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und oberhalb des Heitersheimer Baches. Die in
Badenweiler regierende Linie stirbt 1303 mit
Heinrich im männlichen Zweig aus und Graf
Otto von Straßberg, eine Seitenlinie der Grafen
von Welsch - Neuenburg, übernimmt die Herrschaft
. Aber auch dieses Geschlecht bleibt nicht
lange im Besitz der Burg und der von ihr aus
verwalteten Vogteien. 1364 sterben die Grafen
von Straßberg aus, von denen als bleibendes
Vermächtnis nur noch das Wappen erzählt, das
Badenweiler heute als Gemeindewappen führt,
in dem sich lediglich die Farbe des zwischen zwei
roten Feldern eingeschobenen Pfahles mit den
drei schwarzen Sparren von dem gräflich - straß-
bergischen unterscheidet, der hier silbern, dort
golden ist.
Im Erbgang fällt Badenweiler an die verwandten
Grafen von Fürstenberg, die aber 1368
den neuen Besitz an die Stadt Freiburg für
25 000 Goldgulden verkaufen. Die Bürgerschaft
Freiburgs liegt um diese Zeit im Streit mit ihrem
Grafen Egino, einem Glied der zweiten Linie der
Grafen von Freiburg, und möchte sich — solche
Bestrebungen sind damals überall zu beobachten
— von ihrem Herrn freimachen. Sie bietet ihm
Badenweiler nebst 15 000 Mark Silber zum Vergleich
an, worauf Egino eingeht und nach Badenweiler
übersiedelt. Aber ihm wie auch seinem
Sohn Konrad muß das Geld locker in der Tasche
gesessen sein, denn bald lesen wir von Schuldverschreibungen
, die schließlich dazu führen, daß
Konrad von Freiburg die Herrschaft Badenweiler
1397 an seine Geldgeber, die Markgrafen Rudolf
und Hesso von Hachberg und ihre Verwandtschaft
, verpfänden muß. Um den Rückfall an
Konrad nach erfolgter Bezahlung der Pfandschuld
zu sichern, übergibt dieser die Herrschaft
Badenweiler für 28 000 Gulden an Herzog Leopold
von Österreich, der dafür die Markgrafen
von Hachberg auszahlt. Leopolds Gemahlin,
Katharina von Burgund, hatte zeitweilig ihren
Wohnsitz auf Burg Baden und setzte sich durch
die 1406 vorgenommene Schenkung eines fünfzig
Morgen umfassenden Waldgebietes und den darauf
ruhenden Bergwerksgerechtigkeiten an die
Pfarrkirche zu Badenweiler ein bleibendes Denkmal
. Das genannte Gebiet führt heute noch den
Namen Pfarrwald. Vielleicht hängt mit dieser
Schenkung auch die Stiftung eines Katharinenaltars
zusammen, der zwar nicht vor 1493 erwähnt
wird, eventuell aber doch weiter zurückreicht
. Besagte Katharina von Burgund führt
1409 einen Krieg mit Basel, in dessen Verlauf
die Burg von den Baslern eingenommen und
beschädigt wird, wobei auch acht Dörfer der
Umgebung „mit großem Schaden" in Flammen
aufgehen. Leopolds Nachfolger Friedrich verliert
1415 infolge eines politisch falschen Schachzuges
seine Anrechte auf Badenweiler, und Kaiser
Sigismund gestattet 1417 dem Grafen Konrad
von Freiburg die Lösung der Herrschaft Badenweiler
aus österreichischer Hand um 4000 Gulden
. Konrads Sohn Johann muß die Herrschaft
bereits wieder verpfänden. Neuer Herr ist nun
Johann von Vaumarcus (auch Vamerkü, Famerkü
oder Warmeck geschrieben). Erneute Ansprüche
Österreichs können nicht mehr durchdringen.
Graf Johann von Freiburg kann seinen Besitz
behaupten.
Aus diesen Jahren sind zwei Inventare erhalten
, die einen guten Überblick über die innere
Ausstattung der Burg Badenweiler (1418 wird
anläßlich der Verleihung eines Jahrmarktsprivilegs
— 22. September — durch Kaiser Sigismund
erstmals die nun durchgängig üblich werdende
Bezeichnung Badenweiler gebraucht) geben können
. Außer Keller und Kornhalle werden sechzehn
Räumlichkeiten aufgezählt, darunter Herrenkammer
mit einem Stüblein daneben, Kapelle,
Ritterkammer, Ritterstube, Küche, Backhaus,
Kammern für Schreiber, Schaffner, Kellermeister
usw., die Wächterkammer auf dem Turm,
eine zweite über dem Tor. Auch ein Brunnen
wird erwähnt, ohne daß dessen genaue Lage
heute noch feststellbar wäre. Im Verzeichnis der
Möbel fallen die zahlreichen Betten gegenüber
nur einem Tisch und gar keinem Stuhl auf. Es
sind insgesamt 33 Schlafgelegenheiten. Dabei
unterscheiden sich die Betten der Vornehmen
von denen der Diener und Wächter. Zwar finden
sich zuunterst überall Strohsäße mit Überzügen,
darüber die „Pfulben" (Federkissen, die das
ganze Bett ausfüllen), ebenfalls mit Überzügen.
Über dem Pfulben liegen das Leintuch und zwei
Kopfkissen. Federkissen als Bettdecke waren damals
noch nicht bekannt. Statt dessen verwendet
man kostbare Sergen (halbseidene Stoffe) mit
orientalischer Stickerei („heidnisch oder sarazenisch
Werk"). Die Betten der Bediensteten hatten
an Stelle der Sergen nur Schaffelle oder graue
Tücher.
Wenn Stühle auch ganz fehlen, so weisen doch
die zahlreichen Stuhlkissen darauf hin, daß Sitzgelegenheiten
vorhanden, aber wohl mit der
Wand fest verbunden waren (Eckbänke, Sitze in
Fensternischen u. dergl.) und somit nicht zum
Mobiliar zählten. Dasselbe dürfte für die Tische
zutreffen. An weiteren Möbeln werden etliche
Kisten, Laden und Tröge genannt, in denen
Weißzeug und andere Einrichtungsgegenstände
aufbewahrt wurden.
Es würde zu weit führen, auch noch die
Küchengeräte und das Geschirr aufzuführen. Das
Verzeichnis bringt auch noch die Waffen, die auf
der Burg vorhanden waren, weiterhin die Vorräte
an Korn, Weizen, Hafer und Wein. Alles in
allem dürfen wir dem Verzeichnis entnehmen,
daß die Burg den Umständen entsprechend gut
ausgerüstet war, wenn es auch an besonderem
Luxus allgemein fehlt. Einige wörtliche Auszüge
sollen das Bild abrunden (nach Naeher und Maurer
, Die Alt-Badischen Burgen und Schlösser des
Breisgaues, Emmendingen 1884):
„Item in der ritter kammer 4 bett, do hant
drü bett ziechen, 6 pfulben, der hat dry ziechen,
vnd klein küssy, in der kiste ein scheffin deglach
(Decke von Schaffell), 1 serg, ist rot mit wissen
lovben, 1 grün serg mit roten strichen, 1 deglach
mit Friburg und Signow schilt, die ist kaum halb
do, 1 deglach rot und zwarz mit durchgehenden
bloen strichen, 1 deglach ist heidenisch werk mit
schilten (Wappen) von Friburg, von Teck vnd
von Signau (Anna von Signau heiratete in zwei-
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