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ernst klagenden Gebäuderelikten ein die Trauer
milderndes Moment angedeihen zu lassen. Wohlbedachte
Gartenkunst hat den Burgberg mit
einer Vielfalt von Wegen umsponnen, die alle
hinaufziehen zur Höhe, wo der Wanderer belohnt
wird mit einer der schönsten Fernsichten, die
Badenweiler zu bieten hat. Was mancher in
beschaulicher Stunde dort oben empfunden hat,
ohne dies je genau zu fixieren oder fixieren zu
können, das hat ein Gast unseres Ortes zu Beginn
des 19. Jahrhunderts, als eben die ersten Schritte
zur Gestaltung eines Kurparkes unternommen
wurden, mit folgenden Worten festgehalten:
„Es gibt zwar viele Aussichten, die ausgedehnter
und romantischer sind, aber gewiß wenige
, welche der von Badenweiler an Reizen
gleichkommen, die für das Auge stets erquickend
sind und zu jeder Tagesstunde sich durch Abwechslung
erneuen und verjüngen. Den äußeren
Fernkreis bilden die sanft gezeichneten Vogesen,
an ihrem Fuß die fruchtbaren Fluren des Elsaßes,
belebt von blühenden, großen Ortschaften, darunter
die Stadt Mülhausen mit ihren hohen
Kaminen, dann näher der oft durch Inseln unter-
Ernst Scheffelt:
In den Jahren 1760 bis 1777 schaltete Hof rat
K. F. Wielandt als markgräflicher Oberamtsverweser
in Müllheim. Er hatte einen Sohn, der den
Vater oft begleitete, wenn dieser in den Nachbarorten
zu tun hatte. Dieser Sohn, C. L. Wielandt,
hatte eine gute Beobachtungsgabe und viel Interesse
für Altertümer. Als er selbst schon Hofrat
war, schrieb er im Jahr 1811 ein Büchlein: „Beiträge
zur ältesten Geschichte des Landstriches am ,
rechten Rheinufer von Basel bis Bruchsal" (Karlsruhe
1811).
In diesem Werkchen schreibt er, daß er in
seiner Jugendzeit folgendes gehört habe: In
Badenweiler habe einst ein heidnisch Bad gestanden
, in welchem ein gewisser Hod bis zum
Jahre 1408 Bäder abgegeben habe. Dann sei das
Betreten des Gebäudes wegen Einsturzgefahr
verboten worden (Anmerkung = Fußnote). Hod
habe dann das, erste Badwirtshaus erbaut. Dieses
erste und lange Zeit einzige Gasthaus, in dem
Bäder abgegeben wurden, ist die spätere „Sonne",
doch hieß das Anwesen zunächst nur „Badhaus".
Im Jahre 1560 erschien das „Baderbüchlein"
des Arztes Georg Pictorius. Dieser, ein geborener
Villinger, war Arzt in Ensisheim, der vorderösterreichischen
Hauptstadt im Elsaß. Der Doktor
lobt Badenweiler und nennt es „ein gut, alt Bad".
Die Badegäste, die von auswärts kamen, werden
wohl im Badhaus logiert haben; private Unterkünfte
gab es in dem kleinen Dorf Badenweiler
nicht.
Der Dreißigjährige Krieg wird das Badeleben
zum Erliegen gebracht haben, aber die Siege
Anm.: Das Verbot ging von Ulrich von Königseck aus,
dem Burgvogt von Katharina, Gemahlin Herzog Leopolds
von Österreich. — Die römischen Bäder wurden erst 1784
entdeckt.
brochene Rheinstrom, der sich wie ein silberglänzendes
Band durch die Ebene schlängelt."
(Frhr. von Wessenberg; zitiert nach Dr. E. Scheffelt
, Der Kurpark von Badenweiler, S. 44.)
Trotz aller Eingriffe des Menschen in dieses
Landschaftsbild — durch Straßenbau oder Flußkorrektion
, Ortserweiterung und Industrialisierung
— bleibt der großartige Eindruck doch
bestehen. Vor sich das Sich-dehnen des Raumes,
um sich das Raunen der Zeugen einer reichen
Vergangenheit, in sich aber die unausgesprochene
und doch so beredte Sehnsucht des Herzens,
gepaart mit froher Gewißheit, Anrainer all des
Erhabenen zu sein, so steht der Mensch dort auf
der Höhe, hält Rast, Rund- und Rückblick, um
doch wieder — so will es das unerbittliche Leben
— niedertauchen zu müssen in den Alltag, der
nach solchem Erleben jedoch viel eingebüßt hat
von seiner grauen Eintönigkeit, denn goldene
Fäden durchwirken ihn aus Zeit und Raum und
leihen ihm einen Abglanz unvergeßlicher, unvergänglicher
, ewiger Schönheit.
Quellen: GLA Karlsruhe, Akten Abt. 229/4140.
Bernhards von Weimar (bei Rheinfelden, Februar
1638, usw.) schafften Ruhe für Südbaden, so daß
das Land sich langsam wieder erholen konnte.
Damals wanderten viele Schweizer in unsere verödeten
Ortschaften ein als willkommene Helfer
beim Wiederaufbau. Im Krieg war Hans Schumacher
von Zunzingen Besitzer unseres Badhauses
; er verkaufte es mit Hof, Garten und
Matten am 5. April 1641 an Hieronymus Koller
aus Zofingen (Schweiz). Von Schumacher und
Koller ab sind wir in der Lage, die Badwirte
und späteren Sonnenwirte lückenlos aufzählen zu
können. Genannt ist in den Kirchenbüchern 1648
ein Johann Uli Dürr, wahrscheinlich ein Schwie-
sohn des Zofingers, dann folgt 1650 der Badwirt
Bernhard Weiß. Dieser war ein geachteter Mann,
auch Vogt und Frohnschreiber der Großvogtei
Badenweiler. Im Alter von 85 Jahren starb Weiß
am 14. Juli 1688; er hat also die Zerstörung des
Schlosses (1678) noch mit erlebt. — Nun kommt
wieder ein Hans Ulrich Dürr, den das Kirchenbuch
ausdrücklich als Sonnenwirt bezeichnet.
Er hatte sicherlich verwandtschaftliche Beziehungen
zum ersten Dürr. Seiner dritten Ehe mit
einer Baslerin entstammt der Sonnenwirt Fridolin
Dürr, dann folgt dessen Sohn Ulrich Dürr.
Die Dürr-Reihe wird unterbrochen durch Johann
Georg Engler; er stammte aus Sulzburg und hatte
das Metzgerhandwerk gelernt, heiratete die einzige
Tochter des Ulrich Dürr und soll ein tüchtiger
Wirt gewesen sein. In den „Zweyen Häusern
zur Sonnen" befanden sich damals: eine Wirtsstube
, drei Stuben ä vier Personen, zwei Kämmerlein
ä zwei Personen, drei Kammern zu je
vier Personen, eine Kammer zu zwei Personen,
a]so 30 Betten und im Nebenhaus noch 16 Betten;
es konnten also 46 Personen in der Sonne logie-
Dom 3taM)cui6 jum f)otel
Badenweilers Gaststätten im Wandel der Zeit
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