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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-06/0018
gewesen waren. In einem Punkte hatte er ganz
ohne Zweifel recht: Ein Sängerfest braucht oder
soll keine Gelegenheit dazu sein, den Freuden
des Tisches allein zu huldigen; ein gutes Mahl
und ein paar Liter mundigen Markgräflers in
Ehren — der Chronist ist auch kein Verächter
dieser Dinge —, aber auf einem Sängerfest sollte
der Gesang im Vordergrund des Programms
stehen und nicht die leiblichen Genüsse. Daß es
die letzteren in Haltingen nicht gegeben haben
sollte an jenem Sängerfest 1858, wird man ohnedies
nicht glauben, so daß sich bei einiger und
reiflicher Überlegung jener abfällige Artikel in
der „Bad. Landeszeitung" immer mehr als das
herausstellt, was er aller Wahrscheinlichkeit nach
"in Wirklichkeit war: Ein aus irgend welchen
Antipathien heraus unternommener Versuch, den
Haltinger Sängern am Zeug zu flicken.

Der Chronist weiß nicht, ob die Angelegenheit
den Haltingern tatsächlich für die nächste
Zeit die Lust genommen hat, wieder einmal ein
Sängerfest zu veranstalten. Hoffen wir, daß es
nicht der Fall war. Anderen Vereinen jedenfalls
konnte jener häßliche Artikel nicht verleiden,
wie bisher ihre Feste zu planen und auszuschreiben
. Just Ende Juni 1858 läßt sich nämlich der
Müllheimer Gesangverein mit einem Festvorhaben
hören (Oberl. Bote Nr. 77 v. 2. Juli 1858):

Müllheim, 30. Juni. Wie wir vernehmen, beabsichtigt
der hiesige Gesangverein, in Verbindung mit
dem Gesang- und Musikverein in Oberweiler, beide
Vereine unter der Direktion des Herrn Musiklehrers
Rehm von Badenweiler, aus besonderem Anlaß am
nächsten Sonntag, den 4. Juli, nachmittags, wenn die
Witterung günstig ist, einen Ausflug in den hiesigen
städtischen Eichwald zu machen, um dort bei Sang
Klang unter schattigem Laubdache einige fröhliche
Stunden zu verbringen. Damit der Faden der Unterhaltung
sich leichter fortspinnt, ist für Erfrischungen,
deren sich auch Nichtmitglieder teilhaftig machen
können, gesorgt.

Freunde ländlichen Vergnügens erlauben wir uns
auf die hier sich darbietenden Genüsse aufmerksam
zu machen.

Hoffen wir, daß es den Müllheimern besser als
den Haltingern gelang, die Besucher ihres Festes
zufriedenzustellen. Hoffen wir auch, daß sich
die Haltinger Sänger nicht allzusehr und allzulange
über den unbekannten Artikelschreiber
geärgert haben. Es soll im Markgräflerland ein
gutes flüssiges Mittel geben, mit dem man dergleichen
Ärger und Sorgen dorthin schwemmen
kann, wohin sie allemal gehören: in die Vergessenheit
. B. Gmeiner

Noch einmal die Wiesentalbahn

• Zur Frage der Erbauung einer Eisenbahn
durchs Wiesental, die im Frühsommer 1858 zu
manchen Debatten führte (siehe: „Die Markgrafschaft
" 1958, Heft 5), schrieb im Juni 1858 ein
Markgräfler Dichter („Oberl. Bote" Nr. 73 vom
23. Juni 1858):

Die Wiesentäler Eisenbahn

Die Wiesentäler Eisenbahn

Bewegt jetzt viel Gemüter;

Der eine Mann hat Freud daran,

Der andre sagt dann wieder:

„Der Wohlstand wird zerstört durch sie,

Mir wär' es recht, sie käme nie!"

Je nach Beruf und nach dem Stand
Hört sprechen man die Leute;
Dem großen, reichen Fabrikant
Wär's recht, sie kam' schon heute;
Die Wirte rufen, wie verhext:
„O wär' sie, wo der Pfeffer wächst!"

Der Fuhrmann stimmt gar kläglich an

Die gleiche Jeremiade:

„Wenn fährt man auf der Eisenbahn,

Erwächst mir großer Schade;

Was machen mit dem Braun und Rapp,

Wenn ich nichts mehr zu führen hab.'?"

Der Landwirt sagt: „O weh, mein Feld,
Dies werd' ich jetzt verlieren
Zu wohlfeil, um geringes Geld,
Dies werd' gar sehr ich spüren!"
Solch' Klagen werden kund, bekannt:
„Ein jeder sorgt für seinen Stand".

Mir ist es eins, ob kommt die Bahn,

Ob sie wird aufgeschoben;

Doch führ' ich hier das Sprüchlein an:

„Sie ist nicht aufgehoben!

Was in der Zeit verschlossen liegt,

Bricht selbst sich Bahn, und kämpft und siegt!"

Einem Achtzigjährigen zum Gruß!

Ein treues Mitglied unseres Hebelbundes und ein
eifriger Leser unserer „Markgrafschaft" hat am 10. Mai
sein 80. Lebensjahr vollendet; es ist Herr Redakteur Karl
Frey in Freiburg. Ist es ihm, der mit J. P. Hebel seinen
Geburtstag gemeinsam hat, schon in die Wiege gelegt
worden, daß in seinem Leben Heimat und heimatliche
Belange eine wichtige Rolle spielen? Jedenfalls hat man
ihn öfters mit den Freiburgern zusammen am Hebel-
mähli in Hausen gesehen. Seine Haupttätigkeit galt aber
seiner Heimatstadt Freiburg, in deren Nähe — in Eichstetten
— er auch geboren ist. Hier hat er sich vom
Buchdruckerlehrling zu einem bedeutenden Buchdruck-
und Pressefachmann und zum Redakteur heraufgearbeitet
. Sein wichtigstes Anliegen war die Fremdenverkehrswerbung
, die er schon aufnahm, als noch wenige an
dieses Fach dachten, und der er heute noch mit seiner
Feder dient. — Wir freuen uns, ihn noch rüstig und
gesund und tätig zu sehen, und auch die „Markgrafschaft
" wünscht diesem Nestor unter ihren Lesern und
der Hebelbund diesem Heimatmann noch recht viele
Jahre fröhlichen Alters. R. N.

„Zwischen Schwarzwald und Vogesen". Geschichten
aus alemannischem Land von Gustel Ehrmann-Brentzing.
Schauenburg - Verlag, Lahr / Baden.

In der Reihe seiner schmuck ausgestatteten Silberdistelreihe
hat uns der Verlag jetzt eine Sammlung von
13 kurzen, gemütstiefen Erzählungen dargeboten, die
jeder mit Freude begrüßen wird, der das Land zwischen
Schwarzwald und Vogesen seine Heimat nennt. Die Verfasserin
dieser Geschichten ist im Elsaß geboren und hat
dort ihre Jugendzeit verlebt. Mit ihrem vor drei Jahren
im Alsatia-Verlag erschienenen Buch „Kinderland - Wunderland
" erwies sie sich bereits als Dichterin, deren
gefühlsechten und phantasiebeschwingten Erlebnisschilderungen
man gern folgte. Seit Jahrzehnten nun, seit
Ende des ersten Weltkrieges 1918, am Fuße des Südschwarzwaldes
beheimatet, war es ihr ein Herzensanliegen
, neben dem elsässischen auch den badischen Menschenschlag
in Dialekt, Brauchtum und Sitte zu Worte
kommen zu lassen und so die Brücke zwischen links- und
rechtsrheinischer, im Alemannischen wurzelnder Sonderart
zu festigen. Das aber ist ihr gelungen, weil sie nie
etwas von Absicht merken läßt, sondern immer nur
unbefangen munter und humorvoll erzählt, was ihr mit
originellen Menschen hier wie dort begegnete. Gemeinsamkeit
der Jugenderinnerungen verbindet sie mit ihrem
berühmten Landsmann Albert Schweitzer. Ihm ist mit
Worten herzlicher Verehrung ihr Büchlein gewidmet,
dem zierliche Scherenschnitt-Initialen von Gertrud Heckmann
zu erfreulichem Schmuck dienen. Wir wünschen
dem Büchlein weite Verbreitung, und zwar nicht nur im
engeren Heimatgebiet. Kurt Engelbrecht

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