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(Abbildung 1)
Müllheim, lithogr. Ansicht
(Abb. 1). Sie ist, wie die anderen Ansichten des
Buches, in einer etwas primitiven Technik gearbeitet
und macht einen ziemlich steifen Eindruck
. Berge, Häuser und Baumschlag sind recht
schematisch behandelt und der Versuch, das Bild
in zeitgenössischer Manier mit einem vordergründigen
Rahmen aus Bäumen, Büschen und
Wiesetnboden zu umgeben, ist mit Ausnahme der
zu klein geratenen Figur des zeichnenden Mannes
in künstlerischer Hinsicht fast das Beste an
dem Bild. Trotzdem ist es dem Kulturhistoriker
wertvoll: Solche naiven Darstellungen sind topographisch
oft genauer als kunstvolle, auf den
Effekt hin gearbeitete, und es sollte den Chronisten
nicht wundern, wenn man die einzelnen
auf dem Bilde sichtbaren Gebäude und Dächer
noch heute — soweit sie überhaupt noch vorhanden
sind — aus dem inzwischen angewachsenen
Dächergeschiebe Müllheims herausfinden
könnte. Der sichtbare Gebäudebestand ist relativ
gering, so daß man zur Annahme berechtigt ist,
daß dem Lithographen eine nicht eben neue und
im Erscheinungsjahr des Buches bereits überholte
Zeichnung zugrunde gelegen hat. — Betrachtet
man das Bild erst recht einmal im Zusammenhang
mit den übrigen und mit dem
ganzen Buche überhaupt, so gewinnt es vollends
und läßt hinter seinen zeichnerischen Mängeln
jenen liebenswert nüchternen und einfachen
Geist und jene schlichte und im Letzten vornehme
Genügsamkeit spüren, die jene ganze
Epoche auszeichnet.
Die Frage nach dem Zeichner des Bildchens
läßt sich nur mit einem Namen beantworten:
Rechts unten findet sich — in der Reproduktion
nicht mehr sichtbar — der Vermerk: Th. Bader
fec. Wer dieser Th. Bader war, hat der Chronist
nicht ermitteln können; zu den bekannteren
Zeichnern der Zeit zählte er jedenfalls sicher
nicht, vielleicht war er gar ein Müllheimer oder
sonst ein Markgräfler, der nicht im Hauptberuf/
sondern nur zu seinem Vergnügen gezeichnet hat.
Aus dem gleichen Erscheinungsjahr wie das
Buch des Pfarrers Schneider stammt ein anderes,
das ebenfalls eine Erwähnung Müllheims bringt,
nämlich: „Badenweiler. Gemälde, entworfen für
Freunde der schönen Natur und der Geschichte,
zugleich ein Führer für Kurgäste und Reisende,
von Dr. J. N. Müller, Dompräbendar in Freiburg,
gelehrter Gesellschaften in Amsterdam, Breslau,
Berlin, Frankfurt, Görlitz, Paris etc. ordentlichem
, correspondierendem, oder Ehren / Mit-*
gliede. Carlsruhe 1841 (Mit 7 Abb.)". Der Verfasser
stellt Geschichte, Land und Leute in und
um Badenweiler in Hexametern dar — eine
Form, die ihm in den beschreibenden Teilen
noch einigermaßen lesbar gelingt, jedoch in den
historischen gänzlich unleserlich wird. Müllheim
erwähnt er, während er von der Höhe des
Badenweiler Schlosses die Aussicht ins Land
genießt und beschreibt:
Traun! In der Zähringer Krön' ist dies Land eine
köstliche Perle. Alles erglänzt, und unermeßlich
dämmernde Räume
Tun wie unendlich sich auf. Hier sind des Oberlands
Fluren, buntgewirkt, wie Teppich, und reich an
Saaten und Herden.
Rechts mit hohen Traubengeländen umhangene Hügel
, dort von wallendem Korn weit überfließende
Auen, Gärten voll Blumen, saftige Triften, Gebüsche
und Bäume voll der köstlichsten Früchte.
Da unten am Fuße des Schloßbergs üppige Wiesen
und Felder, und weizenreiche Gefilde; Niederweiler
versteckt unter Bäumen die freundlichen Häuser.
Links die leicht ansteigenden Vorberg', auf welchen
die Wäldchen, prangend im herrlichsten Grün, ihre
kühlenden Schatten auf Raine senden.
Viel' Täler, der Bergström' Tribut dem Rheine zuführend
; bald eine Eb'ne, dann Hügel, die auf und
ab sich verlieren.
Weiter hinaus die Stadt Müllheim, am Fuße des
Berges Schauinsland hingestreut zwischen Hügelreihen
, voll Reben.
Müllheim, die Zierde des Markgräfler Landes, heiter
und sonnig, ist schon sehr alt;... (S. 63 f.)
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