Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-09/0014
des Königs Regiment". Oberamtmann Merckel-
bach berichtet dem Markgrafen: „Was wegen
ihrer (der neuen Besatzung) Subsistenz der Com-
mandant auf Badenweiler an mich geschrieben,
dabei auch ein Passeport mitgeschickt worden,
geruhe ich Gnädigst Durchlaucht erfahren zu lassen
. Seinem Begehren habe ich in so weit stattgegeben
. Was (war) bereits vor etlichen Tagen,
daß die Leute sich wieder nach Haus begeben
und ihrer Feldarbeit obwalten sollen, Befehl
ergehen lassen, um sich selbst vor fernerem
Schaden und Unglück zu bewahren, damit die
Dörfer nicht vollends zu Asche und Steinhaufen
gemacht und alles zugrunde gerichtet werde. Sie
sind aber je länger, je mehr hin und wieder zerstreut
und werden diejenigen, die noch etwas
bemitteln, bei dieser winterlichen Zeit sich kaum
dazu bequemen wollen, aus der Sicherheit in die
Unsicherheit zu begeben, sonderlich weilen von
Breisach von neuem scharfe, bedrohliche billets
einkommen, die Contributionen ohnverzüglich
nach Breisach zu richten oder der Execution mit
dem Feuer gewärtig zu sein".

Einen guten Eindruck von den Verhältnissen
in Badenweiler, auch von der Stimmung unter
den Einwohnern des Ortes wie unter der französischen
Besatzung vermittelt ein Brief des Pfarrers
und Dekans Bartenstein an den Landesherrn
, datiert vom 14. Januar 1678:

„Euer Durchlaucht soll ich aus untertänigster
Schuldigkeit zu berichten nicht unterlassen, wie
Herr General Montclas und Monsieur Bouffier,
Commandant zu Freiburg, das Schloß und die
Gegend hierumb wohl considerieret und besichtiget
. Sie haben das Schloß also befunden, daß
sie es für einen importanten Ort gehalten, als
haben sie darauf vom Schloß an bis zum Ambt-
haus umb und umb mit Pallisaden zu besetzen
Anstalt gemacht, haben darauf eine Kammer, so
ein Nebengebäulein am Amthaus gewesen, abbrechen
lassen, welches ihrem Vorgeben nach
nachteilig und schädlich sei. Sie haben die Besatzung
aus dem Schloß ausquartiert und ins
Ambtshaus verlegt und sind nach eingenommener
Mahlzeit mittags wieder nach Breisach und
Freyburg abgereiset. Sonsten hat es bishero
allerlei verdrießliche Reden gegeben, sonders
wegen Hochberg, in denen sie unter anderem
vorgeben, die Fürstliche Durchlaucht hätten besser
getan, sie hätten keine Kriegsvölker nach der
Hochburg genommen und wären neutral geblieben
, so hätten sie (die Franzosen) keinen Gedanken
auf Ihre Schlösser gehabt und wäre keines
von ihnen occupiert worden. Nun aber gehe es
wie es gehe und werde viel erschröcklicher hergehen
. Ihre Durchlaucht, der Markgraf von
Baden-Durlach, sei nicht mehr im Land, sondern
ihr Herr, der König von Frankreich. Unser Kommandant
allhier, Monsieur Dardau *), hat den
Unterthanen anbefohlen, Sr. Durchlaucht nichts
mehr zu geben. In dem Badenweiler Schloß geht
es so her, daß in kurzer Zeit von dem reichen
Segen an Frucht und Wein wenig übrig bleiben
wird. Vieles wurde aus dem Schloß herausgetragen
. Sonderlich die Burgleute, so französisch

*) wohl: d'Ardeau.

haben reden können, haben den größten Schaden.
Die Säcke mit Frucht aus dem Schloß wurden in
den vorspringenden Graben geworfen, wobei die
Frucht meistens verderbt worden. Es ist unmöglich
, daß man in dem Land bei solchem Unwesen
werde bleiben können. Ich, meines Orts, weiß in
Wahrheit nicht, von der Frucht und dem Wein,
die ich in das Schloß geflüchtet habe, zu sub-
sistieren. Sie sind aus den Pfarrgärten Sr. Durchlaucht
.

Die oberen Herrschaften Rötteln und Sausenberg
drohen sie gänzlich einzuäschern. Dazu ist
leider bei Kandern der Anfang gemacht worden.
Wie das weiter gehen werde, wird die Zeit bringen
. Gott wende alles Unglück von diesem Land
in Gnaden ab! Bei solch einem Brennen sagte ich
zum Herrn Commandanten: Cum permissione
(mit Verlaub), wenn man dergestalt verfahren
werde und das auch in der Herrschaft Baden-
weyler, würden nur wenig Untertanen im Lande
bleiben und sie auch selbst nicht lange im Lande
bleiben können. Darauf antwortet er mir: Es
wird in der Herrschaft Badenweyler dergleichen
nicht geschehen. Sie (die Franzosen) seien nun
hier und werden auch hier bleiben und sollten
sie in diesem Schloß auch Steine fressen müssen.
Der Kerl, sagte ein anderer, der dieses Schloß

aufgibt, ist ein.....und wäre so viel wert, daß

man ihn am höchsten Baum aufhängt. Das
Badenweiler Schloß wird sicher von der französischen
Landeskrone hoch geschätzt und wenn
Herr General Montclas und Commandant de
Bouffier dasselbe nicht für capable gefunden
hätten, sich darinnen zu defendieren, so hätte
man sofort Frucht und Wein abführen und das
Schloß in Brand stecken lassen, so aber wollen
sie es manutenieren, so lang sie können und
gedenken auch das Ambtshaus so zu fortifizieren,
daß ihnen 2000 Mann, wenn sie davor kommen
würden, nichts anhaben könen. Jetzund soll der
Comandant Ordre haben, die Häuser von allen
denen zu verbrennen, die sich nicht nach Haus
begeben wollen, hat auch vergangenen Samstag
zu Müllheim ein kleines Häuslein und in Hügelheim
anstecken und verbrennen lassen und es
wären noch mehr Häuser angesteckt worden, wenn
die Unterthanen nicht so flehentlich gebeten
hätten. Der Commandant hier in Badenweiler
wollte in eigener Person das Haus des Vogts
anzünden, ist aber doch decliniert und abgewendet
worden. Der Jammer ist bei uns sicherlich
nicht zu beschreiben. Die Leute werden ganz
ungehorsam, widerspenstig und desperat. Gott
erbarme sich unser und schenke uns bald den
edlen Frieden!

Ein am Gebet und Wort Gottes
Unterthänigster Kirchdiener

Bartenstein, Dekan."

Doch der ersehnte Frieden kommt noch nicht,
und er kommt vor allem nicht ohne die bittere
Tatsache, daß das Schloß in Badenweiler der
Vernichtung anheim fällt. Wir leihen uns noch
einmal die Feder des schon mehrfach zitierten
Oberamtmanns von Merckelbach, der unter dem
9. April 1678 den Markgrafen von Basel aus über
den Untergang des Schlosses informiert:

12


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-09/0014