Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-05/0014
Kurt Engelbrecht:

Kultur unb WenfdjenFenntniö''

Ein Buch über die tiefen Wurzeln echter Geistesku 11ur

Der Altmeister einer aus letzten Erkenntnissen
über das Wesen des menschlichen Geistesund
Seelenlebens gewonnenen Kulturdeutung
läßt seinem Buch über „Kunstschöpfer und
Kunstschaffen", das wir hier anzeigten, jetzt im
Katzmann-Verlag, Tübingen, ein Buch mit dem
Titel „Kultur und Menschenkenntnis" folgen.
Das gedankenreiche Buch unterrichtet uns in ungemein
knapper und auch schwierigste Probleme
wie etwa das Entstehen von Religion und Sittlichkeit
aus dem Erleben im menschlichen Seelen-
innern überzeugend behandelnder Weise über
Werden und Wachsen echter, uns innerlich bereichernder
und zu geistigen Höhen führender
Kultur.

Was Robert Saitschick uns in seinem neuen
Buch über die Vertiefung der Idee des Fortschritts
, über die Vergeistigung des Begriffes
Heldentum, über die Heranbildung der Persönlichkeit
zum Charakter zu sagen hat, ist wahrhaft
unvergeßlich einprägsam und verhilft uns
zu besserem Verständnis dessen, was uns Kultur
über alle Zivilisation hinaus einzig bedeuten
sollte.

Alle Bindungen des einzelnen Menschen an
kleine und große Gemeinschaften, an Familie
und Staat, gewinnen größten Nutzen aus einer
Kulturbetrachtung, wie Saitschick sie uns hier
darbietet. Oberfläche und Formenwesen, Mode
und Nachahmungssucht verlieren ihre Bedeutung,
ihre angemaßte Vordringlichkeit in einem mißverstandenen
Kulturleben. In der gedanklichen

Gefolgschaft Saitschicks ist man genötigt, in
Tiefen des eigenen Seelenlebens ehrlich und unbestechlich
um Selbsterkenntnis zu ringen und so
denn im Spiegel des eignen Ich eine ungetrübte,
leidenschaftslose, einzig der Liebe aufgeschlossene
Menschenkenntnis als köstlichsten Besitz
sich zu erwerben.

Ohne eine solche Menschenkenntnis ist für
Saitschick eine echte, auch Wechsel und Sturm
der Zeiten überstehende, sich in das Ewige hinein
bewährende Geisteskultur nicht zu denken. Hier
gibt es dann nicht nur Bildungsideale, Bildungsforderungen
, Erziehungsmethoden etc. etc., hier
gibt es vielmehr echte Bildung des Herzens und
Geistes selber als deutlichstes Kennzeichen
wahrer Kultur.

Von hier aus können Einzelne wie auch Gemeinschaften
zu Höhen der Kultur* gelangen, die
denjenigen verschlossen sind, die bei ihrem
Kulturstreben auf Selbsterkenntnis und Menschenkenntnis
verzichten zu können meinen. Es
geht dabei — und das ist Saitschicks des öfteren
ausgesprochene Meinung — ähnlich wie mit dem
Evangelium Christi: die Höhe will durch uner-
müdetes Kämpfen und Ringen gegen Feindmächte
der Umwelt und des eignen Innern
erobert sein. In der Tat: Die ganze Hoffnung für
einen neuen Aufstieg in unserm geistigen Kulturleben
, die ganze Sicherheit gegenüber einem
drohenden Verfall und Niedergang steht auf dieser
Grunderkenntnis, der das neue Buch Saitschicks
gewidmet ist.

Im Markgräflerland vor hundert Jahren (20)

Dom 6ifenbat)nbau im baMfdjen öbeclcmb

Ein Stück Verkehrsgeschichte im Spiegel der oberbadischen Presse vom Mai 1858

Karl Müller, der Verfasser des klassischen
Werkes über die Eisenbahnen des Großherzogtums
Baden (Die bad. Eisenbahnen in historischtopographischer
Darstellung, Heidelberg 1904)
schloß den ersten Teil seines Buches mit den
Worten:

Überblickt man... die ganze Entwicklung der badischen
Eisenbahnen, so wird zwar nicht geleugnet
werden können, daß es ohne einzelne Fehler... und
im Anfang audh ohne eine gewisse Unsicherheit im
Wollen nicht immer abgegangen ist. Im ganzen aber
ist durch das einmütige Zusammenwirken von Regierung
und Volksvertretung ein Resultat erzielt worden
, auf welches das Land mit Befriedigung blicken
darf. (S. 278.)

Zu der Zeit, da Karl Müller dies schrieb, also
etwa ums Jahr 1900, waren in Baden insgesamt
1628,992 km Eisenbahn im Betrieb, davon zirka
1532 km Staatsbahn. Die Befriedigung, mit der
nach K. Müller das Land auf .seine Eisenbahnen
blicken konnte, bezog sich jedoch nicht allein auf
die Summe der Schienenkilometer, sondern

ebensosehr auf die Tatsache, daß in Baden „fast
ein Jahrzehnt vor Württemberg und mindestens
drei Jahrzehnte vor Preußen und Bayern" (A.
Kuntzemüller) die Idee der Staatsbahn Wirklichkeit
geworden und so sehr viel früher als in
anderen Ländern dem Verkehr und der Wirtschaft
ein krisenfestes Instrument geschaffen
worden war. Es hängt dabei mit den geographischen
Gegebenheiten zusammen, daß zuerst und
verstärkt die Nord-Süd-Richtung ausgebaut und
erst in zweiter Linie die Ost-West-Verbindung
in Angriff genommen wurde.

Diese Verhältnisse — Vorherrschen der Staatsbahnidee
vor dem Gedanken der Privatbahn einmal
und Bevorzugung der Nord-Süd-Richtung —
spiegeln sich auch in den Pressestimmen, die
vom Zustand der badischen Bahnen im Jahre
1858 berichten — genauer: im Mai des Jahres
1858. Die Länge der badischen Schienenwege
betrug zu diesem Zeitpunkt 345,18 km (Müller
S. 302); im Anfangsjahr des badischen Eisenbahn-

12


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-05/0014