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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-06/0007
Wachtmeister Sänger, aber von der Patrouille
heimkehrend, eilte — auf hievon erhaltene
Kunde — ohne sich nur einige Ruhe zu gönnen,
wie immer unermüdet und unerschrocken dem
Rufe der Pflicht folgend, an das Rheinufer, und
wurde dort kurz nach seiner Ankunft von einer
feindlichen Kugel schwer getroffen.

Die Wunde war eine lebensgefährliche, denn
es war alsbald mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen
, daß edle Teile verletzt wurden. Seine
Genesung schien stets zweifelhaft, doch konnte
man zeitweise Besserung hoffen, als in den letzten
Tagen seine Kräfte schwanden und sein
Zustand sich derart verschlimmerte, daß dem
Leidenden nach einem schmerzlichen Krankenlager
von 41 Tagen, auf welchem er seinem sanften
, stillen und doch männlich starken Charakter
gemäß, die oft heftigen Schmerzen mit größter
Geduld und ohne Klage ertrug, der am 11. ds.
Mts. abends 8 Uhr erfolgte Tod eine willkommene
Erlösung sein mußte. Still und ergeben
wie er gelebt, hauchte er seinen Geist aus.

Wachtmeister Sänger war unverheiratet, doch
beweinen ihn eine tiefbetrübte Mutter und zwei
Schwestern wegen seinem allzufrühen Tod. Mit
stets reger Teilnahme und inniger Freude war
sein ungeschwächter Geist den großen Taten der
siegreichen deutschen Armee, den Triumphen
des guten, schwer gekränkten Rechtes und deutscher
Tapferkeit gefolgt. Sie waren ihm ein
wTahrer Trost im eigenen Leiden für das Vaterland
und hielten ihn aufrecht mitten unter heftigsten
Schmerzen. Er hat in dieser Zeit noch
Deutschlands Wiedererstehung erlebt und schied
beruhigt und beglückt über dessen neue Größe
und Macht, wie so viele andere Tapfere in gleicher
Lage, die, die Hand auf die brennende
Wunde gepreßt, mit brechender Stimme ausriefen
: Gott sei Dank, wir haben gesiegt! Es lebe
das große Vaterland!

Wir bedauern in dem Geschiedenen einen von
seinen Vorgesetzten, wie von seinen Untergebenen
, ja von allen, die ihn kannten, seiner getreuen
und humanen Pflichtübung und seiner
persönlichen Tugenden wegen hochgeachteten
und geliebten Dienstmann und Bürger, in treuer
Ausübung seines Berufes von frevelhafter Hand
allzufrüh gefällt. Lassen Sie uns ihn als eine
freundliche Erinnerung bewahren. Ehre seinem
Andenken, Friede seiner Asche!"

Durch das. Erlebnis des 3*1. August aufgeschreckt
, melden sich nacheinander die Gemeinden
Rheinweiler, Liel, Vögisheim, Feldberg,
Nieder- und Obereggenen und bitten um die
Zuteilung von Gewehren. Das Bezirksamt frägt
auch bei den anderen Gemeinden seines Bereiches
an, ob und wieviel Waffen sie wünschten.
Vögisheim kommen nachträglich Bedenken. Es
teilt Müllheim den Entschluß mit, keine Gewehre
anschaffen zu wollen. Sachs vermutet, es wäre
den Vögisheimern der Gedanke gekommen, sie
müßten die Gewehre bezahlen und ersucht den
Gemeinderat, einen neuen Entschluß herbeizuführen
, da nur die Patronen und Zündhütchen
in Rechnung gestellt würden, die Gewehre aber
kostenlos ausgeliehen würden. Der vorsichtige

Gemeinderat lehnte erneut ab: „Krenzschutz
betreffend: Da in hiesigem Orte sich wenige
solcher Leute befinden, die nur mit einem Gewehr
umzugehen wissen und daher leicht bedauerliche
Fälle vorkommen könnten ohne zur
Sache nur etwas beizutragen und da man nach
der wirklichen Lage der Deutschen Kriegsgeschichte
nach unserer Meinung ohnehin nichts
mehr zu befürchten hat, so hat man sich wiederholt
entschlossen, auch lehensweise keine solcher
Gewehre anzuschaffen".

Das Gouvernement der Festung Rastatt teilt
schließlich dem Bezirksamt Müllheim mit, daß es
für Schliengen, Bellingen, Bamlach und Rheinweiler
je 15 Gewehre, für Steinenstadt, Neuenburg
und Seefelden je 10, für Buggingen 20 und
für Heitersheim 30 Gewehre abgeschickt habe.
Zu jedem Gewehr 20 Patronen und die entsprechende
Zahl Zündhütchen. Für diese Munition
, 5000 Patronen und 6000 Zündhütchen reichte
Rastatt eine kalligraphisch niedergeschriebene
Rechnung über 122 fl. 20 kr. ein. Das Tausend
Patronen kam auf 21 fl. 40 kr., das Tausend
Zündhütchen auf 2 fl. 20 kr. zu stehen. 14 Tage
später erfolgte schon die erste Mahnung. Das
Bezirksamt bat um Stundung, damit es später
ein Gesuch um Erlaß einreichen könne; die Zeit
dafür sei aber noch nicht gekommen. Diese
Taktik erwies sich als richtig. Gegen Ende des
Krieges, als man schon besser sah, wem man die
Kriegskosten auferlegen konnte, erließ das
Kriegsministerium die Bezahlung der Munition.

(Schluß folgt)

Emil Baader:

Vor achtzig Jahren erschien Albrechts
„Maje us'm Oberland"

Erinnerungen an den Dichter des „Präzeptoratsvikari"

Nach dem Vorbild anderer Städte (zum Beispiel
Konstanz) werden in Lahr auf Veranlassung
der Stadtverwaltung an einer Reihe historischer
Bauten und auch an Häusern, die Beziehung zu.
bedeutenden Persönlichkeiten haben, Hinweise
angebracht, unter anderem auch an dem Hause
Eisenbahnstraße 24 in Lahr - Dinglingen, dem
Sterbehaus von Anton Hermann Albrecht, dem
besten und echtesten Schüler Hebels vor Burte.

1835 in Freiburg geboren, wirkte Albrecht
lange Zeit in Kleinkems, wo eine Gedenktafel
. am Pfarrhaus an ihn erinnert, sodann in Laufen.
Krankheitshalber trat er bereits 1893 in den
Ruhestand. Seinen Lebensabend verbrachte er in
Lahr, der Heimat seiner Frau Lina geb. Schneider
, die eine Tochter des Flaschnermeisters und
Bleiplattenfabrikanten Eduard Schneider war
(Hintere Mauergasse Nr. 9).

Vor achtzig Jahren, 1878, erschien im Verlag,
von Moritz Schauenburg in Lahr sein Gedichtband
„E Maje us'm Oberland", der ebenso Anklang
fand wie seine Erzählungen vom „Präzeptoratsvikari
" (die Liebe Hebels zu Gustave Fecht
schildernd), sowie die „Häfnetjungfer" u. a.

In Albrechts Besitz befand sich ein Originalbild
von Hans Thoma, aus des Meisters früher

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