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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-08/0013
mitglieder Trost und Befriedigung dabei finden,
in einen Wirkungskreis einzutreten, welcher,
jedem an seiner Stelle, die Möglichkeit verleiht,
zur Linderung der Not und vielfachen Bedrängnis
, welcher die Völker entgegengehen, alles beizutragen
, was in unseren Kräften steht".

Der Frauenverein war im Jahre 1865 als
Landesverein auf Grund der Genfer Konvention
gegründet worden. Seine Aufgabe stellt der folgende
Satz in glücklicher Formulierung dar, weil
hier das Herz spricht, das größer ist als die Not,
das nicht die Verantwortung von sich abschiebt,
sondern sich durch seine tapfere Haltung unter
diese Verantwortung stellt: „Nach den an die
Genfer Konvention vom 22. August 1864 anschließenden
Vereinbarungen soll in jedem
Lande, dessen Regierung jener Übereinkunft
beigetreten ist, ein Hilfsverein sich bilden, dessen
Zweck es ist, durch freiwillige Betätigung
aller derjenigen, welche für die Leiden ihrer
Mitmenschen ein Herz besitzen, die Tätigkeit
der offiziellen Organe für das Sanitätswesen der
Heerkörper im Kriege dienend zu ergänzen".

Der Aufruf zählt dann alle die einzelnen
Aufgaben auf von der unentgeltlichen Lieferung
von Gebrauchsgegenständen zum Verbände und
zur Lazarettverpflegung, sowie zur Erquickung
der verwundeten und erkrankten Soldaten, der
Stellung und der Ausbildung von Pflegepersonal,
der Errichtung von Lazaretten, bis zur Sammlung
von Geldmitteln für die Unterstützung der
Hinterbliebenen nach dem Kriege. Er wendet
sich an die befreundeten Frauenvereinigungen,
den Sophienfrauenverein und den Elisabethenverein
, um zu gemeinsamer Arbeit zu kommen.

„Wir bitten daher die Vereine, Frauen und
Jungfrauen, welche sich, erfüllt von opferwilligem
Interesse für den schönsten aller Wirkungskreise
, die Sorge für die leidende Menschheit im
Geiste echter Erbarmung und Liebe für längere
Zeit oder nur vorübergehend für die Dauer des
Krieges diesem Berufe widmen wollen, zur Ausführung
ihres Entschlusses zu ermutigen". Für
den Frauenverein unterzeichnete E. Vierordt,
für den Sophienfrauenverein Freifrau von Hardenberg
, für den Elisabethenverein Geh. Regierungsrat
Frhr. von Stockhorn den Aufruf.

Die Unterstützung von bedürftigen Familien
der zum Kriegsdienst eingezogenen Männer war
nicht nur Angelegenheit der Wohltätigkeitseinrichtungen
. Die Gemeindekassen wurden angewiesen
, solchen Familien auf Kosten des Kriegsministeriums
vorschußweise eine Unterstützung
auszuzahlen und auch aus den Vorräten der
Garnison Verwaltung Brennmaterialien an sie
auszugeben. Für die Lazarette waren Weinsammlungen
durchgeführt worden. Am 8. Oktober
1870 erteilte die Ökonomieabteilung des
Kriegsministeriums nachträglich die Genehmigung
zur Abgabe von fünfzig Bettstellen, fünfzig
Strohsäcken, Seegrasmatratzen, Bettüchern und
Decken zwecks Errichtung eines Lazaretts in
Müllheim. Doch schon vier Wochen später
schreibt die gleiche Abteilung, diese Gegenstände
sollten an Freiburg abgeliefert werden,
da in Müllheim keine Verwendung mehr dafür

sei. Die Kranken und Verwundeten seien in das
Städtische Spital aufgenommen worden.

Am Tage nach dem Kriegseintritt Badens
faßte das Bezirksamt den Beschluß wegen
drohenden Notstandes in den einzelnen Gemeinden
einen Vorrat an Mehl, Reis, Erbsen, Gerste
und Hafer anzulegen. Mit der Beschaffung wurden
Bürgermeister Weis von Müllheim und
Gemeinderat Hermann Blankenborn beauftragt.
Sie setzten sich mit der Basler Firma Dippel und
Comp, in Verbindung und kauften dort vorerst
hundert Sack Mailänder Reis zu 5 3774,90 sfr.
Der Krieg ließ die Preise rasch ansteigen. Am
25. Juli traf der Schwager Hermann Blankenborns
, Hermann Roth, im Bären zu Basel mit
Reinhardt Blankenborn zusammen und bot ihm
den Zentner Reis zu 25 sfr. an. Am gleichen
Tag noch stieg der Preis auf 27 sfr., am 26. Juli
auf 28 sfr. Man versuchte auch Makkaroni aus
Italien zu erhalten; sie sollten auf 50 sfr. kommen
, während man sie andernorts schon mit
70 sfr. handelte. Bezahlt wurde die Lieferung
mit 5 % Verzugszinsen. Die einzelnen Gemeinden
deckten in Müllheim ihren Bedarf. Es blieb
aber aus den Einkäufen ein erheblicher Rest
unverkauft liegen. Müllheim mußte in der „Bad.
Landeszeitung" (Macklot) in Karlsruhe und in
der „Freiburger Zeitung" (Poppen) eine Anzeige
aufgeben. Schließlich gelang es, den ganzen
Posten an einen Konstanzer Geschäftsmann abzusetzen
.

Am 19. Januar 1871 gab Buchdrucker Schmidt
in Müllheim folgendes Extrablatt aus:

Extrablatt des „Oberrheinischen Anzeigers"

Müllheim, 19. Januar 1871, morgens.

Telegramm
Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs an den

Staatsminister Jolly:

Versailles, 18. Jan., 12 Uhr mittags. Die
Kaiserproklamation findet soeben in feierlicher
Weise in dem großen Saale des Schlosses statt.

Versailles, 17. Jan.,- mittags. Werder behauptete
sich auch am 16. Januar in seinen Stellungen
südlich von Beifort gegen erneute Angriffe.
General Schmidt drang in der Verfolgung des
Feindes, der auf Laval zurückgeht, bis über
Vaiges vor und machte wieder 2000 Gefangene.
Alencon wurde in der Nacht vom 16. auf den
17. Januar nach leichtem Gefecht besetzt.

Vrevilliers, 18. Jan., 3 Uhr 52 Min. nachm.
(Offiziell.) Am 17. die Angriffe des Feindes auf
der ganzen Linie siegreich abgeschlagen. Unser
rechter Flügel General Keller am meisten engagiert
. Heute Feind im Abzug. Verluste ziemlich
bedeutend. Details fehlen noch. v. Glümer. —
Diesseitiger Verlust in den letzten drei Tagen
etwa 1200 Mann tot und verwundet, v. Werder.

Pruntrut, 16. Jan. (Telegramm des „Berner
Bund".) Heute den ganzen Tag Kanonade nordwestlich
von Montbeliard. Die Deutschen haben
nachmittags Croix wieder besetzt, abends 6 Uhr
Einstellung des Feuers.

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