Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-05/0018
Der „Oberländer Bote" Nr. 59 (vom 19. 5. 1858)
meldet dann, daß am 15. Mai das Regierungsblatt
mit dem oben bereits erwähnten Gesetz zur Vervollständigung
der Schienenwege des Großherzogtums
Baden erschienen sei, und führt als
ersten Punkt der Regierungsverlautbarungen an:

Darnach wird die Staatseisenbahn auf Staatskosten
von Waldshut nach Konstanz fortgesetzt.

Gerade in jenen Tagen war der Streit der badischen
mit den Schaffhauserischen Behörden wegen
der Streckenführung wieder in ein kritisches
Stadium getreten, das aber mit dem am 30. Dezember
1858 geschlossenen Vertrag zwischen
Baden und der Schweiz ein Ende fand — allerdings
wiederum nur ein vorläufiges; denn wiewohl
der Vertrag nun festlegte, daß die Linie
durch den Kanton Schaffhausen gehen sollte,
kam es in den nächsten Jahren noch zu heftigen
Kämpfen, die hier nicht mehr verfolgt werden
können. Es muß genügen anzumerken, daß der

Bau dieser Eisenbahnlinie, der im Mai 1858 so
entscheidend gesetzgeberisch und im Laufe des
Jahres auch vertragsmäßig gefördert wurde, erst
fünf Jahre später vollendet wurde: Erst am
„15. Juni 1863 stand die gesamte 413,737 Kilometer
lange Bahn Mannheim—Konstanz (Basel—
Waldshut 55,595, Waldshut—Konstanz 88,729 km)
im Betrieb. Der Kostenanschlag für die Basel—
Konstanzer Bahn hatte auf 10 040 500 fl gelautet.
Die tatsächlichen Kosten betrugen 15 248 900 fl."
(Müller S. 92). Am Tag der Einweihung der
Strecke, am 13. Juni 1863, trug ein Triumphbogen
in Konstanz die Inschrift (nach Kuntze-
müller S. 60):

Wir haben jetzt die Eisenbahn,
die Dampfschiffahrt im See.
Wenn's jetzt nicht wacker geht voran,
lieb Konstanz, dann ade!

Dr. Robert Feger, Freiburg

Emil Baader:

ftfrtentäfctjel

Als der vor etlichen Jahren heimgegangene
Dichter Hans Heinrich Ehrler dartum wollte,
wieviel „goldene Poesie" in unserer Muttersprache
liegt, erinnerte er an die Schönheit vieler
Blumennamen.

Neben Tausendgüldenkraut und Augentrost,
neben Engelsüß, Silberkerze, Liebstöckl und
Sonnentau nannte er auch das Hirtentäschel.

Wer hat nur all die schönen Namen erdacht?

Das Hirtentäschel, zur Familie der Kreuzblütler
jzählend, ist ein Unkraut. Es blüht vom
März bis in den November hinein in Gärten und
auf Äckern, auf Schutt und am Wegrand.

Den weißen Blütchen folgen bald die dreieckigen
Schötchen, gefüllt mit Samen. Sie gleichen
kleinen Taschen. Diese Schötchen verdankt
dieses Pflanzenwesen sowohl seinen deutschen
wie auch seinen lateinischen botanischen Namen
(Capsella bursa pastoris). Neben der weißblühenden
Art findet man, freilich selten, eine Form
mit kleinen rötlichen Kronblättern und rötlich
angelaufenem Kelch. Die Botaniker nennen diese
Art Capsella rubeila.

Zu den Kreuzblütlern zählt ebenfalls das dem
Hirtentäschel ähnliche Pfennigkraut (Thlapsi
arvense), dessen Schötchen viel größer sind.

Nicht alle Leute wissen es, daß die Täschchen
unseres Unkrauts etwas kostbares enthalten (wie
auch die ganze Pflanze), nämlich Cholin und
andere Stoffe, die neuerdings als Ersatz für das
medizinisch wichtige Mutterkorn verwendet werden
. Schon im Mittelalter wußte man um die
Heilkraft des Hirtentäschel. Und heute verwendet
man, auch auf Empfehlung von Pfarrer
Kneipp, den Hirtentäscheltee bei Blutungen aller
Art (der Tee wirkt blutstillend), auch bei Nierenleiden
, nicht zuletzt bei niedrigem sowohl wie
bei erhöhtem Blutdruck.

Neue Ausgabe der alemannischen Gedichte
von Johann Peter Hebel

In der Silberdistelreihe beim Verlag M. Schauenburg,
Lahr, ist gerade auf den diesjährigen Geburtstag des
Dichters eine Neuausgabe der alemannischen Gedichte
J. P. Hebels erschienen. Man kann nur dankbar sein, daß
man in solch handlichem Format, in dem die ganze Reihe
erscheint, und zum niedrigen Preis von 3.40 DM diese
immer wieder neuen Hebelgedichte sich erstehen und zu
einem Frühlingsausflug in die Tasche stecken kann. Herr
Professor Karl Friedrich Müller, der treue Pfleger dieser
Silberdistelreihe, die ja schon so viel Wertvolles aus
unserer Heimat — so auch eine Märchennovelle des diesjährigen
Hebelpreisträgers Schmidt-Noerr — veröffentlicht
hat, nahm alle Gedichte J. P. Hebels (fünfzig im
ganzen) in das Bändchen auf und hat nur von den
alemannischen Gelegenheitsgedichten abgesehen, so daß
das Büchlein den Anspruch auf Vollständigkeit erheben
darf. Es ist in sauberer und übersichtlicher Antiqua
gedruckt. Ein ausführliches, achtzehn Seiten umfassendes
Idiotokon erleichtert auch dem Nichtalemannen das
Verständnis für die Gedichte. Endlich gibt eine Übersicht
über neuere Ausgaben von Hebels Werken, Biographien
und gängige Schriften über Hebel Anreiz, sich
auch zur weiteren Beschäftigung mit unserem Dichter
solche Bände anzuschaffen. Richard Nutzinger

*

In der gleichen Silberdistelreihe erschien ein reizendes
Büchlein von Professor Dr. Wilhelm Zentner. Es
heißt: „Spätlese am Oberrhein, Erinnerungen, Betrachtungen
, Erzählungen. Es mag mir altem Karlsruher, als
Mitbürger in Zentners Jugendparadies, vergönnt sein,
diese Erinnerungen und Betrachtungen freudig zu begrüßen
. Was dieses Büchlein so beglückend macht, ist
nicht nur, daß es längst zum Schweigen gekommene
Saiten wieder aufklingen läßt, daß wir zusammen wieder
die Wege der Jugend gehen, sondern daß wir die leise
Bitternis der flüchtigen Zeit überwinden und aus der
Allgegenwärtigkeit des Seins heraus die Erinnerungen
trinken wie klaren Wein aus geschliffenem Glas. Wer so
klar und rein wie Zentner Zeit und Leben spiegelt,
deutet und klärt uns eigenes Erleben und Fühlen.
Sein Büchlein darf sich getrost in sein reiches Lebenswerk
einreihen. Wir danken ihm. Es weckt das Empfinden
in uns, einen Freund gewonnen zu haben.

Emil Baader schrieb ein sachliches, wohl abgestimmtes
Nachwort, das uns die Lebensdaten unsere Freundes
aufhellt.

Wilhelm Zentner: Spätlese am Oberrhein, Erinnerungen
, Betrachtungen und Erzählungen. Silberdistel-Reihe
Nr. 34. Moritz Schauenburg Verlag, Lahr. 2.80 DM.

K. Schäfer

16


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-05/0018