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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-02/0015
16 Saum; 25. Sept.: 4 Saum; 5. Nov.: 20 Saum".
Ein Saum zu 150 Liter gerechnet.

Natürlich brauchte es Tuch, Knöpfe, Samt,
Seidenfaden. Türkengarn wurde bei Wechsler in
Müllheim pfundweise gekauft.

Auch eine Rechnung für ein Bruchbändlein
für das Knechtlein Johann Jakob Lipp aus Niederweiler
war dabei und eine solche für eine
Krätze-Kur.

1820 war Gmelins Sohn Ernst in Freiburg auf
der Schule; das Haarschneiden kostete damals
6 kr, das Reisegeld von Freiburg nach Badenweiler
2 fl.

Die Öfen mußten umgesetzt werden. Der
Hafner lieferte „Milchheflein" und Blumentöpfe.

Pfarrer Gmelin dachte aber auch an sich: er
steigerte aus der Pfarrer Schmiedt'schen Bibliothek
zu Buggingen Bücher und Kupferstiche für
60 fl 52 kr. Er kaufte vom Sonnenwirt in Badenweiler
vier Forellen und bei Hoyer in Müllheim
Pudermehl zu Biskuit, Nelken, Zimt und Zitronen
. Von Basel brachte ihm der Fuhrmann
Freund „ein emballirtes Kistchen Taback". Nun
konnte er seine Studierstube unter Rauch setzen.

Aus Basel erhielt er übrigens auch von dem
Buchhändler Neukirch eine musterhafte Mahnung
, weil er eine Rechnung unbezahlt gelassen
hatte: „Dem jährlichen Gebrauch zufolge habe
ich die Ehre, Ihnen beygehend den Auszug Ihrer
Rechnung zu übersenden. Ohne Zweifel werden
Sie solche richtig finden; sollten sich aber jedoch
einige Irrungen zeigen, so werde ich mich darüber
gehörig von Ihnen belehren lassen.

Erlauben Sie, daß ich mich bey diesem Anlaß
der Fortsetzung Ihrer schätzbaren Gewogenheit
empfehle, und genehmigen Sie die Versicherung

Dr. Robert Feger:

Ignaz Adam Anton Feiner, geboren zu Freiburg
im Breisgau am 17. August 1754, Jesuit,
nach Aufhebung des Ordens von 1776 an Professor
am Gymnasium seiner Heimatstadt, 1812
dessen Präfekt, von 1814 bis zu seinem Tod im
Jahre 1825 Pfarrer in Merzhausen bei Freiburg,
Aufklärerischer Theologe der gemäßigten Richtung
, vielseitiger Literat und Dichter, Nachahmer
Johann Peter Hebels, Verfasser zahlreicher pädagogischer
und theologischer Traktate und Streitschriften
, Schöngeist- und Gelegenheitsdichter.
Die Gelehrten- und Schriftstellerlexika nennen
über dreißig Einzelschriften als seine Werke.

So etwa würde sich der Literaturhistoriker
unserer südbadischen Heimat zum Stichwort
Feiner äußern. Fügt man noch hinzu, daß Ignaz
Feiner um 1780/1790 im gesellschaftlichen Leben
Freiburgs eine nicht wegzudenkende Rolle gespielt
hat, daß er eine Art Maitre de plaisir für
Freiburg war, der Theateraufführungen leitete
und Prologe dazu schrieb, der in den musischen
und literarischen Zirkeln Freiburgs gern gesehen
war und bei keinem Festkomitee fehlte, daß er

meiner aufrichtigen Wünsche für Ihr stetes Wohlergehen
sowie jene der vorzüglichen Achtung,
womit ich zu verharren die Ehre habe.

Dero ergebener Neukirch".

Auch Kropfsalbe und Öl für Pomade durften
nicht fehlen, ebensowenig die Farben, gelb, ocker
und engl, rot für den neuen Anstrich oder das
Bad der Jungfer Gmelin im Badehaus bei Gastwirt
Joner vom Gasthaus zur Sonne.

Dies alles gehört zum Bild der Badenweiler
Pfarrfamilie.

Die Zähigkeit und Unverwüstlichkeit des
alten Gmelin zeigt auch sein Kampf mit der
Steuerbehörde. Gmelin war Inhaber des Safranzehnten
zu Neuenburg. 1815 begann die Behörde
plötzlich auf diese Zehnteinnahme eine Steuer
zu legen. Es handelte sich nur um 5 Gulden im
Jahr. Gmelin kämpfte verbissen um das Recht.
Es ist verständlich, daß hier der würzige Kaffee
mit dem feinsten Pariser Melis nicht genügte,
noch sein kerniger Wein oder sein duftender
Tabak. Hier mußte er sich schon bei Hofapotheker
Schmidt ein Tiegelchen Kropfsalbe besorgen,
um durchstehen zu können. Oder war es die Frau
Pfarrer, die sie benötigte? Pfarrer Gmelin hielt
auf jeden Fall durch und erlebte die Genugtuung,
daß das Großh. Bad. Direktorium des Dreisam-
Kreises ihm Recht gab nach fünfjährigem Streit.

1823 reichte Gmelin zum erstenmal seit 35
Jahren ein Urlaubsgesuch für 14 Tage ein. Sein
Vikar Haaß wird die Geschäfte weiterführen.

Er hat keinen Sohn, der ihm im Amte folgen
könnte. Als er am 8. Juni 1830 starb, ist die
Pfarrdynastie Gmelin zu Badenweiler für immer
erloschen.

— ein offenherziges enfant terrible der Aufklärungszeit
— seine Freiburger Amtsgenossen
durch seine zwei Jahre hindurch erscheinende
„Freiburger Stadt- und Landpredigerkritik" ausgiebig
schokierte, daß er sich eben wegen dieser
„Predigerkritik" mit einem anderen bekannten
Freiburger, dem Philanthropen Heinrich Sautier,
in erbitterter literarischer Fehde herumschlug,
aber schließlich dessen Freund wurde, fügt man
dies und ähnliches hinzu, wird sein Bild schon
deutlicher. Ins Bewußtsein der Nachwelt aber hat
sich Feiner vor allem durch eine seiner Schriften
eingeschrieben. Bald nachdem die Alemannischen
Gedichte Johann Peter Hebels herausgekommen
waren, erschien 1803 in Basel bei Flick
ein ähnliches Bändchen. Es hatte 244 Seiten und
führte den Titel: „Neue alemannische Gedichte.
Von Ignaz Feiner, Professor".

In Satz und Aufmachung erinnert das kleine
Buch an Hebels Bändchen in der Sauerländer
Ausgabe; vor dem Titelblatt sitzt ein reizendes
Aquatintablättchen, das ein behäbiges bäuerlichbürgerliches
Zimmer zeigt und darin eine

Jm fflettftmt mit Lfybel

Der Freiburger Dichter Ignaz Feiner

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