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Zimmer, Küche, zwei Höfe mit einem Brunnen,
Keller und Speicher eingeräumt worden sind.
Meine liebe Mine ist nun nach einer über-
standenen vierwöchigen Krankheit wieder recht
gesund und vergnügt und wird Ihnen wahrscheinlich
heute mit diesem Brief noch schreiben.
Um Conferirung des vakanten Amtsrevisorats
in Lörrach bin ich bereits bey dem Kriegsministerium
eingekommen und erwarte nun täglich
höchste Resolution. Der Amtsrevisor Fink in
Candern war einige Tage in Carlsruhe und hat
sich um diese Stelle beworben und wie mir der
Herr Geh. Kriegsrath Reich sagte, ist ihm solche
von mehreren Herren zugesichert worden. Doch
habe ich noch Hoffnung, und wenn ich ja auch
diese Stelle nicht bekomme, so kann ich so lange
zuwarten, bis eine andere vakant wird.
Ein mehreres wird Ihnen meine liebe Mina
schreiben.
Leben Sie recht gesund und vergnügt, wir
grüßen und küssen Sie und unsere Geschwistrig
vielmahl.
Ich bin Ihr gehorsamster Sohn
Heinrich Rupp".
Dem Brief legte er das versprochene Verzeichnis
der erhaltenen Ehesteuer bei.
„Verzeichniß
über dasjenige Bettwerk und Weißzeug, welches die
Wilhelmine Auguste Gmelin, des Regiments - Quartiermeisters
Heinrich Rupp Ehegattin, von ihren Eltern zur
Ehesteuer erhalten hat, als:
1 kölschenes dto.
3 Deckbetter
2 Unterbetter
2 Matrazen
4 lange Kissen
2 Kopfkissen
3 Strohsäck
3 Strohkissen
Anmerkung:
Davon fehlten:
1. das Roßhaar mit 20 Pfd. in
einer Matraze;
2. 5 Pfd. Wollen dazu;
3. die Fedren in 1 Unterbett,
2 Deckbetter und 1 Langkissen
.
2 roth und weiße kölschene Deckbettziechen
2 blau und weiße persene dto.
2 kölschene graue dto.
2 dto. blau und weiß dto.
2 dto. graue dto.
6 lange weiße Kissenziechen
12 kleine dto.
4 lange graue Kissenziechen von Kölsch
4 lange kölschene blau und weiße Kissenziechen
2 graue lange Kissenziechen
1 Spreuersack
12 reistene Leintücher
3 zödene dto.
2 glatte reistene Tischtücher mit 6 Servietten
2 geb. dto. mit 8 Servietten
1 geb. flächsenes dto. mit 12 Servietten
6 zöd. geb. dto.
12 reistene geb. Handzwehlen
12 zöd. geb. dto.
12 Küchenzwehlen
ferner:
6 silberne Eßlöffel
Verzeichnet, Rastadt, den 28ten September 1816
Rupp
Wilhelmine Rupp geb. Gmelini(
Zehn Jahre später quittiert Rupp den Empfang
von 154 Gulden zur Bezahlung eines Klaviers.
Diese Quittung ist in Müllheim ausgestellt.
Doch auch für die häusliche Wärme ist Gmelin
besorgt. Er verschafft für seinen Tochtermann
Rupp Holzloszettel, ebenso für seinen Bruder,
den Geh. Hofrat Gmelin in Karlsruhe. Noch im
Jahre 1816 überweist er Rupp 44 fl für zwei
Kommoden und 200 fl als weitere Mitgift.
Seinen Sohn Karl schickte er auf die Schule
nach Freiburg. Er wohnt bei seinem Schwiegersohn
Rehfuß für 42 Kreuzer tägliches Kostgeld.
Er läßt ihm Extrastunden bei Professor Seybel
geben, nimmt einen Zeichenmeister und Flau-
disten. An guter Kleidung fehlt es nicht. Für
Juni bis August betragen solche Nebenausgaben
für Karl 101 Gulden.
General Gmelin, der sich seiner Zeit für die
Übertragung der Pfarrei an Georg Jeremias
Gmelin beim Markgrafen eingesetzt hatte,
hinterließ eine namhafte Stiftung, deren Erträgnisse
den Angehörigen der Sippe Gmelin zufließen
sollten. Dr. Gmelin in Karlsruhe überweist
seinem Bruder in Badenweiler aus dieser
Stiftung 283 fl 43 kr.
Viele Rechnungen sind Schuhmacher - Rechnungen
. Immer wieder müssen Schuhe gesohlt
werden. Da heißt es: „Der Jungfer Charline ein
Paar neue Schuhe gemacht: 2 fl; Herr Ernst ein
Schuh gesohlt; Herr Gustav zwei Paar Stiefel
gemacht". Dies allein in einem Monat. Im nächsten
Monat hatte der Schuhmacher mit einem
Gesellen eine ganze Woche im Haus gearbeitet
mit einem Taglohn von 28 kr. Da ist aber auch
noch die Magd Annamei, da ist der Knecht, sie
erhalten ihr Schuhwerk. In einer Rechnung heißt
es: „dem Rickielie ein Paar Schuhe gesohlt 12 kr",
„dem Bübli ein Paar Stiefel gesohlt von meinem
Leder 18 kr". Die Jungfer Karoline erhält von
Zeit zu Zeit ein Paar neue Samtschühlein; ein
Paar neue Schuhe kosteten 2 fl. So ist es verständlich
, daß Pfarrer Gmelin zum Rotgerber
Martin Pflüger ging und dort 63/4 Pfd. Sohlleder
kaufte zu 4 fl 17 kr, ein Kalbfell für 3 fl 15 kr
und 14V2 Lot schwarzen Safian zu 1 fl 56 kr.
Trotzdem kennt Gmelin auch die Fürsorge für
andere Menschen. Unter einer Schuhmacher-
Rechnung steht von seiner Hand geschrieben:
„Dieses Conto den 3. Febr. 1827 bezahlt, weil er
des Geldes nötig hatte, jedoch ohne den Grundbieren
Zehenden abzuziehen".
Da liegen Rechnungen von Schmied Eckerlin
für Beschlagen des Pferdes. Pfarrer Gmelin
brauchte ein Pferd, da er seine weit auseinander
liegenden Filialorte nur zu Pferd versehen
konnte. Diese Rechnungen beliefen sich durchschnittlich
im Jahr auf 30 fl.
Es folgen Schlosser-Rechnungen; der Sattler
kam ins Haus und berechnete 1 fl Taglohn. Am
billigsten war der Schneider; er erhielt einen
Meisterlohn von 15 kr im Tag, der Gesellenlohn
betrug gar nur 12 kr. Ein Paar Hosen kostete
48 kr zu machen.
Die Küfer-Rechnung wurde gern bezahlt; der
Wein ist heute noch eine Gabe Gottes. Gmelin
muß einen reichhaltigen Weinkeller besessen
haben. Es heißt in der Rechnung: „18. September
: 14 Saum Wein abgelassen; 21. September*.
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