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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-03/0011
gewunschen, sonsten aber mit Einander nichts
geredt. Er Comparent habe den Inspector befragt,
warum Er dem Schultz von Ziencken nicht gesagt,
daß sie in den Zienckener Inslen Faschinen machen
wollen, worauf Er Inspector geantworthet.
Er habe es ja gestern dem Hirden gesagt, warum
also der Schultz nicht ihne Inspector darum an-
geredt habe? Worauf sie nacher Haus, und Tags
hinach mit gesamter Mannschaft in die Ziencke-
mer Inslen zum Faschinenhauen gegangen seyen.
Wie sie daselbsten angelangt und etliche hundert
Faschinen bereits gehauen, seyen die Marggräfler
in großer Anzahl unter anführung eines M-Be-
amten und des Schultheißen von Ziencken mit
unterschidl. gewör, benanten Flinten, schutzgab-
len, Bängel, samt Bajonetten auf den stecken
und anderen Instrumenten versehen, über sie
losgekommen und gesagt, was sie da zu schaffen
haben, es seye dieses Marggräfischer Grund und
Booden und gehe sie also nichts an, sie wollen
sie samenthaft in arrest nehmen: der Inspector
habe sodann dem Beamten Erwideret, der Boden
gehört dem Kayser, und seyen sie also berechtiget
, darinnen Faschinen zu machen. Die Marggräfler
aber haben ihnen Österreichern ihr Haugeschirr
weggenohmen, und sie nach Haus geschickt
". Auf die Frage, wie es denn mit den
Gewalttätigkeiten gewesen sei, erklärte der Verhörte
, er habe nichts gesehen; man habe aber
erzählt, „daß der Marthin Schmitt übel seye trac-
tieret worden". Von groben Reden habe er nur
vernommen, „daß wo der Inspector Kratz gesagt,
Er seye im Nahmen des Kaysers da, der Marg-
gräfische Beamte Erwideret habe, Er seye im
Nahmen des Haus Durlach da, und Kayser habe
hier nichts zu befehlen".

Die Aussagen der anderen Holzhauer waren
gleicher Art. Keiner wollte genaue Angaben
machen.

Nur der „Traktierte" erzählte die Geschichte
seines Leidens. Er habe sein „Säßlein" gutwillig
hergegeben. „Nach der Hand aber habe er zu
seinem Waitsack um Brodt zu holen gehen wollen
, welches die Marggräfler ihm nicht gestattet,
und wie Er gesagt, Er habe Hunger und müsse
sein Brodt hohlen, habe ihme Ein Marggräfler
ein gewaltig stoß mit dem Flinten Backen auf die
Brust versetzt und da Er Comparent Erwideret,
ob dises Erlaubt seye, mit den Leuthen so umzugehen
? habe Er ihme auch den zweyten eben so
harten mit dem nemblichen Flinten Anschlag
solcher gestalten anwiderum auf die Brust versetzt
, daß Er Comparent schier zu Boden gefallen
. Die Marggräfler seyen wie wilde Leuth gewesen
und haben auch seinen Bruder Michel
Schmitt mit Einem Langen stecken Einen harten
schlag auf den linken Armb versetzt, doch habe
es seinem Bruder nicht so viel gethan wie ihme
Comparenten, weilen Er diser stösen wegen
habe den Barbierer brauchen und 14 Täg lang
im Bett ligen müssen, 8 Täg hinnach habe Er
zwar wider Ein wenig aufstehen können, allein
spihre Er noch bis auf die jetzige Zeit /: besonders
wann Es ander wetter gebe:/ schmertzen
auf seiner Brust, sonsten habe Er weiter keine
gewaltthätigkeit gesehen".

Es schließt mit dem schönen Satz:

„Er wisse weiter nichts mehr, als bette unter-
thänig mann mögte ihme als Einem Armb und
mit 5 Kindern beladenen Mann und unschuldigen
unterthan zu Bezahlung seiner Kosten, Versaum-
nus und schmerzen zur Bezahlung gnädig verhelfen
".

Die Kosten für dieses Verhör betrugen über
30 Gulden. Es ist nicht bekannt, wie dieser Fall
geregelt wurde. Fest steht jedoch, daß er dazu
beitrug, das Verhältnis der vorderösterreichischen
Lande zu dem Nachbargehiet immer
schwieriger zu gestalten.

Man sollte doch wohl annehmen, daß keine
Beschäftigung beruhigender auf das Gemüt wirke
, wie das Fischen. Ein Fischer müßte ein in
Geduld geübter Mensch sein; nicht nur geduldig
mit dem vorsichtig den Köder umschwimmenden
Fischlein, sondern — wenn die charakterbildende
Kraft dieser Tätigkeit überhaupt von Wert sein
soll — auch mit den oft so ungebärdig am Angelhaken
des Gemeinschaftslebens zappelnden Mitmenschen
. Es scheint aber durchaus nicht so zu
sein. a

Das beweisen uns die Fischer von Zienken.
Sie waren mit ihren Berufsgenossen der ganzen
Gegend rechts und links des Rheins in der Neu-
enburger Fischer- und Schifferzunft zum Riesen
zusammengeschlossen.

Kanzleiverwalter Klein setzte am 21. November
1771 ein Schreiben gegen diese Zienkener
Jünger Petri auf, die sich so unbrüderlich zu
ihren Zunftgenossen verhalten hatten. Er schrieb:

„Neben anderen Seynd auch die Fischermeistere
zu Grißheim allhießiger Fischer Bruderschaft
Einverleibet, und dadurch Berechtiget, in
dem Hießigen Stadt Bann Bis an die Ehemals
gestandene untere Mühle zu fischen. Dißes Rechts
nun Sich zu Bedienen hat Joseph Hipp Samt
noch drey anderen Fischer Meistern von Grißheim
vorgestern den 19ten dißes mit dem sogenannten
Stang-Garn in vollem Rhein auf die
Lachß gefischet. Selbe Seynd aber durch die
Ebenfalls der Bruderschaft dahier Einverleibte,
mithin gleicher gestalten Berechtigte Fischer von
Ziencken anfänglich abgemahnet, und Endlichen
mit Steinwürfen abgetriben worden, wobey wenig
Ermanglet hat, daß nicht Ein- oder Anderer
deren Grißheimer Fischeren Todt dahin geworfen
worden wäre: Auf dißes deren Zienckener Thät-
liche Begegnen, und Beschehene Anfrischung deren
Grißheimer von denen auch dahier Bruderschaftlichen
Fischeren von Rumerßheim in dem
Elsaß, haben jene Sich zwar Ehender nicht abtreiben
laßen, Bis nicht Sie ihre Fischens Gerechtigkeit
nach dem Buchstäblichen Innhalt des diß-
fähligen Bruderschafts-Articul vollständig aus-
geübet hatten, darbey aber denen Zienckhemer
Fischeren sothanen Articul zur Bedenckhung angezogen
, worüber Endlichen die Zienckhemer die
Masque abgedeckhet, und Erwidert haben, daß
der Bezirckh, worinn Sie Grißheimer geüschet
hätten, nicht Stadt Newenburgisch, sondern bis

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