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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-04/0014
aber nicht gestatten könne, über gedachte Gegend
unter dem Hochgestaat einen Plan verfertigen
zu laßen. Ich finde mich dahero vielmehr
genötiget, gegen obige Anmaßung hiermit zu
protestieren und denenselbigen ohnzuverhalten,
daß ich würklich die Befeie erlaßen, auf Einfinden
des Geometer Eberle selbigem durchaus diese
Arbeit nicht zu gestatten, indeme es ein Eingriff
in dißeitige Landes Herrlichkeit wäre.

Es ist diese Sache bereits zur Ausgleichung an
die mit der V. Ö. Regierung verabredete Con-
ferenz gewiesen, und hoffe ich, es werden Euer
HochEdelgebohrn nichts vornehmen, wodurch zu
Handhabung dißeitiger Gerechtsame die schickliche
Mittel zu ergreifen man genötiget wäre.

Der in ansonsten überall die Hände bieten
werde, in der Nachbarschafft Angenehmes zu
beweisen, und mit aller Hochachtung beharre

Euer HochEdelgebohrn Dienstergebenster

C. F. Wieland"
Müllheim, den 23ten Juny 1772.

Wie vornehm und hochdiplomatisch wirkt die
Anschrift:

„ä Monsieur

Monsieur Schuch, Syndice et Directeur
de la Chancellerie de la Ville d'Altenbrisach

ä Altbrisach"

Am 26. Juni schon sitzt Geometer Eberle zu
Neuenburg vor einem Blatt, das er aus seinem
Aufzeichnungsheft gerissen zu haben scheint und
erstattet Schuech Bericht. Es war gekommen, wie
es Wieland angekündigt hatte.

„Monsieur

Da nun die Aufnehmung der Scheidung gegen
Hombourg, Ottmarsheim, Banzenheim, Rumers-
heim, Hamerstat und Blodelsheim geendigt habe,
und auch das Territorium bey Zienkhen auf die
Carten Nehmen wolte, hatte ich mich Heut Morgens
um 6 Uhr als den 26ten juni zur arbeit
begeben, ich kam bis auf die Risen gegen Zienkhen
. Kaum hatte ich das Papir auf das Tischlein
aufgespannet, den Compaß gestellet und zu operieren
angefangen: da käme der Wächter und
Bamert von Zienkhen /: welche auf mich achtzuhaben
bestelle worden :/ sie sagten mir, ich solte
gleich zu arbeiten aufhören und ihren Bahn
Quittieren, es seye der Befehl des oberambts von
Mihlheim, ich glaubte, dises seye nur ein lehres
geschwätz, habe hiemit den Befehl des oberambts
schriftlich zu sehen begehret. Der Wächter ging
gleich in das Dörflein hinein und hatte anoch
einen anderen mit sich herausgebracht, welcher
mir den Befehl schriftlich vorgewisen. Dessen
Inhalt gewessen: Man solle mir nit zu arbeiten
gestatten, Wofern ich aber wüder diesen Befehl
meine Operation continuieren wolle, so solle man
mir meine geometrischen instrumente mit gewalt
hinwegnehmen, selbe auf Mihlheim lifern, mich,
meine Schüffleyth und Fröner /: so ich bey mir
habe :/ zu dem Bann hinausführen. Ich war hiemit
gezwungen, meine Operation zu Endigen und
habe mich wüderum Nachhaus begeben. Ich verfüge
mich Nacher Crozingen und erwarte die

Ordre wan und wo ich meine Arbeit continuiren
solle.

Nebst unterthänigster Empfehlung beharrend
Euer Excellenz gehorsamster Diener
Jean Eberle, Geometer"
Neuburg, den 26ten juni 1772.

Syndikus Schuech will die Verantwortung
nicht auf sich nehmen, den Geometer in den
Kampf zu schicken. Er legt alle Schreiben, Anfrage
, Antwort und Bericht seiner Regierung vor.
Diese läßt sich über drei Wochen Zeit, dann, am
21. Juli, erfolgt eine unglaubliche Entscheidung.
Man könnte meinen, die alten Zeiten des mittelalterlichen
Fehdewesens würden wieder lebendig.
Die Regierung teilt Schuech mit, daß sie den
Bericht unliebsam vernommen habe. Sie will den
anrückenden Markgräflern eine böse Überraschung
bereiten. „Nun sind Wir aber ernstlich
gesinnt, die Territorial - Gränzen und Rechte unter
denen Hohen Gestaaden mit Nachdruck zu
behaupten, dahero Wir Euch jedoch zu alleiniger
Wissenschaft bedeüten, daß dem dißeitigen Geometer
eine Militärische Bedeckung von dreißig
Mann werde zugegeben werden". Schuech solle
zu gegebener Zeit Tag und Ort mitteilen, an
denen sich die Truppen einfinden sollten. Es zieht
sich aber noch lange hinaus; am 26. September
erst trifft das Schreiben des Kommissars in Freiburg
ein, das eine Aktion auslöste, die in ihrem
weiteren Verlaufe immer drohendere Formen
annahm.

Eberle hatte inzwischen den ganzen Neuen-
burger Bann vermessen, bis auf dieses von den
Markgräflern so leidenschaftlich verteidigte Gebiet
unterhalb des Hochufers bei Zienken. Nun
ließ sich die Arbeit nicht mehr länger hinausschieben
. „Die Militärische Bedeckung hätte also
Dienstag, den 29ten dieses Abends anzulangen
und wäre meines jedoch unterthänig: und ohn-
maßgeblichen Dafürhaltens in die nähe, nacher
Grißen, Entweder samenthafft, oder gleichwohlen
per die helfteß und die andere helfte nacher
Neuenburg /: woselbsten sich würcklich der Herr
Dragoner Haubtmann v. Riedler auf Commando
befindet :/ zu verlegen: dem Geometer Eberle
aber wären einige Mann zu dessen Sicherheit
beyzugeben, welche ihme wehrend seiner Aufnehm
und Abmessung zu begleiten und vor wie-
derhohlter Gewalt sicherzustellen hätten".

Am gleichen Tage noch wird das nötige in die
Wege geleitet. Schuech erhielt die Nachricht, daß
alles nach seinem Vorschlag geschehen werde:

„ . . . daß am 29ten abends 24 Mann Infanterie
und 6 Cavaileristen nebst einem Officier aufbrechen
und nämlichen Abends die Helfte in Neuenburg
, die andere aber in Griesen eintreffen werde,
woselbst der die Mannschaft commandierende
Officier das Quartier nehmen wird". Unter dem
Schutze dieses Kommandos sollte die Vermessungsarbeit
durchgeführt werden. „Gleichwie nun
dieses Commando zu Bedeckung der Messung
unter den hohen Gestaaden zu dienen und falls
sich die Durlacher dieser Arbeit mit gewafneter
Hand wiedersezen sollten, Gewalt mit Gewalt zu
vertreiben hat, also erinneren wir euch, daß ihr

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