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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-04/0013
war gewiß als Gattin, Mutter und Freundin eine
der Edelsten ihres Geschlechts; von wahrer, nicht
bloß schimmernder Geistesbildung, ihres Gatten
ganz würdig, nur in ihm, nur für ihn und ihre
Kinder lebend, das Glück und die Wonne seines
Lebens, von ihm auf das Treueste und Innigste
geliebt".

Herder selbst schrieb in einem Brief an F. H.
Jacobi 1783: „Sie ist der Baum, der Trost und
das Glück meines Lebens. Selbst in schnellen und

fliegenden Gedanken mit mir eins. Sie leidet in
ihrer Seele nur, sofern sie mich leiden sieht,
sonst ist sie die Ruhe und Tätigkeit selbst, immer
voll guten Mutes".

Eine liebevolle Darstellung des Lebens und
Wirkens seines Vaters gab unter dem Titel
„Herders Lebensbild" (drei Bände, 1846/47) auch
Herders Sohn Emil Gottfried, der 1855 zu Erlangen
als Bayrischer Oberforst- und Regierungsrat
starb.

Emil Baader:

2!Hüt)enöe Dogelrruere

„Es gibt winzig kleine Pflanzen, und sie eroberten
dennoch den Erdkreis: nicht mit Feuer
und Schwert, sondern in der Stille, zum Zeugnis
gegen jene, die den Kampf mit Feuer und
Schwert für den Vater aller Dinge halten. Ich,
wenn ich ein Sinnbild echten Heldentums zu
suchen hätte, ich würde die Vogelmiere statt des
Kaisers Napoleon wählen".

Solche Worte schrieb ein Freund und Kenner
der Natur, ein Dichter, der Österreicher Karl
Heinrich Waggerl, über die Vogelmiere, die auch
Sternkraut oder Sternmiere (stellaria media) genannt
wird. Dieses Jahr hat dieses „Unkraut",
das man in allen Gärten und auf allen Äckern
findet, wo es den Boden mit einem zarten Rasen
überzieht, schon im Februar seine weißen Blumenaugen
aufgetan.

Wenn die Erde noch weich ist vom Schnee
und die ersten Strahlen der Sonne auf die Schollen
fallen, erheben sich die hellgrünen Vogel-
miereblättchen. Kaum sind ein paar Tage vergangen
, so liegen sie wie eine grüne Welle über
den Boden gebreitet, so weit das Auge schaut.
Dann öffnen sich die weißen Blütensterne. Das

sind des Sternkrauts schönste Tage im Jahr. Bald
kommen vielerlei Heimsuchungen: jedes Häslein
will von den zarten Blättern naschen; die Lerche
holt sich ein Zweiglein. Auch Hänfling, Zeisig
und Feldspatz zupfen gern von Blatt, Stengel
und Blüte. So ergeht es der Vogelmiere im
Ackerland. Und wie im Garten? Da kommt die
Stechschaufel und die Hand des Menschen. Sie
greifen nicht nur nach Blatt und Stengel, sondern
auch nach der Wurzel.

Aber da zeigt sich die Lebenskraft dieser
Pflanze. Heute scheint das Stellariavölkchen ausgerottet
; nach etlichen Tagen guckt schon da und
dort wieder eine neue Sternmiere aus der Erde.
Und bald sind sie alle wieder da, die Kräutlein
mit den weißen Sternblüten. So macht es die
kleine Vogelmiere auf dem ganzen Erdball, so
weit dieser von Menschen bewohnt ist. Von den
hundert Arten dieses Pflänzchens sind mehrere
„kosmopolitisch".

Die Vogelmiere zählt wie alle Mierenarten in
die große Familie der Nelkengewächse. Wir wollen
in ihr nicht nur ein „Unkraut" sehen, sondern
auch ein Sinnbild tapferen Lebens.

K. Schäfer:

Von Decmeflen urrä Dermeflentyei't / ein beinahe Reißet: föieg

Die vorderösterreichische Regierung zu Freiburg
hatte um die Zeit des Faschinenstreites in
Verbindung mit Frankreich eine Kommission eingesetzt
, welche die Rheingrenze in den einzelnen
Banngebieten neu aufzunehmen hatte. Österrei-
chischerseits war der Syndikus von Altbreisach,
Schuech, als Kommissar eingesetzt, für Frankreich
zeichnete die Protokolle Kommissar Noblat.
Als Geometer finden wir für Frankreich Petin,
für die österreichische Seite Eberle.

Die Regierung hatte auf Grund der bekannten
Vorfälle der Grenzkommission den Auftrag erteilt
, auch in dem Gebiet, das Zienken für sich
beanspruchte, ihre Arbeit zu verrichten. Für sie
war dieses Gebiet als österreichisches Territorium
anzusehen. Sie hatte wohl zur Vorsicht gemahnt,
denn das Spiel beginnt am 20. Juni 1772 mit einer
höflichen Mitteilung des Vorhabens an das Oberamt
in Müllheim zu dem Zweck, „daß ihme Herr
Eberle daselbsten, in seiner geometrischen Operation
keine Hindernus gemacht werde". Er schließt
mit der „getröstlichen Zuversicht", daß sich alles
wohl anlassen werde.

Die Antwort des Oberamtes hat diese Zuversicht
sehr schnell zerstört. Hofrat Wieland zu
Müllheim war ein gewiegter Diplomat, der es
glänzend verstand, alles zu Gunsten seines Landes
auszunutzen und auszulegen. In den ersten
Sätzen seines Antwortschreibens erweckt er den
Eindruck, als wenn die vorderösterreichische Regierung
seiner landesfürstl. Regierung pflichtschuldigst
die Mitteilung der Grenzaufnahme gemacht
habe. Er hebt damit das Gewicht seines
Landes. Von da aus hat er dann tragfähigeren
Boden unter sich, um die Bitte des Kommissars
sehr betont abzuweisen.

„So erwiedere hierauf in freundlicher Ant-
wortt, daß die zwischen denen Steinen oben
bei Neuenburg und unten gegen Grißheim
unter dem Hochgestaat gelegene Landschafft
in Hügelheimer und Zienckener Bann gehörig,
und der Hochfürstlichen Badischen Landeshoheit
unterworfen, dahero an diesem Ort, mit dem
Königlichen Französischen Commissario Monsieur
Noblat man seiner Zeit von hieraus die Begehung
dieser Gränze besorgen werde, denenselbigen

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