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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-01/0008
Bildnis W. H. Hermann Burte

mittelbar, selbstverständlich, es „spricht an", wie
unsere Sprache ein solches Erfülltsein mit Leben
treffend bezeichnet. Und es wirkt und spricht
an, ohne daß die vergleichsweise starken Kunstmittel
— das Gesicht ist z. B. fast kubistisch aufgelöst
— noch irgendwie bemerkt werden.

Muß man noch auf Einzelheiten eingehen? So
beachte man, wie die hohe Stirn hell und glatt
aufsteigt, — wie der feingeformte Schädel an
den Schläfen schmal wird und zurückläuft, —
wie entschieden die Nase gebildet ist, — wie
kraftvoll und doch zart der Mund die aggressive
Energie des langen Kinns auswiegt, — wie sich
die Haut über Kiefer und Jochbein spannt und
wie das lange Ohr die Schädelform wiederholt.
Man beachte auch, wie prüfend die Augen unter
den aufmerksamen Brauen hervorblicken und
wie sie zusammen mit Mundlinie und Nasenschatten
die Horizontale in das sonst vertikale
Gesicht bringen, — aber auch, wie sich eine
ganze Anzahl von steilstehenden Parallelogrammen
entsprechen, die alle schräg rechts aufwärts
weisen und so die Hauptrichtung des Kopfes
betonen. Die Gesamtstimmung dieses Portraits
„W. H." ist ähnlich der in den Landschaften:
Hier und dort schaffen kräftige, auch in den

Lichtern kompakte, in den überwiegenden dunklen
Partien fast trübe Farben eine Atmosphäre
schwerblütigen Ernstes. Eines Ernstes, der nichts
Trauriges an sich hat, sondern auch das heitere
Leben kennt und die Schönheit der heimatlichen
Erde genießt, — der sich aber dabei der Vergänglichkeit
mehr bewußt bleibt als flüchtiger
Betrachtung kund wird. Eines männlichen
Ernstes, der uraltes Erbteil des Alemannentums
im Rheinknie darstellt, der aber auch das bestimmende
Merkmal des Werkes von Hermann
Burte ist. Des malerischen Werkes wie des
alemannisch - lyrischen.' Burtes „Madlee" und
Burtes Bilder vom Markgräflerland und seinen
Menschen sind auf den gleichen kraftvollen,
schweren Ton gestimmt, der noch im Persönlichsten
das Wesen der Oberrheinheimat rein
wiederspiegelt.

05 raufcfjt ein HJetjr . . .

Die teerdi Stroos isch heert wie Stai

Do dönt e jede Schritt,

I wandre muederseelenellai:

Der Widerhall goht mit.

Es schiint kai liebe milde Mo,

Kai treui Durnuhr schlacht,

Vo wytem aber ruuschts eso

Verlöre - n - in der Nacht.

Der Oberluft goht quellechüel
Vom Wälder her an Rhy.
Mi aber tribt en inner Gfüehl:
O 's Haimweh so dalii —
Derhäre schwankt e Baselfuehr,
Der Wage gahrt un schlacht —
Jez blibt er stoh, un loos: e Wuehr,
Es bruuscht e Wuehr dur d'Nacht.

Das isch e Don, dä goht so Iiis
So lind un ring ins Ohr —
Dä chunnt Aim wienen aldi Wiis
Us Chinderdage vor —

0 Haimethland, o Jugedzyt!
Was Alles Aim verwacht,
Wenn so dur d'Stilli stundewyt

E Wuehr bruuscht in der Nacht . . .

Wie wohlig woge Gras un Laub
Vom Wind sym diefe Schnuuf,
Wie wüehlt er wiiße Stroosestaub
In lucke Wülkli uuf —

1 wiich em uus un gang e schmal
Verstohle Wegli sacht

Durs dauig Emd im dunkle Dal:
E Wuehr bruuscht in der Nacht.

Die braiti Leegi abefahrts

Un kriegt e helle Glanz,

Der Wald hoch ob em dräuet schwarz

In dä verwoge Danz:

Wie's in der Gumpe - n - abedoost,

Wie's beutscht un geutscht un schlacht,

Un witerschießt — me stoht un loost:

Wie 's Wuehr bruuscht in der Nacht.

Das Wasser ohni Rast un Rueh,

— Un falltis no so schwer —

Strebt ebe syner Mueder zue:

Im alte heilige Meer!

Die andere Gschöpfli schlofe still —

Es fieberet all un wacht —

Un hüült halt, wil's zuem Nänni will,

Sy Laid im Wuehr dur d'Nacht!

E Leegi ruuscht am dunkle Berg
Das dönt so wyt un doost
As wie ne gwaldig Orgelewerk,
Was numme Ohr het, loost.
Durane luustere stilli Bäum
Der Dau lyt ab am Boord,
Dief undenuufe wie us Dräum
Chunnt Muusig ohni Woord.

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