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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-06/0009
nes zum Teil zerstreuten Machtbereichs zu erhalten
und den Wohlstand seiner Untergebenen,
besonders der aufstrebenden Bürgerschaft des
zehn Jahre zuvor zur Stadt erhobenen Fleckens
am Fuße des Schloßberges zu fördern, war die
Hauptsorge des vielbeschäftigten Vaters. Deshalb
war ihm auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen
Klöstern ein besonderes Anliegen. So
vollzog er am Stephanstag 1122 auf seiner bei
dieser Gelegenheit erstmals erwähnten Burg
„zuo Badin(weiler)" eine Schenkung für sein
Hauskloster St. Peter im, Schwarzwald. Die Vorbesprechungen
, die er acht Jahre darauf als Vogt
der Benediktiner in St. Blasien mit Kaiser Lothar
in Basel und bald darauf in seinem Auftrag der
Burgvogt Berthold mit dem Dekan Herimannus
von Müllheim und andern Klerikern wegen der
Errichtung einer Zelle auf Bürgeln und eines
Gotteshauses in Eggenen zu Liel führten, fallen
in die frühesten Kindheitstage von Klementia.
Hart wurde die Familie vom Schicksal getroffen,
als der Sohn des Schwabenherzogs, der spätere
Rotbart, die Lande von Zürich bis Freiburg und
Zähringen verheerte, die beiden Burgen in kühnem
Handstreich in Besitz nahm, so daß der
Zähringerherzog sich genötigt sah, bei dessen
Vater, seinem Oheim, um Frieden zu bitten.

Weit schicksalsschwerer waren die Kindheitsjahre
für Heinrich den Löwen. Wieder waren es
die Hohenstaufen, die in bitteren Fehden mit
seinem Großvater, dem Kaiser Lothar von Supp-
linburg, sowie mit seinem Vater, dem Herzog
Heinrich dem Stolzen, seine Heimat um Weingarten
und Ravensburg sowie seine Erblande
Bayern und Sachsen verwüsteten. Geächtet, seiner
Herzogtümer und der Reichsinsignien belaubt
, starb der Vater, bevor der Knabe zehn
Jahre alt war. Als er nach sieben weiteren Jahren
mündig wurde, bekam er zunächst Sachsen
zurück, erklärte sodann die Ächtung seines Vaters
sowie die Krönung des Kaisers Konrad —
sie erfolgte durch den päpstlichen Legaten — für
ungültig und war nunmehr als Herzog von
„Sachsen und Bayern" gewillt, seine und seines
Geschlechtes Ansprüche mit allen ihm zu Gebote
stehenden Machtmitteln durchzusetzen. Die trostlose
Lage des Reiches sowie des ganzen Abendlandes
schien ihm für seine Pläne allzu günstig.
„Bei uns herrscht überall die schrecklichste Verwirrung
", klagt ein zeitgenössischer Chronist. —
„Raub und Brand peinigen das Land. Die Mengen
unserer Sünden und Unbilden stellen uns
fast den Untergang der Welt vor Augen".

Wie ein Friedensruf des Himmel drangen nun
die Worte des Zisterzienserabtes Bernhard von
Clairvaux: „Gott will es!" in die Seele der aufs
tiefste gepeinigten Christenheit. Am 3. Dezember
1146 hörten auch die Bewohner Freiburgs seine
Kreuzzugspredigt, „beugten sich in Scham und
Reue und empfingen auf ihren Schultern das
Kreuz zur heiligen Heerfahrt". Begleitet von
Adalbert von Staufen, eilte das kleine Gefolge
über Krozingen und Müllheim nach Basel. Wo
Worte versagten wie in Schliengen, vollbrachten
Wunder eine umso größere Wirkung. In Säckingen
begrüßten sie den von einem Italienfeldzug
heimgekehrten Zähringerherzog Konrad. Auf

dem großen Fürstentag zu Frankfurt gelobte er
am Weihnachtstag im Beisein des zu Tränen
gerührten Reichsoberhauptes, zusammen mit
Heinrich dem Löwen, den Bischöfen von Bremen
und Verden sowie vieler Äbte und Adeligen,
einen Kreuzzug gegen die noch heidnischen Wenden
zu unternehmen. Die Seele des Widerstandes
war der tapfere Obotritenfürst Niklot, der letzte
Heide unter den Ahnen des mecklenburgischen
Fürstenhauses, auf seiner Völkerburg am nördlichen
Ufer des Schweriner Sees. — An die
Spitze einer zweiten Heeressäule gestellt, teilten
die beiden Herzöge in den wegelosen, an Sümpfen
damals noch überreichen Waldgebieten die gewaltigen
Strapazen sowie den unrühmlichen
Mißerfolg des ganzen Unternehmens. Auch
gleiche Ansichten über die unglückselige Politik
des Kaisers und die großen Probleme des so
bewegten Jahrhunderts haben die beiden neuzeitlich
ausgerichteten Dynastien einander näher
gebracht. So wurden bald nach Beendigung des
Feldzuges nach fürstlicher Sitte auf diplomatischem
Wege die Fäden für die Vermählung der
damals 17jährigen Klementia von Zähringen mit
dem um zwei Jahre älteren Heinrich von Sachsen
und Bayern geknüpft. Die Urkunde wurde in
Offenburg ausgefertigt. Unter den anwesenden
Zeugen wird auch der Burgvogt von Badenweiler,
Adalbert von Baden, genannt. Als Morgengabe
ihres Vaters brachte die Braut Burg und Herrschaft
Badenweiler mit 500 Mansen und hundert
Zähringische Dienstmannen in die Ehe.

Dienstmannen waren es, die vor allem andern
der Weife brauchte, um seine politischen Ziele
zu verwirklichen. Heerfahrten nach Bayern, Holstein
und Brandenburg, Reichs- und Hoftage des
Kaisers sowie Land- und Gerichtstage mit seinen
Grafen und Edeln, Bischöfen und Äbten ließen
dem doch nur für ein Leben im Sattel und Zelt
geborenen Krieger wenig Zeit zu einem Verweilen
im Schlosse zu Lüneburg an der Seite seiner
jungen Gemahlin. Dieser gab er während seiner
Abwesenheit die Zügel der Regierung. Ihr Ratgeber
war Graf Adolf von Holstein, ein ehemaliger
Geistlicher. In Sachsen herrschte Ruhe, und
immer enger schien auch die Bevölkerung der
wendischen Gebiete sich an die milde Herrschaft
der Herzogin zu halten. Als aber in Dobin am
Schweriner See sich gegen den unterworfenen
Niklot Widerstand zeigte, schickte sie diesem den
Grafen Adolf mit zweitausend auserlesenen Holsteinern
zu Hilfe. Nur mit größeren Zahlungen
an die herzogliche Kasse konnten die Mecklenburger
ihre Heimat vor weiteren Verwüstungen
retten. Mit weiteren Tributen erhob sich Holstein
zur ersten Blüte, Lübeck wurde neu aufgebaut,
Kapellen und Klosterzellen überall errichtet, und
bald konnte der von der Herzogin und dem Grafen
Adolf investierte Vizelin seinen Bischofssitz
von der Hütte unter einer mächtigen Buche bei
Bosau nach Neumünster (südlich von Kiel) verlegen
. Als er nach vier Jahren starb, schlugen
Klementia und Graf Adolf im Einvernehmen mit
der Geistlichkeit der Diözese ihren treuen Hauskaplan
Gerold dem Erzbischof in Bremen als
Nachfolger vor. Dieser jedoch versagte Gerold
die Weihe.

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