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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-07/0007
Arlbergpaß im Süden und dem Lech im Osten
in ihrem Besitz.

Aus den ersten Bauernsiedlungen an den Talausgängen
mit ihren späteren fruchtbaren Lößhöhen
entstanden die -ingen- und -heim - Orte.
Bei Zülpich fiel die nächste Entscheidung, besonders
auf religiösem Gebiet. Zur intensiveren
Durchdringung des Siedlungsraumes bedienten
sich die Merowinger der in der ersten Hälfte des
siebenten Jahrhunderts gegründeten Frühklöster
St. Gallen und St. Trudpert. In zwei wichtigen
Stammesdokumenten, dem Paktus Alamannorum
(600) und der Lex Alamannorum (730) tritt der
Fortschritt klar in Erscheinung. Der letzte Widerstand
wurde durch den ersten Karolinger Pippin
auf dem Tag von Cannstatt (746) gebrochen. An
Stelle des Stammesherzogs traten fränkische

A. Eisele:

Am 27. Oktober 758 schenkte Strachfrid dem
dem Kloster St. Gallen seinen Besitz in Egrin-
gen, Innighofen (bei Krozingen) und in Müllheim
. Hier finden wir die erste schriftliche Erwähnung
der „villa Mulinhaimo", der heutigen
Stadt Müllheim. Nur dürfen wir nicht denken,
daß dieses „Mulinhaimo" eine geschlossene Dorfsiedlung
gewesen wäre. Denn wenige Jahre später
erhält das Kloster Lorsch (in Hessen) Schenkungen
im Breisgau „in villa Mulinhaim". Schon
diese beiden Stellen geben Veranlassung, darüber
nachzudenken: wer waren die Schenker,
die im einen und im andern Falle ihren Besitz
dem Kloster gaben; weiter nachzudenken, warum
der eine das Kloster St. Gallen weit im Süden
beschenkt und der andere das Kloster weit im
Norden. Jedenfalls ist sicher, daß schon vor diesem
Jahre 758 Menschen an dem Orte wohnten.
Denn Bodenfunde zeigen, daß „aus frühgeschichtlicher
Siedelung über die Alemannengräber zum
fränkischen Fiskalbesitz" eine ununterbrochene
Linie geht (Roth: „St. Peter und St. Martin bei
Waldkirch"). Nach F. Metz waren die Lößgebiete
und Kalklandschaften am Schwarzwald- und
Vogesenfuß und im Kaiserstuhlgebiet seit Jahrtausenden
dicht besiedelt. Für die Urkunden der
älteren Zeit gilt das, was auch für die Bodenfunde
gesagt werden muß: wir müssen dankbar
sein für jedes Zeugnis aus jenen Tagen; wir
dürfen aber nie vergessen, daß gerade aus älterer
Zeit nur sehr wenige schriftliche Urkunden auf
uns gekommen sind, genau wie die bisherigen
Bodenfunde nicht restlos Auskunft geben über
die frühe Besiedelung. Wenn sich an einzelnen
Orten die Bodenfunde häufen, dann ist das sicher
zu einem großen Teil auch darauf zurückzuführen
, daß der Boden dort (wegen stärkerer Bautätigkeit
etwa) gründlicher durchgraben wurde
und daß Männer dort waren, die auf diese Funde
ein Auge hatten. Wer die Karte der Reihengräberfriedhöfe
der Merowingerzeit in der Oberrheinebene
(etwa 480 bis bald nach 700 n. Chr.)
von Nierhaus (in „Das Elsaß", Jahresband 40 des
Landesvereins Bad. Heimat) und die Karte über
die Verbreitung der -ingen- und -heim - Orte

Gaugrafen. Als erster im Breisgau wird Chancor,
der spätere Gründer des Reichsklosters Lorsch,
genannt. Im gleichen Jahre, am 27. Okt. 758, ist
unsere Stadt in einer Urkunde, nach welcher der
Edle Strachfried seine Besitzungen an Wohnhäusern
, Gebäuden, Leibeigenen, Vieh, Äckern, Matten
, Weinbergen, Wäldern und Gewässern in
Aguringas, Onninchova und Mulinhaimo dem
Kloster St. Gallen schenkt, erstmals erwähnt.

Anstelle der Bodenurkunden tritt mehr und
mehr die schriftliche Überlieferung. Damit
nähert sich die heimische Frühzeit ihrem Ende.

Anmerkung: Aguringas ist Egringen; Onninchova
sehr wahrscheinlich der untergegangene Weiler zwischen
Krozingen und Norsingen.

(Maurer: „Oberrheiner, Schwaben und Süd-
alemannen") gegeneinander hält, bekommt ein
Bild der Besiedelung in jener Zeit.

Gerade die Arbeit von Maurer über „Auswertung
der Ortsnamentypen" in obengenanntem
Werk gibt uns für die hiesigen Verhältnisse
einen Hinweis. Er hält die -ingen- und -heim-
Bildungen für „germanisches Erbe, von den
Alemannen an den Rhein gebracht". Die -heim-
Orte scheinen aus dem Elsaß herüber in den
Breisgau an den Stellen zu gelangen, wo auch
später die stärkste Berührung stattfindet: bei
Müllheim (Kirchen, Bingen, Stetten) und im
Kaiserstuhl (Burkheim, Leiselheim). Nierhaus
meint, daß die Gründungszeit der -ingen- und
-heim - Orte „wenigstens zum Teil bis in das
früheste 6. Jahrhundert" zurückgeht, weil damals
die Wanderungen der Alemannen infolge
ihrer Unterwerfung unter die Merowingerherr-
schaft ein Ende nahmen und die intensive
Bebauung des Landes zwangsläufig beginnen
mußte.

Das Jahr 496 brachte den schweren und für
die Folgezeit entscheidenden Kampf zwischen den
Alemannen und dem fränkischen König Chlodwig
in der Nähe von Straßburg. Chlodwig trat
zum Christentum über und konnte infolge seines
Sieges seine Herrschaft weiter ausdehnen. Das
Elsaß kam unter fränkische Herrschaft. Dort im
Elsaß entwickelte sich ein elsässisches Herzogtum
, die Etichonen, die ihren Einfluß im Süden
bis weit über den Elzgau nach der Burgundischen
Pforte und dem Schweizer Jura hin ausdehnten.
Ob dieses Geschlecht der Etichonen seinen Einfluß
nicht auch über den Rhein hinüber auszudehnen
versuchte?

Zwei Quellen geben uns einen kleinen Einblick
. In der Lebensbeschreibung des hl. Gallus
wird berichtet, daß der Heilige die Tochter des
alemannischen Herzogs Kunzo geheilt habe. Der
Vater bringt sie bis zum Rhein, wo sie von
fränkischen Grafen in Empfang genommen wird
und von ihnen zum fränkischen König Sigibert
geleitet wird. „Für das frühe 7. Jahrhundert

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