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Im Markgräflerland vor hundert Jahren (23)

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„Hieronymus". Gedanken zu einem neuaufgelegten Buch

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Titelblatt der 1. Auflage des „Hieronymus" Foto Dr. R. Feger

Im Jahre 1853 erschien in der Herderschen
Verlagshandlung zu Karlsruhe ein Buch mit dem
Titel: „Hieronymus. Lebensbilder aus der Baar
und dem Schwarzwalde, entworfen und geschildert
von Lucian Reich; mit der Feder auf Stein
gezeichnet von J. Nepomuk Heinemann". Es
umfaßte 176 Seiten Text in Quartformat und 25
Bildtafeln in Tondruck. 1876 erschien es in zweiter
Auflage. Heute, 1958, also gute hundert Jahre
nachdem es zum erstenmal gedruckt wurde, bietet
es sich in neuem typographischem Gewand,
aber mit Reproduktionen aller 25 Steinzeichnungen
ein drittes Mal den Lesern an. Die es
bisher schon kannten — Freunde alten, unverstellt
dargebotenen Volkstums — werden sich
freuen, das Buch wieder käuflich zu finden; wem
es unbekannt geblieben war, wird in ihm einen
seltenen Schatz entdecken. Die Neuausgabe von
1958 ist durch Beihilfen verschiedener, in einem
Vorwort genannter Stellen ermöglicht worden;
man wird ihnen allen herzlichen Dank für das
Unternehmen wissen, das den Namen eines der
Besten unter den Landessöhnen der Vergessenheit
entreißt und den Lebenden ein prächtiges
Buch neu geschenkt hat.

Der Verfasser des „Hieronymus", Lucian
Reich, ist am 26. 2. 1817 in Hüfingen als Sohn
eines Oberlehrers geboren. Vom Vater erbte er
ein beachtenswertes Zeichentalent. Nach Jahren
der Ausbildung zum Maler am Städelschen
Kunstinstitut in Frankfurt und in München
arbeitete er von 1842 an in Karlsruhe, Hüfingen
und Rastatt. Gemälde von seiner Hand befinden
sich in Kirchen zu Hüfingen, Iffezheim und
Rastatt sowie in den Fürstenbergischen Sammlungen
zu Donaueschingen. Es mag auch noch da
und dort manches Uhrenschild vorhanden sein,
das nach seinen Musterheften für die Schwarzwälder
Uhrenschildmalerei entstanden ist. Im
Jahre 1855 nahm Lucian Reich eine Stelle als
Zeichenlehrer am Gymnasium in Rastatt an,
1889 kehrte er in sein Heimatstädtchen zurück,
wo er am 2. Juli 1900 starb.

»

In der allgemeinen Kunstgeschichte nimmt
Reich trotz mancher schönen malerischen Leistung
keinen besonderen Rang ein. Umso größer
ist seine Bedeutung in jenen Arbeiten und Werken
, in denen er sein starkes Zeichentalent nicht
an allgemeinen Vorwürfen erprobt, sondern zur
Schilderung und Darstellung der heimatlichen
Umwelt einsetzt — so in vielen Zeichnungen mit
Baaremer und Schwarzwälder Trachten und
Landschaften. Ähnlich ist es mit Reichs schriftstellerischem
Talent. Auch es hat sich nicht
eigentlich in seinen „Novellen und Skizzen"
(Karlsruhe 1896), in „Bruder Martin. Ein Hausbüchlein
für die Jugend" (Hüfingen 1853) oder
auch in der Beschreibung „Die Insel Mainau und
der badische Bodensee" (Karlsruhe 1856) erwiesen
, sondern ebenfalls in seiner Schilderung von
Land, Leuten und Läuften seiner engsten Heimat
— eben im „Hieronymus". Daß sich in diesem
Buche Reichs Schriftstellerei und Zeichenkunst
zusammenfanden, um am gemäßen Objekt
— der Heimat — zu arbeiten, macht dieses Buch
zu dem bedeutenden (dies in den Grenzen der
südwestdeutschen Volkskunde zu verstehen)
Werk, das es tatsächlich ist — gleichgültig, ob
man es nun als Volksbuch oder als kulturgeschichtliche
Quelle betrachtet.

Ist der „Hieronymus" nun ein Roman? Eine
Biographie? Eine volkskundliche Darstellung?
Weder das eine noch das andere rein und doch
von jedem etwas. Zwar wird die Lebensgeschichte
des jungen Dienstmannssohnes Hieronymus
fortlaufend erzählt, von den Kinderspielen
an über Schulzeit und „Tölpeljahre" bis zur
Übersiedlung in die Stadt zur Malerlehre und
bis zur Gründung eines eigenen Hausstandes,
und hat Reich hierzu autobiographische Aufzeichnungen
seines Großvaters benutzt; doch sprengt

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