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Einige Offizierspferde waren in Musers Stall
eingestellt. Moltke machte gern einen Gang am
Bach entlang, verweilte sich auch am „Pritsche-
gumpe" (Wasserfall), und einmal betrat er
Musers Hof, um nach den Pferden zu sehen.
Unter der Stalltüre blieb er stehen und unterhielt
sich freundlich mit den Pferdeburschen
über die Pflege ihrer Tiere. Diese Stelle war
nun geweiht, und beim Bau des Gasthauses kam
das Büffet genau an die Stelle, an der die Stalltüre
gewesen war. In einem Gedicht über Molt-
kes Besuch in Müllheim schrieb Muser: „Stoßt
an! — Hoch leb der große Schlachtenlenker, der
Deutschlands „Einheitsbau" mit hergestellt, der,
will es Gott, für alle Zeit besteht, wenn auch
mein „Eintrachtsbau" in Trümmer geht".
Eine große Freude und Ehre wurde Muser
zuteil, als er bei einem Festbankett, das zu
Ehren des hohen Gastes im „Schwanen" gegeben
wurde, sein Gedicht über die Schlacht bei Beifort
vorlesen durfte. Es gefiel Moltke so gut, daß
er den Dichter um das Manuskript bat und es
dankend in seine Manteltasche steckte.
1897 übergab Muser die „Eintracht" seinem
Sohn Karl, zog sich in das alte Häusle am Bach
zurück und übernahm das Arbeitsamt. Nach
seinem Tode führte seine Tochter Mina das Amt
noch eine Weile fort. Heute steht das alte Häusle
nicht mehr, aber der „Eintrachtsbau" hat den
deutschen „Einheitsbau" überdauert.
Muser schrieb schon in jungen Jahren Gedichte
, die er für sich behielt, bis einmal seine
Freunde die Blätter „Aus des Metzgers Brief-
Der Kaiserbrunnen
(Einer der alten, schönen Brunnen im Straßenbild von Müllheim)
lasche" entdeckten und ihn zur Veröffentlichung
drängten. Erst viel später aber kamen seine gesammelten
Gedichte als „Blumen am Wege" im
Selbstverlag heraus. Leider steht keine Jahres-
Fachwerkhaus in der Eisengasse Foto: F. J. Mayer
(Hier hat Herr Apotheker C. A. Tenckhoff ein altes Nebengebäude
als Fachwerkhaus herrichten lassen und damit ein nachahmenswertes
Beispiel gegeben.)
zahl darin. Es sind hochdeutsche und alemannische
Verse in buntem Wechsel, eben Blumen am
Wege, wie man sie da und dort findet.
Die erste Abteilung „Aus Deutschlands großer
Zeit" zeigt einen sehr starken Niederschlag des
politischen Geschehens der 70er und 80er Jahre
und spiegelt die Liebe zum deutschen Vaterland
und die Verbundenheit mit dem badischen
Fürstenhaus in rührender Weise.
Der zweite Teil bringt Bilder aus der Heimat
als „Mein Breisgau". Seltsamerweise ist die Bezeichnung
„Markgräflerland" nirgends zu finden
, ab und zu einmal „Oberland". Zu Scheffels
60. Geburtstag schickt der Verfasser einen Glückwunsch
„von Breisgaus Rebgelände am schmuk-
ken Blauenfuß". Selbst zum Hebelfest in Hausen
1885 schreibt Muser nur „hüt chömme d'Ober-
länder zue". Wann ist wohl der Name „Markgräflerland
" volkstümlich geworden? Den Blauen
nennt Muser „nach dem Volksmund" Klein-Rigi.
In seinen alemannischen Gedichten ist Muser
am natürlichsten, da spricht er mit urwüchsigem
Humor zu Seinesgleichen. Der 1857 entstandene
„nächtliche Fischfang" trägt die Fußnote (Meine
ersten Verse an die Öffentlichkeit). Dieses Gedicht
trug das alte Stiegelermütterle bei der
Feier in der Festhalle am 9. November 1933 vor
und gab, zum Ergötzen der Zuhörer, mit Kom-
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