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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-09/0019
dann übernahm im Jahre 1905 ein tüchtiger
Fachmann, Ernst Gloeser, der eine Tochter des
Ludwig Joner geheiratet hatte, das Hotel und
nannte es „Parkhotel". Seine beiden Söhne fielen
im letzten Weltkrieg. Gloeser selbst starb 1956.

Gewissermaßen ein „Ableger" des Römerbades
ist das jetzige Hotel Engler, erbaut im Jahr
1860 von zwei Töchtern Johann Jakob Joners.
Die jüngere heiratete bald einen französischen
Schweizer, Emil Favarger, die ältere, des Verfassers
Großmutter, war schon seit 1852 verheiratet
mit dem Gastwirt und Gutsbesitzer
Ernst Scheffelt in Steinen. Dieser starb früh, und
seine Witwe und Sohn bauten im Jahre 1873/74
die „Villa Scheffelt" an der Blauenstraße, um
sie an Kurgäste zu vermieten. Favarger und Frau
zogen sich früh ins Privatleben zurück und verkauften
ihr Haus an drei Schwestern Engler.

Noch nicht genannt haben wir einen Gasthof,
den Engel. Er wurde im Jahre 1835 von Jakob
Sutter erbaut, ging dann an andere Besitzer
über, hieß vorübergehend „Badischer Hof" und

„Elsässer Hof" und wurde dann von der Gemeinde
Badenweiler angekauft und zum Verwaltungsgebäude
umgestaltet; Einweihung 1910. Das
Gebäude beherbergt jetzt das Bürgermeisteramt,
die Kurverwaltung und die Bundespost.

Abschließend sei noch vom Hirsch gesagt, daß
er eine eigene Thermalquelle besaß und daß
sein Krautgarten sich bis in die Gegend des
Inhalatoriums erstreckte. Die jetzige Luisenstraße
bestand damals noch nicht. Der alte Hirschwirt
Wolfsberger wurde im Jahre 1849 von den Freischärlern
mißhandelt, das Anwesen ging später
an den Buchhändler Faber über, der auch Privatzimmer
an Fremde vermietete.

Die Geschichte Badenweilers ist die Geschichte
seiner Bäder, die Geschichte seiner Hotels und
seiner Pensionen. Es wäre eine ungemein erregende
Geschichte. Es wäre eine Geschichte der
Hotellerie überhaupt; und in seinen Kurgästen
ein Geschichtsabriß des menschlichen Herzens,
Wünschens und Strebens. Sie müßte geschrieben
werden.

Johannes Helm:

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Z)ie nebenan unb Die Uoten unfc üjre bü&lidje jöacftellung in ber <5t>ang. R\vd)t su 3aöentueüer

Die Evangelische Kirche des Kurortes Badenweiler
, die nach den Plänen des Oberbaudirektors
Prof. Dr. Dürrn, Karlsruhe, in neuromanischem
Stil in den Jahren 1892/98 erbaut wurde, ist nicht
die erste Kultstätte an diesem Platz. Eine Lithographie
aus den dreißiger Jahren und eine Photographie
aus den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts
zeigen uns den Vorgänger des heutigen
Bauwerkes: ein schmuckloser, rechteckiger Bau
mit dem Turm an der Westseite, der ein vierseitiges
Helmdach trägt. Dieser Kirchenbau
stammt aus den Jahren 1780/85. Auch vom Vorgänger
dieses Gebäudes ist eine Abbildung auf
uns gekommen. Es ist ein Kupferstich von
Matthaeus Merian aus der bekannten Topo-
graphia Sueviae vom Jahre 1643, der neben der
zu diesem Zeitpunkt noch völlig unzerstörten
Burganlage und dem staffelgiebeligen Amtshaus
(an seiner Stelle steht heute das „Großherzogliche
Palais") auch den gotischen Kirchenbau
zeigt, über dessen Erbauungsjahr wir nichts
Genaues aussagen können. Ein „plebanus" (Pfarrer
) wird 1275, eine „kilche zu Baden" 1289 erstmals
erwähnt. Das Turmuntergeschoß dieses
gotischen Baues und des oben erwähnten Neubaues
aus dem späten 18. Jahrhundert ist das
gleiche. Der Turm der gotischen Kirche zeigt
noch das Satteldach. Das unterste Stockwerk
diente als Eingangshalle zum Langhaus.

Diese Turmhalle nun beherbergte mehrere
Jahrhunderte hindurch Wandmalereien, die wohl
bald nach der Erbauung der gotischen Kirche
angebracht worden sein dürften. Wie so oft ist
ihre Erhaltung über die Jahrhunderte hinweg
dem Zufall zu verdanken. Unter der Tünche
späterer Zeiten haben sie sich aus der Vergangenheit
herübergerettet, bis sie in den sechziger
Jahren des letzten Jahrhunderts du^ch Professor
W. Lübke aufgefunden wurden. Durch die
Übertragung der Bilder auf Gipsplatten, besorgt
von Maler Keim aus München, konnte der Bestand
der Darstellungen wenigstens so weit
gerettet werden, daß der Bilderschmuck der
Nordwand als Ganzes auf uns gekommen ist.
Nach längerer, sehr unzuträglicher Aufbewahrungszeit
im Turm der jetzigen Kirche bekamen
sie im Jahre 1956 einen neuen Platz im Chorraum
, wo sie nun auch der Allgemeinheit gut
zugänglich sind.

Sechs der neun Tafeln, die die Malereien der
Eingangshalle aufgenommen haben, zeigen uns
drei Totengerippe und drei gekrönte Gestalten.
Die beiden Gruppen begegnen sich. Die Spruchbänder
über den Figuren lassen sich teilweise
noch entziffern. Leider aber können wir eine
vollständige Ergänzung der Texte nicht mehr
erreichen. Der erste Tote spricht:

„(Was) erschrik du ab mir, der wir sind das werdent ir."

Dieser Satz umfaßt eigentlich schon das ganze
Programm, das der Darstellung zu Grunde liegt.
Sie will eine Bilderpredigt sein, die die Lebenden
daran erinnern soll, daß wir alle dem Gesetz
der Vergänglichkeit unterliegen und gut daran
tun, uns schon frühzeitig mit dem Gedanken des
Sterbens vertraut zu machen. Denn kein größeres
Unglück gab es für den Christen jener Zeit, als
das unvorbereitete Ableben. Ob diese Bilderpredigten
ihren Anstoß aus den Pestepidemien
des 14. Jahrhunderts erhalten haben, ist ungewiß
, denn keiner der überlieferten Texte spricht
vom „großen Sterben", in dessen Ablauf so viele
Menschen urplötzlich den Schritt ins Jenseits tun
mußten. Jedoch tauchen sehr viele Totentanzdarstellungen
im Zusammenhang mit Pestepidemien
auf, manchmal unmittelbar vor ihrem Aus-

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