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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-02/0004
Leopold Börsig:

Seife Wolfsberger 4-

Als am Aschermittwoch
die erschütternde
Nachricht eintraf
, daß unser Hebelvogt
Fritz Wolfs-
berger in einem Freiburger
Krankenhaus
nach kurzer Krankheit
verstorben ist,
konnten wir den jähen
Tod dieses hochverdienten
Mannes,
der wie selten einer
das Bild und Vorbild
eines tief in der
Heimat und in der
Muttersprache wurzelnden
Menschen

gab, kaum fassen. Wir wußten, daß er sich
einer Operation unterziehen mußte. Nach drei
Wochen, so sagten die Ärzte und so meinte
Fritz Wolfsberger selbst, könne er wieder an
seine Arbeit zurückkehren. Betroffen und auf
eine merkwürdige Art ratlos standen wir
nun da, konfrontiert mit Schicksalhaftem,
Jähem, Endgültigem. Die Verse Rainer Maria
Rilkes kamen uns in den Sinn, jene Verse,
die davon sprechen, daß der Tod in uns ist:
„ . . . wenn wir uns mitten im Leben meinen
wagt er zu weinen / mitten in uns". Daß nicht
nur wir, seine Mitarbeiter und Freunde, und
auch nicht nur seine Angehörigen, denen sich
unser aller Mitleid zuwendet, um Fritz Wolfsberger
trauern, zeigte dann die überaus große
Trauergemeinde, die am folgenden Freitag auf
dem Müllheimer Friedhof dem verstorbenen
Hebelvogt und Dichter Fritz Wolfsberger das
letzte Geleit gab. Aus nah und fern waren sie
gekommen. Vertreter von Stadt, Kreis und Staat,

Kollegen und Freunde, unter ihnen als erster
der Präsident des Hebelbundes Lörrach, Pfarrer
Nutzinger, sprachen am offenen Grabe, am
Ehrengrab, das die Stadt Müllheim ihrem treuen
Sohn gab. Seltsam: Fritz Wolfsberger hat nichts
so geliebt wie seine Heimat, seinen tiefen Wurzelgrund
im Markgräflerland. Aus dieser Liebe
heraus hat er sich, wie Bürgermeister Graf sagte,
im Dienste der Heimat verzehrt. Er hat dafür
nie etwas genommen. Nur jetzt: dieses eine
Stückchen Erde. Ein Hügel von Blumen und
Kränzen wölbt sich über seinem Grab. Tagelang
deckten graue Nebel das Markgräflerland. Als
wir nach Tagen, mitten in den ziehenden, kalten
Nebelschauern, einen Gang auf den Friedhof
machten, sahen wir, daß der Hügel von Blumen
immer noch blühte. Leicht zu erklären. Uns aber
hat es seltsam berührt. Und jetzt, da wir einen,
wenn auch noch zu geringen Abstand gewonnen
haben, finden wir uns mitten in der Erinnerung
an den Verstorbenen, an das, was er tat, was
er plante, dichtete, was er uns allen gab. Der
Schmerz um ihn ist uns bewußter geworden als
ein Schmerz um einen Menschen, der ein großer
Idealist war, mitten in einer Zeit, in der sich
Idealisten wie Narren ausnehmen, mitten in
einem Hexensabbat materialistischen Krampfes.
Der Idealist Fritz Wolfsberger wird der Idee
der Verehrung von Hebel und Heimat, Muttersprache
und Mutterboden in einem Maße fehlen,
das uns betroffen macht.

Wenn wir in den nachstehenden Zeilen versuchen
, aus der persönlichen Erinnerung zu berichten
, was denn nun der verstorbene Hebelvogt
Fritz Wolfsberger für seine Heimat getan
hat, dann kann das nur eine ganz unzulängliche
Aufzählung sein. Es gibt im Grunde niemand,
der genau weiß, wie viele Opfer er für seine
Idee, die auch unsere ist, täglich gebracht hat.

TTTactjruf

Uieferfcljüttert teilen trrir allen 'UFtitglieöern unö $reunfcen 5es lf^ebelbunfceö 'UFtülltjeün mit, öa£ unfer

natfj Furier ^ranftjeit für immer von um gegangen ift.

$v\\$ HOolföberger, (ßrünöungömitglieö öeö lf)ebelbunöeö Wülltjeim, ftanö öiefem feit 19SO als
Ifjebetoogt t>or. Jn unermüdlicher, felbftlofer 3rbeit t)at er in fciefer Öigenftfjaft Dem OTarfgräfler^
lanb taertuolle Zrtenfte geleiftet. Oein Uerluft trifft unö frtjtoer. Wir: roerben fem 2lnöenFen ftetö
in tjotjen (Jtjren tjalten.

OTülltjeim, Den 12. Februar 1959

aebelbunö THülltjrim

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