaftlichen Forsthaus
im Wege war.

Ob Iselin oder seine Nachkommen weiterhin
nach Kandern kamen — 1724 erscheint ein „Salz
und Tabak Inspektor Iselin zu Kander" und 1733
ein Johann Konrad Iselin als Pächter der Papierfabrik
— steht nicht genau fest. Auffallend ist
jedenfalls, daß ein Haus, das im Schlußstein die
Buchstaben R B und die Jahreszahl 1775 hat, in
diesem Jahre von einem Handelsmann Reinhard
Bub gekauft wurde. Der Name Bub erscheint
hier in den Kirchenbüchern nicht. Ob er Iselins
Nachfolger als Handelsmann war? Es ist das
Haus Grüber in der Hauptstraße.

Es ist bekannt, daß Basel in den Kriegszeiten
des 17. Jahrhunderts viele Markgräfler aufnahm,
die dort Schutz suchten. So berichtet unser
Kirchenbuch aus dem Jahre 1690, daß im Spätjahr
viele Bewohner nach Basel geflohen waren
„und währte fünf Wochen". In dieser Zeit starb
in Kandern eine hundertjährige Frau, und es
heißt von ihr, „ist krank gewesen, da die Franzosen
ins Land Kommen, daß sie nicht entfliehen
Können, ist gelegen im Papierhauß, so
nach Basel gehöret, allwo noch mehr Leut, sonderlich
bey Nacht hingangen, man hade da ein
wenig Ruhe, der stadtschild ward angeschlagen".

Sechs Jahre später ließ die Gemeinde in Basel
bei Weitnauer eine neue Glocke gießen. Wieviel
Glocken der Markgräfler Kirchen sind in Basel
gegossen! Wieviel Glocken sind ein oder mehrere
Male dorthin in Sicherheit gebracht worden! Es
gäbe eine umfangreiche Darstellung, wollte man
ihre Schicksale erzählen.

Schließlich darf jener Schweizer nicht vergessen
werden, dessen Vater zu Beginn des vorigen
Jahrhunderts Meister in der Papiere war
und dessen Name in Verbindung mit seinem
Geburtsort genannt wird: Johann August Sutter,
der Pionier Kaliforniens. An ihn erinnert eine
Gedenktafel; an den damaligen Besitzer Nikolaus
Häußler ein Balken an der Außenwand des
Anwesens.

Vorstehende Ausführungen sind nur ein Versuch
, einen Teil der mannigfaltigen Beziehungen
zwischen Basel und Kandern aufzuzeigen. Wer
wollte und könnte die vielfachen persönlichen
Beziehungen zählen, die von Mensch zu Mensch
früher und heute über den Rhein herüber und
hinüber gehen! Und dankbar wollen wir auch an
dieser Stelle der Förderung gedenken, welche
die heimatkundlichen Arbeiten jederzeit drüben
finden, sei es im Staatsarchiv, sei es auf der
Universitätsbibliothek.

K. Schäfer:

187 O—1871

(1. Fortsetzung)

Der Landeskommissär hat in diesem Schreiben
einen ruhigen und sicheren Geist bewiesen.
Nur in seinem unbedingten Vertrauen in die
Zuverlässigkeit der Bürgermeister hat er sich
geirrt, wie die nächsten Ereignisse ihn lehren
sollten.

Das Ministerium des Innern bittet am 17. Juli
das Bezirksamt um Auskunft über die Person
von A. Wenk aus Rheinweiler. Dieser hatte
direkt an das Ministerium einige Nachrichten
gehen lassen und sich auf Wunsch zu weiteren
Mitteilungen bereit erklärt. Mit ihm tritt eine
interessante umstrittene Persönlichkeit ins Spiel.
Die Auskunft über ihn lautete: „Altbürgermeister
August Wenk in Rheinweiler ist ein gelernter
gewandter Kaufmann, der die Sonnenwirtschaft
betreibt. In früheren Jahren wurde er
wegen Zolldefraudation mit längerem Gefängnis
bestraft. Dies hinderte aber nicht, daß der gewürfelte
" Mann seiner Zeit als Bürgermeister
gewählt wurde und jetzt Mitglied der Kreisversammlung
ist. Zu in Paris bekannten Persönlichkeiten
, namentlich der Gräfin Rapp, Tochter
des Marschalls Rapp, steht er in spezieller Beziehung
und wohnt dieselbe zur Zeit in Rheinweiler
in seinem Hause. Mitteilungen desselben
sind mit Vorsicht aufzunehmen". Am 19. Juli
meldet der Bürgermeister von Rheinweiler, daß
Gräfin Rapp sich geäußert habe, „Napoleon sei
mit dem Hauptquartier auf dem Weg nach Beifort
und werde das Lager in Mülhausen, wo
stündlich Truppen ankämen, in wenig Tagen
geschlagen sein". Am selben Tag trifft auch die
Meldung des Fischers Rueb ein. Er hat sich
gründlich umgetan und faßt das Ergebnis in

einem kurzen Bericht zusammen: „Keine Truppendurchzüge
mehr in Mülhausen. Kleine Besatzungen
von Gebweiler und Ensisheim machen
Patrouillen an Rhein. Fünf Mann Ulanen selbst
gesehen. Gerüchte über Besetzung des Rheins
durch kleine Abteilungen".

Schon am 19. Juli schrieb Jolly an den Amtsvorsteher
Sachs von Müllheim zurück: „A. Wenk
in Rheinweiler ist keineswegs eine zuverlässige
Persönlichkeit, es ist vielmehr der Verdacht nicht
ausgeschlossen, daß er im Dienst des Feindes
tätig zu sein geneigt sei. Sein Verhalten ist deshalb
genau zu überwachen; sollte er Reisen ins
Unterland unternehmen, so ist rasche Anzeige zu
erstatten und sobald sich besondere Verdachtsgründe
ergeben, zu seiner alsbaldigen Verhaftung
und Einvernahme zu schreiten, sodann
weitere Weisung von hier einzuholen".

Durch den Gendarmeriewachtmeister Sänger,
der ein Vierteljahr später bei einem Einfall der
Franzosen fiel, wurde Wenk am 20. Juli aufgefordert
, die Familie Rapp aus seinem Hause zu
entfernen. Erst tags zuvor hatte ein Mitglied
dieser Familie eine „Excursion ins Elsaß" unternommen
. Wenk erklärte sich dazu bereit. Er
wies aber aus Gründen der Menschlichkeit darauf
hin, „daß der Sohn bedenklich erkrankt sei
und stets von einem Arzt aus Basel besucht
werde, der, selbst ganz preußenfreundlich gesinnt
, es nicht dulden würde, wenn man unter
der Fiction einer Krankheit einen mißbräuchlichen
Aufenthalt hier machen wollte".

Am 22. Juli legt er ein entsprechendes ärztliches
Zeugnis vor. Er macht auch Angaben über

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