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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-07/0012
Hebelstube im Motel Alte Post

folger, Georg Friedr. Heidenreich,
der Alten Post und der Gemeinde
viel Verdruß, viel kaiserliche Truppen
, Tausende von Emigranten und
den Prinzen Conde mit seinem
Hauptquartier, so daß Heidenreich,
der Unbilden überdrüssig, schließen
wollte, was ihm jedoch höheren
Orts verwehrt wurde, weil
sein Haus nicht entbehrt werden
könne. — Heidenreichs Nachfolger
, der Posthalter Johann Christian
Engler dagegen brachte es
zuwege, den Wirtschaftsbetrieb
vorübergehend von 1818 bis 1834
stillzulegen. — Dessen Nachfolger
und Schwager Jakob Friedrich
Wechsler schloß ihn 1847 gar endgültig
mit der Begründung, die
Eisenbahn ziehe den Reiseverkehr
mehr und mehr von der Postkutsche
ab. Es war also die Schiene
, die die „Alte Post" in über
hundertjährigen Dornröschenschlaf versetzte. Ist
es nicht seltsam und hintergründig reizvoll, und
empfinden wir es nicht als einen wohltuenden
Akt ausgleichender Gerechtigkeit, daß über ein
Jahrhundert später ausgerechnet die doch primär
schienengebundene Schlafwagengesellschaft die
Schlafende zu neuem Leben erweckt! Schiene
und Straße heute also nicht mehr wie damals
getrennte Feinde im Kampf um den Gast, sondern
vereinte Freunde im Dienst um den gleichen
Kunden!

Das Motel Alte Post liegt inmitten der sonnigen
Oberrheinlandschaft, die nicht nur Johann
Peter Hebel, sondern auch Hermann Burte und
viele andere besungen haben. Die Alte Post steht
inmitten des Dreiecks dreier bedeutender Thermen
, der Heilbäder Badenweiler und Bad Krozingen
und des nahen aufstrebenden Bellingen.

In Sichtweite der Alten Post schneiden die
Straßen, die westlich über den nahen Rhein nach
dem Elsaß und östlich ins Weilertal in den süd-

Foto: F. J. Mayer

liehen Hochschwarzwald führen, die Bundesstraße
Frankfurt—Basel; und in Kürze wird der
Autobahnzubringer hier vorbeiführen. An der
Alten Post verzweigt sich die Markgräfler Weinstraße
in zwei Äste. Welche vielfache Gunst auch
des Standorts!

Heute wie vor zweihundert Jahren ruht die
„Alte Post" im Angesicht der nahen Weinberge,
eingebettet in die fruchtbare Vorbergzone des
Schwarzwaldes, vor der lapisfarbenen erhabenen
und breiten Silhouette des Hochblauen, inmitten
der „Himmlischen Landschaft" Rene Schickeies.
Überwölbt von einem seidenblauen Himmel, der
sich vom Schwarzwald zu den Vogesen und
hinüber zur Burgundischen Pforte und zum
Schweizer Jura spannt, von einem Himmel, unter
dem die Grenzen sich auflösen, unter einem
europäischen Himmel. . .

Aus der Ansprache des Bürgermeisters der
Kreisstadt Müllheim, E. A. Graf, anläßlich
der Eröffnung der Alten Post.

Ida Preusch - Müller:

2luf alten Opucen

Vor mir liegen zwei kleine Gedichtbände, die
mir meine Mutter einmal schenkte mit den
Worten: „Heb si guet uf, de chasch si villicht
emol bruche". Jetzt ist es soweit.

Das erste Bändchen „Blumen am Wege"
schrieb der Müllheimer Heimatdichter Karl
Muser, an dessen Grab ich oft vorbeigehe, wenn
ich am Friedhofbrunnen Gießwasser hole. Ab
und zu bleibe ich stehen, betrachte das Relief
auf dem Stein, das gütige, humorvolle Gesicht,
das einen so lebenswahr anschaut, und lese die
Daten: geb. 9. November 1833 — gest. 7. April
1917. Viele alte Müllheimer kannten den Hochbetagten
noch und wissen von ihm, dem Dichter
und dem Erbauer der „Eintracht".

Musers Elternhaus war das heutige Kramer-
sche Haus, Ecke Wilhelmstraße - Krafftgasse, das
eine Erinnerungstafel trägt zum Gedenken an die

Feier von Musers 100. Geburtstag. Hier betrieb
sein Vater einen Metzgerladen; weiter unten, im
Keller'schen Haus, wurde geschlachtet und gewurstet
. Hof und Stallungen befanden sich auf
dem Grundstück der heutigen „Eintracht", am
Bach entlang. Später kaufte Karl Muser das
Kern'sche Haus an der anderen Ecke der Gasse
oben, um darin eine Wirtschaft zu eröffnen. So
prägten die vielen Muserhäuser den Namen
„Muesergäßli". Die finanzielle Belastung durch
den Kauf des neuen Hauses war aber zu groß
für Karl Muser; er verkaufte es wieder und
baute 1885 auf dem Grundstück am Bach die
„Eintracht". Dieser Name hat historischen
Ursprung.

Im Jahre 1879 weilte Generalfeldmarschall
Graf Moltke mit seinem Stab in Müllheim und
nahm Quartier bei Hermann Blankenborn.

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