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Altes Haus in Mdllheim
Foto: F. J. Mayer
(Eines der ältesten Häuser in Müllheim, das mit seinen Fenstern in
gotischem Stil im Erdgeschoß und in der westlichen Giebelseite, wie auch
durch seine alte Fachwerkpartie, zu den interessantesten Gebäuden Müllheims
zählt. Auch hier hat der Besitzer, Herr Willi Meier, mit Hilfe der
Denkmalspflege, zur Verschönerung des Stadtbildes einen wertvollen
Beitrag geleistet.)
mentaren die Namen der Teilnehmer an diesem
Fischfang bekannt. Ein Gedicht (Phantasiebild
us em letschte Johrhundert) „'s Rebbammert
Chrottebaschis Erinn'rung an Hebel" sollte, wenn
der Hebelbund wieder einmal in der „Alte Post"
tagt, vorgelesen werden.
Große Sorge machte Muser die immer mehr
zunehmende Herstellung von Kunstwein. Er
schrieb einen „Notruf der Reben Deutschlands"
und bat um Schutz für den „Ächten Rebensaft".
Sein Freund und Nachbar Hermann Blankenborn
leitete das Gedicht weiter an Bismarck,
worauf nachstehende Antwort eintraf:
Reichskanzlei
Berlin, 23. Februar 1884
An den Vorstand des Oberbad. Weinbauvereins,
Herrn Hermann Blankenhorn Hochwohlgeboren
in Müllheim
Der Herr Reichskanzler hat mich beauftragt, Euer
Hochwohlgeboren für gütige Übersendung der Verse
des Herrn Muser mit dem Bemerken verbindlichst
zu danken, daß Seine Durchlaucht nicht nur ein
staatlicher, sondern auch ein privater Liebhaber von
reinen Weinen sei und seinerseits gern thun werde,
was er könne, um Deutschlands Reben zu schützen.
Euer Hochwohlgeboren würde ich dankbar sein,
wenn Sie mir gefälligst mitteilen wollten, ob Herr
Muser damit einverstanden ist, daß sein Gedicht
veröffentlicht werde.
In größter Hochachtung Euer Hochwohlgeboren
ergebenster
Rottenburg, Geheimer Rat
Dieses Dokument dürfte wohl das größte
Kleinod in Musers Schatzkästlein gewesen sein
und sich noch irgendwo vorfinden.
Das zweite Bändchen trägt den Titel „Alemannische
Gedichte". Den Mannen Hebels gewidmet
von Albert Räuber.
Albert Räuber war in den 80er Jahren Reallehrer
in Müllheim, von wo er dann nach Karlsruhe
versetzt wurde. Dort „verdichteten" sich
seine Jugenderinnerungen an die geliebte Heimat
, das Wiesental und seine Erlebnisse im
Markgräflerland. In zwei langen Gedichten,
beide betitelt „Ein schöner Spaziergang im Markgräflerland
", beschreibt er Dörfer, Städte, Berge
und Täler, kurz jeden Winkel anschaulich und
liebend. Ein Lehrer, der seinen Schülern die
ganze Heimat lebendig werden läßt.
In „Schweigmatt" sagt er von seinen Vorfahren
aus:
„Au Gresge will der zeige, wo mi Gschlecht
e ganz Johrhundert, au mi Vatter,
im Schuelamt gstanden isch, was saisch derzue?
Isch's nit vo Gresge bis uf Karlisrueh
e lange, lange Weg. Denk, hundert Johr! —
Mir Wälder sin e zaihi Rass', mer löhn
nit no, bis 's Ziel erreicht isch.
Das Bändchen wurde im April 1898 bei Schauenburg
in Lahr verlegt. Im Vorwort bekennt der
Verfasser, daß die in seinen Gedichten vorkommenden
Personen fast alle aus dem Leben
gegriffen sind. — „Hoffentlich wird keine von
ihnen, so weit sie noch da sind, mir deswegen
mit Schlägen drohen, wie es einst dem guten
Hebel passiert sein soll".
Räubers Erlebnisse aus dem Wiesental sind
mehr verwurzelt und lebendiger, als die späteren
aus seiner Müllheimer Zeit. Die Jahre um
70 und 80 fanden denselben starken Niederschlag
wie bei Muser. Vielfach sind es die selben
Themen.
Ein Gedicht überschreibt Räuber auch mit
„Müllheim im Breisgau", doch überwiegen jetzt
die Namen „Markgräflerland".
Seine Gelegenheitsgedichte sind beinahe eine
kleine Müllheimer Chronik; ein rein persönliches
Gedicht ist der Glückwunsch zur goldenen Hochzeit
„seines Onkels Eduard Beidek senior, und
seiner Tante Christine Koger in Müllheim, am
10. Mai 1897".
Im „ersten Spaziergang im Markgräflerland"
gibt Räuber dem „alten Markgrofstädtli" Müllheim
den Wunsch mit:
„Drum Gottesfriede eurer Stadt
un gueti Herbst! Kei Rebeblatt
mög abefalle vor der Zit! —
Der Äscherich chunnt vom Mo, ihr Lüt,
drum thüent en us em Mühlirad (Stadtwappen)
un d'Sunne dri, das isch probat.
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